Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis
Kurze zog, um das Hochtal mit dem Flugplatz noch einmal zu umrunden.
Aus verborgenen Lautsprechern meldete sich eine Stimme. »Hier spricht Ihr Kapitän. Um Ihnen zu zeigen, wie wichtig wir - und damit zukünftig auch Sie - das Thema >Tarnung< nehmen, zeige ich Ihnen jetzt, wie schnell sich unser geheimer Fliegerhorst Muluja wieder in das menschenleere Hochtal verwandeln kann, für das die AIn ihn halten .«
Der Bildausschnitt veränderte sich, fuhr näher an den Boden heran. Man konnte sehen, wie kleine Traktoren riesige Planen von der einen Flanke des Talkessels auf die andere zogen. Dort, wo dieser Vorgang schon abgeschlossen war, war nichts mehr zu sehen von Landebahn und Fliegerhorst: Man blickte auf eine täuschend echt gefälschte Naturlandschaft. Die Tarnung war perfekt.
Wittmann machte Manfred und sich mit den drei anderen Männern in der Kabine bekannt. Sie waren jünger als er. Zwei von ihnen waren enttäuschte Leutnants der Bundeswehr. Der dritte war gerade 18, hatte aber nach ersten Kontakten per Internet schon seit drei Jahren mit den Thule-Truppen in Verbindung gestanden. Seine Eltern, voll und ganz überzeugte Mitglieder der Linkspartei und damit in seinen Augen nicht besser als die Mauermörder von der SED, hatten nie davon erfahren. Sie mußten wohl ziemlich überrascht gewesen sein, als ihr Sohn unmittelbar nach Erhalt des Einberufungsbescheids zum Wehrdienst verschwunden war. Der junge Mann hatte durchaus nichts gegen das Militär einzuwenden, wie er sagte. Aber »in einer Multikultitruppe wie der Bundeswehr«, wie er es formulierte, wollte er auf keinen Fall dienen. Auf Magnus machte er einen noch etwas unreifen Eindruck, doch er würde einen guten Soldaten abgeben, daran zweifelte er nicht.
Obwohl der Weg wesentlich weiter war, flog die Messerschmitt in westlicher Richtung um den Globus, um weiter im Schatten der Nacht zu bleiben. Als sie den Pazifik erreichte, holte die Sonne sie allmählich ein, doch eine optische Erkennung war über diesem riesigen Weltmeer nahezu ausgeschlossen.
Kurz nach Tagesanbruch schob sich ein gigantischer Schatten über den Transporter - ein Tankflugzeug vom Typ Arado Ar 666, wie der Pilot den Passagieren mitteilte.
Die Flügelspannweite des Riesenvogels übertraf die der schon gewaltigen Messerschmitt um »schlappe fünfzig Meter«. Die Ar 666 war das Arbeitspferd der Thule-Truppen, einsetzbar als Bomber, Tanker, Aufklärer und Jägerträger. Unter letzterem konnte sich Wittmann zwar nicht wirklich etwas vorstellen, aber der Anblick der atemberaubenden Maschine hatte schon etwas Majestätisches.
Knapp zehn Minuten nur blieben die beiden Flugzeuge über einen dicken Schlauch verkoppelt, dann waren die Tanks der Messerschmitt wieder randvoll.
*
Die Sonne hatte das Flugzeug überholt und neigte sich dem Horizont entgegen, als die Maschine über dem Südchinesischen Meer zum Landeanflug ansetzte. Der Pilot hatte zwar von einer geplanten Trägerlandung gesprochen, doch Wittmann konnte sich nur schwer vorstellen, wie ein Flugzeugträger beschaffen sein mußte, auf dem ein derart großes Gerät wie die Me 838 landen konnte. Auch hatte er beim Besteigen der Maschine keinen Fanghaken am Heck gesehen - und Magnus war ein sorgfältiger Beobachter.
Als die TS »Hindenburg« dann auf dem Bildschirm auftauchte, wurde ihm einiges klar. Zwar hätte er sich einen schwimmenden Giganten von derartigen Ausmaßen bisher nicht einmal in seinen kühnsten Träumen vorzustellen vermocht, aber mittlerweile traute er den Thule-Leuten so ziemlich alles zu.
Seine Verblüffung war allerdings grenzenlos, als er nach der Landung die Maschine verließ und feststellen mußte, daß der Bildschirm in der Kabine eine bearbeitete Darstellung des Schiffes gezeigt hatte. In der Realität stand er nicht auf dem Deck eines Flugzeugträgers, sondern mitten in einem virtuellen Meer.
Fräulein Bihn und einige andere Flugbegleiterinnen kamen zusammen mit vier großen Männern in schwarzer Fliegeruniform mit goldenen Ärmeltressen aus dem vorderen Ausstieg der Messerschmitt. Zum erstenmal sah Magnus den Piloten, den er bisher nur über die Bordsprechanlage gehört hatte.
Der deutete auf das so echt wirkende künstliche Meer ringsum und erklärte: »Wer die Tarnung der >Hindenburg< erstmalig sieht, ist in der Regel schwer beeindruckt. Die FKB-Folie und vor allem die dazugehörigen Rechner sind schon ein echtes Glanzstück unserer Eierköpfe. Seit fast 50 Jahren versuchen die Amis dieses Schiff zu
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