Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten
Saigon. Ein reiner Bürojob. Beim Nachrichtendienst der Marine.«
»Und wie sind Sie auf Vitamine gekommen?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich hab angefangen, mich für meinen Lebensunterhalt zu interessieren.«
»Ich verstehe.«
»Ich fürchte, über mich gibt es nichts besonders Interessantes zu erzählen, Mary Ann.«
»Aber nein … Ich finde, Sie sind sehr …«
»Heute abend läuft im Kino ein Film, zu dem ich Sie sehr gerne einladen möchte, wenn Sie nicht schon …«
»Was für ein Film?«
»Ein Oldie. Polizeirevier 21. Mit Kirk Douglas und Eleanor Parker.«
»Oh, da komm ich liebend gern mit«, sagte sie.
Wozu hat man Freundinnen?
Beauchamp und DeDe verbrachten einen geruhsamen Sonntag vormittag in Sausalito, inklusive Brunch im Altamira.
Sie waren wieder ein Paar, eine perfekte Kombination braungebrannt, rassig und schön. Auf der im strahlenden Sonnenschein liegenden Terrasse verfolgte man sie mit hungrigen Blicken, steckte über Gläsern voll Ramos Fizz die Köpfe zusammen und stellte allerhand Spekulationen an.
Und DeDe kostete jede Minute davon aus.
»Beauchamp?«
»Hmmh?« Seine Augen hatten genau die gleiche Farbe wie die Bay.
»Letzte Nacht war es … toller als in unserer Hochzeitsnacht.«
»Ich weiß.«
»War das …? Habe ich mich so verändert, oder du?«
»Spielt das eine Rolle?«
»Für mich schon. Ein bißchen.«
Beauchamp zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, ich weiß inzwischen … was ich will.«
»Mich verwirrt das alles ein bißchen, Beauchamp.«
»Warum?«
»Ich weiß nicht recht. Es … läuft jetzt gut zwischen uns, und … Na ja, ich möchte halt wissen, was ich richtig mache, damit ich so weitermachen kann.«
Er rieb sein Knie an dem ihren. »Bleib einfach, wie du bist, okay?«
»Okay«, sagte DeDe lächelnd.
Als sie wieder zu Hause in der Montgomery Street waren, legte Beauchamp dem Corgi eine seiner Leinen an. »Ich denke, ich gehe mit Caesar zum Tower hoch. Hast du Lust auf einen Spaziergang?«
»Danke, aber ich sollte mich um meine Post kümmern.«
Sobald Beauchamp aus der Tür war, rief sie Binky Gruen an.
»Bink?«
»DeDe?«
»Ich bin zurück.«
»Und?«
»Was, und?«
»Wieviel, du Dummchen? Wieviel hast du abgenommen?«
»Ach so … achtzehn Pfund.«
Binky pfiff durch die Zähne. »Wenn du mich fragst, hört sich das ganz nach Anorexie an.«
»Binky, ich brauche …«
»Ich bin übrigens ganz sicher, daß Shugie Sussman Anorexie hat. Ich meine, es gibt nicht den geringsten Zweifel. Sie verfällt zu einem Nichts, und niemand kann sie davon überzeugen, daß sie kein Pummel ist. Es ist eine Tragödie, DeDe. Wenn das so weitergeht, müssen wir das arme Ding noch in einem Briefumschlag in die Menninger-Klinik schicken!«
»Binky, ich würde zwar liebend gern hören, was mit Shugie Sussman los ist, aber …«
»Entschuldige, mein Schatz. Hast du den Aufenthalt genossen? Ich meine, abgesehen von diesen grauenhaften Leonardo-da-VinciÜ …?«
»Ich brauche deine Hilfe.«
»Jederzeit.«
»Ich … brauche einen Arzt.«
»O nein! Du bist wirklich krank! Mein Gott, ich bin so eine …«
»Nein, ich bin nicht krank. Ich muß bloß mal zum Arzt.«
»Oh.«
»Ich dachte dabei an den, bei dem du letztes Frühjahr gewesen bist.«
»Oje.«
»Noch steht es ja nicht fest. Ich bin mir nicht sicher. Aber ich würde mich entschieden wohler fühlen, wenn ich …«
»Es kann auch vom Training kommen, DeDe. Manchmal kann so eine körperliche Veränderung deinen Zyklus völlig durcheinanderbringen.«
»Daran hab ich auch schon gedacht.«
»Es könnte sogar von einer Anorexie kommen.«
»Würdest du bitte aufhören? Es könnte von sonstwas kommen. Ich möchte bloß …«
»Nur nicht von Beauchamp, was?«
Schweigen.
»Du möchtest zu einem Gynäkologen, der euch nicht kennt, hab ich recht?«
»Ja.«
»Okay. Der Kerl ist schlicht gesagt perfekt. Er ist sanft, diskret und dabei noch eine wahre Augenweide. Hast du was zu schreiben?«
»Ja.«
»Jon Fielding. Das Jon ohne h. Die Adresse ist Sutter 450. Du kannst ihm sagen, daß ich dich geschickt habe.«
Die Beach Boys
Mrs. Madrigals Mieter und Mieterinnen hatten diese Ecke des Gartens »Barbary Beach« getauft.
Na ja, dachte Michael, als er sein Badetuch auf die Ziegelsteine legte, ein Sonntag am Lake Temescal ist was anderes, aber das hier muß es auch tun.
In weniger als sieben Stunden würde er im Endup auf der Tanzfläche stehen.
Er brauchte jeden Sonnenstrahl, den er kriegen
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