Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten
umarmen.
Darunter stand handschriftlich: »Für die beste Mom auf der ganzen großen Welt.«
Sind es mit dem Baby wirklich drei?
Wagnerianischer Nebel senkte sich über die Avenues, als DeDe im silberfarbenen Porsche ihres Ehemanns vor Carson Callas’ Haus losfuhr.
Erledigt.
Beim Gedanken daran fröstelte es sie ein wenig. Dieser eklige kleine Körper. Die gelb verfärbten Fingernägel, die sich in ihr Fleisch gegraben hatten. Dieses … Ding … das er im Nachttisch aufbewahrte.
Ihr Geheimnis war aber immer noch eines, und DeDe bezweifelte sehr, daß der Klatschreporter eine Wiederholung verlangen würde. Als sie die Upper Montgomery Street erreichte, lag die krasse Würdelosigkeit des gesamten Geschehens bereits so weit hinter ihr wie ihre Debütantinnenzeit.
Während der Liftfahrt zum Penthouse hinauf hatte DeDe beinahe das Gefühl, nobel gehandelt zu haben. Sie hatte ein Opfer gebracht und in den sauren Apfel gebissen … um ihre Ehe zu retten und den guten Namen der Familie Halcyon sauberzuhalten.
»Wie steht’s mit den Walen?« wollte Beauchamp wissen.
»Es hat sich noch nichts bewegt«, log DeDe. »Wir streiten uns immer noch um einen Termin für die Benefizveranstaltung.«
»Ich finde ja, daß du mit Leukämie besser dran wärst.«
»Muffy macht schon in Leukämie. Das wäre nicht besonders originell.«
»Wie wär’s dann mit behinderten Kindern?«
»Um Gottes willen, nein. Wir waren letzten Monat bei mindestens drei Tanztees zugunsten behinderter Kinder. Außerdem muß man sich mit Walen nicht fotografieren lassen.« DeDe saß auf Beauchamps Schoß und drückte ihm einen Kuß auf den Mund. »Du siehst nicht so aus, als hättest du mich sehr vermißt.«
»Ich habe gelesen.«
»Was?«
»Du sitzt darauf.«
»Oh.« Sie stützte sich auf die Armlehne des Ohrensessels, als Beauchamp Some Kind of Hero hochhielt.
»James Kirkwood«, sagte er.
DeDe musterte den Schutzumschlag. »Geht es um Vietnam?«
»Ja. Irgendwie schon.«
»Beauchamp?«
»Hmh?«
»Bringst du mich ins Bett?«
»Ich hab einen anstrengenden Tag hinter mir, DeDe.«
»Bloß zum Kuscheln, okay?«
Er ließ das Buch auf den Boden plumpsen und lächelte sie an. »Okay.«
»Beauchamp?«
»Hmm?«
»Wir kommen jetzt viel besser zurecht, findest du nicht auch?«
»Womit?«
»Na ja, ich meine … mit unserem Zusammenleben.«
»Was soll das? Spekulierst du auf die Große Verdienstmedaille für Hausfrauen?«
»Nein wirklich, ich finde …«
»Die Ehe ist ein Schlauch, DeDe … für alle. Andere Leute kommen damit auch nicht besser zurecht als wir. Das habe ich dir schon immer gesagt.«
»Trotzdem … Ich glaube, wir lernen immer noch dazu und … wachsen.«
»Einverstanden. Wenn du dich damit wohler fühlst.«
»Fühlst du dich damit denn nicht wohler?«
»Wahrscheinlich schon.«
»Früher … hatte ich nie das Gefühl, daß wir reif genug wären, um Kinder großzuziehen.«
»Ach du meine Güte!«
»Aber du mußt doch zugeben, daß wir schon einiges überstanden haben …«
»Wie oft muß ich dir das denn noch sagen, DeDe? Ich habe nicht die Absicht …«
»Du! Du! Es ist mein Körper! Was ist, wenn ich ein Kind haben will? Wie steht’s denn damit, hm?«
Er setzte sich im Bett auf und grinste sie affektiert an. »Kein Problem. Du brauchst dir bloß einen Kerl zu suchen, der dir eines macht.«
»Du bist widerlich!«
»Erwarte aber nicht, daß ich dafür zahle. Oder damit lebe.«
»Mit was? Ein Kind ist doch kein Ding, Beauchamp. Es ist ein Mensch! «
Seine Augen bohrten sich in sie. »O Gott! Bist du schwanger?«
»Nein.«
»Na, dann halt jetzt die Klappe … und schlaf endlich. Ich hab morgen einen langen Tag vor mir.«
Wer ist der Glückliche?
Mary Ann verbrachte ihre Mittagspause bei Hastings, wo sie eine Krawatte aussuchte, die perfekt zu Norman paßte. Es war vielleicht kein besonders dezenter Hinweis, sagte sie sich, aber irgendwer mußte gegen diese geschmacklose, vollgekleckerte Klemmkrawatte etwas unternehmen.
Auf dem Rückweg zum Jackson Square fiel ihr ein großer gelber Hertz-Laster auf, der in einer Ladezone auf der Montgomery einparkte.
Der untersetzte Fahrer ging gemächlich zur Rückseite des Lasters und machte die Doppeltür auf.
Drinnen waren mindestens zwei Dutzend junger Frauen zusammengepfercht wie Rinder auf dem Transport zum Viehmarkt. Die meisten waren wie Sekretärinnen angezogen und kicherten nervös.
»Okay«, sagte der Fahrer. »Stellt euch auf die Hebebühne. Immer sechs
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