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Stählerne Schatten

Stählerne Schatten

Titel: Stählerne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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möglichst unauffällige Maßnahmen.«
    »Aber wir müssen die diplomatischen und politischen Verhältnisse berücksichtigen, General.«
    Der Präsident hob abwehrend die Hand. »Augenblick, Ellen!
    Lassen Sie den General sein Vorhaben erläutern. Was schlagen Sie also vor, Phil?« fragte Martindale seinen Sicherheitsberater.
    »Ich schlage eine eskalierende Folge von Technologien vor, aber von der Air Force Intelligence Agency angewandt mit dem Ziel, den Iran im Auge zu behalten, während er sich weiter säbelrasselnd gibt«, antwortete Freeman. »Dazu möchte ich den mit neuartigen Waffen bestückten Bomber B-2A einsetzen, mit dem das HAWC im Konflikt mit China die Philippinen überflogen hat. Für dieses Flugzeug brauchen wir speziell geschulte Besatzungen. Diese Leute sind jetzt Zivilisten, aber ich glaube, daß sie zurückkommen und die Maschine für uns fliegen würden.«
    »Warum gerade dieses Flugzeug, Phil?« fragte die Vizepräsidentin. »Und warum mit ziviler Besatzung?«
    »Bei der Luftwaffe sind die neuen Waffen noch nicht eingeführt – die kennen nur die Besatzungen, die früher beim HAWC in Nevada gewesen sind«, erklärte Freeman ihr. »Sogar die regulären B-2A sind noch mit konventionellen Bomben bewaffnet. Mit dieser Buck-Rogers-Hardware aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert kommt nur eine Handvoll Flieger zurecht – und ich habe sie gefunden.«
    »Wir sollten diese B-2A also mit intelligenten Bomben beladen und von CIA-Agenten geflogen über den Iran schicken, um sie Kommandozentralen zerstören zu lassen – ohne Kriegserklärung, ohne Mitteilung an den Kongreß?« fragte Ellen Whiting ungläubig. Freeman und sie selbst merkten, daß der Präsident ihr bewußt die Rolle der Advocata Diaboli überließ, die alle nur möglichen Kritikpunkte ansprach, deshalb führ sie fort: »Ich kann mir keine schnellere, einfachere Methode vorstellen, um einen Weltkrieg vom Zaun zu brechen und die ganze Welt gegen den Präsidenten aufzubringen. Sie werden uns für geistesgestörte Terroristen halten.«
    »Wenn sichergestellt wird, daß diese Einheit niemals in den Vereinigten Staaten eingesetzt wird, ist der amerikanischen Bevölkerung egal, was wir tun – solange wir Erfolg haben.«
    »Sie reden plötzlich wie Bud McFarlane über Oliver North, General«, meinte die Vizepräsidentin sarkastisch. »Haben Sie das Iran-Contra-Debakel schon vergessen? Gut, wir haben jetzt eine republikanische Mehrheit im Kongreß, aber das heißt noch längst nicht, daß die Amerikaner billigen oder mögen werden, was Sie da vorschlagen.«
    Whiting wandte sich an Martindale. »Nehmen wir mal einen Augenblick an, es gäbe einen juristischen Präzedenzfall für diese Sondereinheit, Mr. President, so daß die Air Force Intelligence Agency legal eingesetzt werden könnte. Dann lautet die Frage immer noch: Sind wir bereit, uns der massiven Kritik auszusetzen, die zweifellos über uns hereinbrechen wird? Wir können nicht darauf hoffen, daß General Freeman oder sonst jemand das unvermeidliche negative Medienecho ableitet oder absorbiert. Könnte diese Entscheidung als Machtmißbrauch ausgelegt werden? Könnte sie ein Verfahren zur Amtsenthebung nach sich ziehen? Könnte sie sich auf unsere Chancen für eine zweite Amtsperiode auswirken… oder sogar unsere Fähigkeit beeinträchtigen, während unserer ersten Amtsperiode effektiv zu regieren?«
    Der Präsident war an seinen Schreibtisch zurückgekehrt und saß leicht zusammengesunken da, wie es seine Gewohnheit war, wenn er über wichtige Dinge nachzudenken hatte. An seinem Telefon sah er mehrere Lämpchen leuchten – sein Stab hielt vorläufig alle Anrufe zurück, aber er wußte, daß diese Lämpchen wichtige Gespräche signalisierten. Die Zeit wurde knapp.
    Der Iran brachte seinen Militärapparat auf Hochtouren. Das spürte er. Genau wie Saddam Hussein in den achtziger Jahren, wie Milosevic und die bosnischen Serben in den neunziger Jahren – alles deutete auf eine bevorstehende Katastrophe, auf einen blutigen Krieg hin. Alle diese Diktatoren hatten eines gemeinsam: Sie wollten starke militärische Kräfte einsetzen, um Freund und Feind gleichermaßen zu demonstrieren, daß sie starke Führer waren. Sobald sich die Möglichkeit eines Konflikts abzeichnete, waren solche Führer nur allzu rasch bereit, ihre unsinnig aufgeblähten Militärapparate einzusetzen. Martindale hatte stets kritisiert, daß andere solche Anzeichen übersehen und nie rechtzeitig reagiert hatten – er war

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