Stahlfront 2: Versenkt die Hindenburg
Zahlencodes. Glücklicherweise hatte niemand versucht, die Koffer zu öffnen. Denn wäre nur eine falsche Ziffer eingestellt worden, wären beide über Funk miteinander vernetzten Koffer sofort explodiert.
Deswegen stellte Magnus die Kombinationen der vier Schlösser mit größter Sorgfalt ein. Trotzdem atmete er kurz durch, als sie sich klickend öffneten. Die Bomben waren nun entschärft. Zufrieden blickte er auf den Inhalt der Koffer. Sie enthielten alles, was er für den Einsatz in Berlin brauchte.
Er öffnete den Umschlag, den er am Empfang bekommen hatte. Neben einer ausreichenden Summe Bargeld enthielt er letzte Anweisungen.
Aufmerksam las er sie durch und legte sich dann aufs Bett. Fast augenblicklich schlief er ein. Der Abend konnte unter Umständen sehr lang werden. Deshalb war es günstiger, soviel Kraft wie möglich zu sammeln, solange er noch die Muße dazu hatte.
*
Um 20 Uhr war Hauptmann Magnus Wittmann am Holocaustmahnmal mit Staatssekretär Ratzack vom Verteidigungsministerium verabredet. Das weite Feld der teilweise schon morschen Betonstelen machte einen verlassenen, fast unheimlichen Eindruck. Irgendwie mußte er stets an einen Bauhof denken, wenn er das Gelände erblickte. Ein würdiges Mahnmal sah in seinen Augen anders aus.
Trotzdem hatte Magnus auf diesem Treffpunkt bestanden, denn die labyrinthischen, massiven Betonklötze boten ausgezeichnete Deckung.
Er wußte nicht, wie sehr er Ratzack vertrauen konnte. Der Kontakt war über die Botschaft der Schweiz in Berlin organisiert worden.
Anders als bei Harlan Gilmore, den Mike McBain persönlich kannte, handelte es sich bei Ratzack um einen Fremden, dem sich Magnus auf keinen Fall auszuliefern gedachte.
Deshalb war er schon am späten Nachmittag zum erstenmal die wenigen hundert Meter vom Hotel herübergekommen, um seine Vorbereitungen zu treffen. Falls der Ort der Verabredung überwacht wurde und falls die Überwachung schon so lange vor dem Termin begonnen hatte, hatte man garantiert Ausschau gehalten nach dem blonden Magnus Wittmann und nicht nach einem schwarzhaarigen, schnauzbärtigen Türken.
Am verabredeten Treffpunkt stand eine dunkle Gestalt im Schatten der hohen Betonklötze. Magnus ließ die kleine Taschenlampe in seiner Hand einmal kurz aufleuchten. »Herr Ratzack?«
»Keine Namen!« Der gutgekleidete Mann Mitte 40 zog seinerseits eine Lampe aus der Tasche seines eleganten italienischen Mantels und leuchtete Magnus direkt in das Gesicht. »Sie sind nicht Wittmann !«
»Wollten wir nicht auf Namen verzichten? Nein, der Hauptmann ist verhindert. Ich wurde an seiner Stelle geschickt. Es hieß, die Bundeskanzlerin habe eine Botschaft für uns !«
»Das. das ist wahr .« Ratzack zögerte, aber dann atmete er tief durch, und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus: »Die Frau Bundeskanzlerin versichert den Staat Thule im vorliegenden Fall ihrer vollen Unterstützung - und spricht dabei auch für die anderen europäischen Großmächte. Sie haben sicher Verständnis dafür, daß wir Sie bei Ihrem geplanten Angriff auf Sellafield nicht offiziell unterstützen können, aber es liegt natürlich in unser aller Interesse, den heimtückischen Atomanschlag auf Europa zu verhindern. Wir sind uns in dieser Frage einig mit der amerikanischen Präsidentin, mit ihren französischen Amtskollegen und selbstverständlich mit dem britischen Premier. Er läßt Ihnen ausrichten, daß er es außerordentlich bedauert, nicht selbst gegen die AIn-Lakaien vorgehen zu können, aber das wäre innenpolitisch nicht durchsetzbar. Der Premierminister weiß nicht mehr, wem er noch trauen kann und wem nicht.
Die Bundeskanzlerin befindet sich in einer ähnlichen Lage.
Deswegen setzt sie ihr vollstes Vertrauen in die geplante Operation Thules .«
Irgend etwas an diesen Worten kam Magnus sonderbar vor. »Sie haben statt meiner ja Hauptmann Wittmann erwartet. Er läßt Ihnen sein ausdrückliches Bedauern ausrichten, nicht selbst zu diesem Treffen kommen zu können, aber wie Sie wissen, ist die Operation gegen England schon angelaufen, und für die ist der Hauptmann unverzichtbar.
Vor meiner Reise hierher hatte ich allerdings noch Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Irgendwie kam ihm der Wunsch nach dem Treffen hier recht merkwürdig vor. Er berichtete mir, daß die KVEnoch vor einem halben Jahr gnadenlos Jagd auf ihn und General Geyer machte und zu diesem Zweck auch nicht davor zurückschreckte, ein Hotel vollständig in die Luft zu sprengen und dabei mehr als
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