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Stählerne Schatten

Stählerne Schatten

Titel: Stählerne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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die Aktivitäten im Süden des Flughafens, südlich der von Südosten nach Nordwesten verlaufenden 3350 Meter langen und fünfzig Meter breiten Betonpiste, die vor zwei Jahren für Verkehrsflugzeuge gesperrt worden war. In der Nähe der geschlossenen Start- und Landebahn standen drei große, ziemlich ramponiert aussehende Hangars und mehrere kleinere Gebäude am Rand eines weiten, völlig leeren Vorfelds.
    Das aus Ritzen zwischen den Betonplatten wuchernde Unkraut verstärkte den Eindruck, hier habe schon lange kein Flugzeug mehr gestanden.
    Dies war der geheime Stützpunkt einer Staffel – sechs Maschinen – des kampfstärksten Flugzeugs der iranischen Luftwaffe: des Bombers Tu-22M mit der NATO-Codebezeichnung »Backfire«. Der russische Überschallbomber Backfire konnte innerhalb einer Stunde jedes Ziel im Nahen Osten erreichen; wurde er von einer iranischen C-707 in der Luft betankt, konnte er in zwei Stunden sogar Ziele in Italien oder Deutschland erreichen. Seine tödliche Nutzlast bestand aus bis zu vierundzwanzig Tonnen Bomben, Abwurflenkwaffen zur Schiffsbekämpfung oder Land- oder Seeminen. Seit 1993 war vermutet worden, die Luftwaffe der Islamischen Republik Iran besitze Tu-22M, aber dieser Verdacht hatte sich nie beweisen lassen, weil nie jemand einen Bomber Backfire im Iran gesehen hatte.
    »Für einen geheimen Bomberstützpunkt sieht der Platz beschissen aus«, murmelte Tony Jamieson. Patrick McLanahan und er kreisten nun schon seit zwanzig Minuten über Beghin, machten alle paar Minuten eine SAR-Aufnahme, verglichen sie mit früheren Aufnahmen und bemühten sich, irgendwelche Hinweise darauf zu finden, daß hier tatsächlich Tu-22M stationiert waren, Bisher allerdings erfolglos. Nichts wies darauf hin, daß dort unten einer der modernsten Bomber der Welt stehen sollte. »Wir können nur noch zwanzig Minuten kreisen.«
    »Irgendwann zeigt sich etwas«, behauptete McLanahan.
    »Masters’ NIRTSats haben uns noch nie im Stich gelassen…
    nun, höchstens einmal… «
    »Großartig!« sagte Jamieson ironisch. »Und ich hab’s allmählich satt, immer bloß solche komischen Waffen an Bord zu haben, McLanahan. Die Iraner suchen Streit – also müssen wir anfangen, Waffen einzusetzen, die ein bißchen wirkungsvoller sind. Ein paar JSOWs mit richtigen Sprengköpfen wären ein guter Anfang… das ist echt nicht zuviel verlangt…«
    »Achtung, ich schalte das SAR ein«, kündigte McLanahan an. »SAR-Aufnahme… fertig… SAR im Standby-Betrieb, Antenne abgeschaltet.«
    »Verdammt, da sind sie ja!« rief Jamieson aus, als er das SAR-Bild auf dem Monitor von McLanahans Supercockpit studierte. Aus einem der Hangars am Südrand des Flughafens war der lange, schlanke Rumpf eines Überschallbombers Tu-22M Backfire aufgetaucht. Aus diesem Hangar kam noch ein weiterer Bomber, während der spitze Bug einer dritten Backfire, die offenbar auf ihre Rollfreigabe wartete, aus dem mittleren Hangar ragte. Mit Cursorbefehlen konnte McLanahan das SAR-Bild so drehen, daß sie in die Flugzeughallen hineinsehen konnten, als stünden sie auf dem Vorfeld. Auch die rückwärtigen Tore standen offen, so daß die Bomber – in jedem Hangar zwei – ihre Triebwerke unter Dach warmlaufen lassen konnten. »Bingo!«
    sagte Jamieson. »Scheiße, sie sind wirklich da!«
    »Und sie wollen offenbar starten«, stellte McLanahan fest.
    »Aber daraus wird nichts.« Kurze Zeit später waren sechs Abwurflenkwaffen AGM-154 JSOW, deren Autopiloten für nur fünfzehn Meter Angriffshöhe programmiert waren, zum Flughafen Beghin unterwegs.
    Im Bug jeder JSOW saß eine hochempfindliche Videokamera, deren Bilder McLanahan, dessen Stealthbomber B-2A Spirit in 45 000 Fuß Höhe kreiste, in Echtzeit empfing. Mit dem Mauszeiger zeichnete McLanahan auf eine der iranischen Tu-22M ein Zielquadrat, das der Autopilot der JSOW sofort ansteuerte. Als die Lenkwaffe ihr Ziel überflog, öffneten sich zwei ihrer vier Bombenklappen und stießen je einen 25-Kilo-Klumpen einer gallertartigen, klebrigen Masse aus, die auf der Rumpfoberseite des Bombers landete.
    Als die JSOW weiterflog, programmierte McLanahan sie für den Angriff auf ein Sekundärziel – in diesem Fall die Transformatorenstation des Flughafens, auf der die beiden letzten Klumpen landeten. Danach flog die Lenkwaffe selbständig fünfzig Kilometer weiter nach Westen, wo sie in den Stausee Bahlamahad stürzte und versank. So warf eine JSOW nach der anderen die Hälfte ihrer undefinierbaren Ladung auf einen

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