Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben
Hochschule für Musik und Theater, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, die Hochschule für Telekommunikation, Leipzig School of Media und, seit dem Jahr 1409, die Universität Leipzig.
Dagegen ist die Berufswahl auf dem Land erheblich eingeschränkt. Und wirklich jeden Job, den es auf dem Land gibt, den bietet auch die Stadt an. Beispiel Berlin: Im Juli 2012 gab es dort rund 2600 offene Lehrstellen, darunter 103 auf dem Bau, 29 in der Sparte »Kreativ sein«, wie etwa eine Ausbildung zum Modedesigner an der Berufsfachschule, 370 Auszubildende für Labor und Technik waren gesucht, darunter Naturwerksteinmechaniker; im Bereich Produktionsmechaniker Textil waren 23 Plätze frei, und wer mit Pflanzen und Tieren arbeiten wollte, konnte auch noch unter neun Stellen auswählen. Und wer unbedingt »irgendwas mit Medien« machen wollte, konnte aus 60 Lehrstellen auswählen, darunter ein Game-Designer. Ach, und übrigens: Wer als Bauer oder Bäuerin sein Glück auf Erden sieht, kann in Berlin bei der Domäne Dahlem anheuern. Auf dem Gelände eines ehemaligen märkischen Ritterguts in Berlin ist ein anerkannter Biolandbetrieb entstanden, mit eigener U-Bahn-Haltestelle.
Jobs für Frauen: Stadt, Land, Frust
Für arbeitende Frauen hat das Land noch eine besonders unangenehme Eigenschaft parat: Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung 2008 nachgewiesen hat, klafft die Schere zwischen den Löhnen von Frauen und Männern in ländlichen Region noch weiter auseinander als in der Stadt. Dort, in der Stadt, verdienen Frauen im Schnitt 12 Prozent weniger als Männer, auf dem Land aber beträgt der sogenannte Gender Pay Gap für Angestellte, also der Unterschied im Bruttostundenverdienst zwischen Frauen und Männern, 33 Prozent – die Frauen verdienen auf dem Dorf im gleichen Job ein Drittel weniger!
Das ManagerMagazin hat die Studie analysiert und kommt zu dem Schluss, es sei klar zu erkennen, dass die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern auseinandergeht, wenn eine Familie gegründet wird: »Weil Frauen üblicherweise den deutlich größeren Anteil an der Betreuung der Kinder haben, müssten sie häufig Karriere- und in der Folge auch Einkommensnachteile in Kauf nehmen.« Genau in dieser Hinsicht bieten größere Städte vielfältigere Möglichkeiten. Neben der höheren Chance, eine der Qualifikation angemessene Stelle zu finden, seien dort auch die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder in der Regel günstiger. Frauen könnten in der Stadt Beruf und Familie schlicht besser vereinbaren.
»Das Land verliert den Verstand« titelte die Schweizer Weltwoche (5/2005) über den sogenannten Braindrain – den Wegzug der Gehirne, der Cleveren. Kreativität, die auch für Wirtschaftsentwicklung unabdingbar ist, entsteht nur im Umfeld von Kreativität, »weil sich die Talente in Clustern verklumpen«, so die Weltwoche . In der Schweiz stellt sich die Situation so dar: Nach Zürich ziehen 30 Prozent der Thurgauer Akademiker. »Das ist Rekord.« Aber auch alle anderen Klein- und Mittelstädte »verlieren einen bedeutenden Teil ihrer gebildeten Jugend an Downtown Switzerland – eine Bewegung in der Gegenrichtung lässt sich nicht messen«.
Zu guter Letzt hören wir auf den Harvard-Professor und Wirtschaftswissenschaftler Edward Glaeser, Autor von Triumph of the City . Seine These: Städte vergrößern die Stärken der Menschheit. Und eine der größten Stärken des Menschen ist seine Fähigkeit, voneinander zu lernen, »und wir lernen gründlicher und besser, wenn wir uns Auge in Auge gegenüberstehen«. Auf dem Land aber fehlt oft das Gegenüber für die Auseinandersetzung, für das Gespräch, für das Vermitteln von Fähigkeiten und Kenntnissen.
Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, ist es also nicht weit her mit dem Voneinanderlernen – denkt man. Tatsache ist aber, dass auch Fuchs und Hase mittlerweile kaum noch auf dem Land leben. Auch sie haben erkannt: Wir haben es besser in der Stadt. Darum und welche Tiere außerdem in den Metropolen zur Artenvielfalt beitragen, wird es im nächsten Kapitel gehen.
Unsere Stadt und wir
Interview mit Amaya, 9, und Ana Elisa, 7, aus Hamburg
■ Was findet ihr gut an eurem Leben in der Stadt?
Amaya: Ich finde es gut, dass ich in die Schule nicht so weit gehen muss. Ich kann allein in die Schule gehen.
Ana Elisa: Ich finde gut, dass es hier ein Kino gibt. Und dass es tolle Sachen zum Essen gibt, zum Beispiel Salami.
■ Und wäre es nicht auch schön in einem Dorf, wo
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