Stählerne Schatten
Sollten uns saudi-arabische oder türkische Flugplätze nicht zur Verfügung stehen, wäre der nächste Bomberstützpunkt die einige hundert Meilen entfernte Insel Diego Garcia.
Und die Iraner könnten selbst unsere dortigen Einrichtungen mit ihren Bombern angreifen.«
»Jesus«, murmelte der Präsident. Er schüttelte verständnislos den Kopf. »Wozu das alles?« fragte er. »Warum wollen die Iraner Krieg?«
»Ich bete darum, daß sie keinen wollen, Sir«, antwortete Freeman. »Ich glaube, daß General Buschasi, Oberbefehlshaber der iranischen Streitkräfte und Kommandeur der Revolutionswächter, jetzt den Kurs bestimmt. Er ist durch den GKR-Überfall auf Abu Musa in Verlegenheit gebracht worden und vermutlich nicht mit Nateq-Nouris gemäßigter Haltung einverstanden – deshalb hat er sich mit der reaktionären Geistlichkeit zusammengetan. Aber die Mullahs sind nicht mehr so mächtig wie in den achtziger Jahren. Bleibt Nateq-Nouri an der Regierung, kann die Aufregung sich wieder legen, wie Jeffrey hofft.
Aber falls Buschasi an die Macht kommt – durch einen Staatsstreich oder die Verhängung des Kriegsrechts –, stehen uns schwierige Zeiten bevor.«
»Dabei gehen Sie von allen möglichen Annahmen aus, General«, warf Whiting ein. »Jede unüberlegte Handlung von unserer Seite zur Abwehr einer iranischen Bedrohung könnte dazu führen, daß die Situation sich weiter zuspitzt. Seien wir also lieber vorsichtig mit Unterstellungen, die wir nicht beweisen können.«
Der Präsident nickte zustimmend, bevor er sich wieder an Freeman wandte. »Was empfehlen Sie also?«
»Arthur kann von den Vereinten Stabschefs spezifisch militärische Empfehlungen anfordern, Sir«, sagte Freeman, »aber es gibt zwei Dinge, die wir sofort tun sollten: Wir sollten die Einsatzbereitschaft der Bomberflotte unauffällig erhöhen und dafür sorgen, daß weitere Aufklärungs- und Kampfflugzeuge in den Nahen Osten verlegt werden. Ich empfehle, das Strategic Command zu aktivieren und ihm einige Verbände zu unterstellen, die es alarmieren kann, falls eine schnelle Reaktion notwendig wird.«
»Aber das würde erst recht zu einer Eskalation beitragen, General! « wandte Whiting ein.
»Augenblick, Ellen«, sagte der Präsident. »Ich nehme diese Empfehlung unter der Bedingung an, daß die Sache unauffällig über die Bühne geht.« Das Strategic Command war für Planung und Führung eines Atomkriegs zuständig und hatte normalerweise keine Waffen, nur Computer und Analytiker;
Bomber, U-Boote und Lenkwaffen erhielt es nur auf Weisung des Präsidenten von den jeweiligen Teilstreitkräften. Außer bei Übungen hatte das Strategic Command in seiner sechsjährigen Geschichte noch nie Waffen »besessen«. Aber das würde sich nun ändern… »Reden Sie mit dem Verteidigungsministerium darüber. Nicht zuviel auf einmal, alles ganz unauffällig – ein paar Bomber, ein paar U-Boote, vielleicht ein paar Lenkwaffen Peacekeeper. Ihre Verlegung soll einzeln erfolgen, damit nichts auf eine Mobilmachung hindeutet, am besten im Rahmen bereits angekündigter Übungen.«
»Verstanden«, bestätigte Freeman.
»Was Ihre andere Empfehlung betrifft… Sie denken dabei doch an etwas Bestimmtes«, vermutete der Präsident. »Raus mit der Sprache!«
»Es hat mit bestimmten militärischen Unternehmen wahrend Ihrer früheren Amtszeit zu tun, Sir«, sagte Freeman vorsichtig. Der Präsident verzog das Gesicht, nickte ihm jedoch zu, er solle weitersprechen. »Damals ist über der Sowjetunion, den Philippinen und dem Südchinesischen Meer, über Litauen, Mittelamerika und sogar den Vereinigten Staaten irgendwas passiert. Invasionskräfte sind neutralisiert, stark verteidigte feindliche Stellungen oder Stützpunkte auf rätselhafte Weise zerstört worden. Ich weiß, daß unsere regulären Truppen nichts damit zu tun hatten, und unsere Verbündeten sind’s ebenfalls nicht gewesen. Ich habe einen Verdacht, wer dahintergesteckt hat, aber als ich vor einigen Wochen mit den führenden Köpfen sprechen wollte, haben alle dichtgehalten. Sie haben da draußen ein paar sehr loyale Freunde, Sir.«
»Ich habe erfahren, daß Sie Fragen gestellt haben«, sagte Martindale. Er wandte sich ab, stand auf und begann im Oval Office auf und ab zu gehen. Dann blieb er mit auf dem Rücken gefalteten Händen stehen und starrte eine der sanft gerundeten Wände an. »Bill Stuart… Danahall… O’Day… Wilbur Curtis…
Marshall Brent, mein alter Lehrer… « Er drehte sich nach seinen
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