Stahlfront 2: Versenkt die Hindenburg
geliefert. In den Kanistern, die hier vom Himmel taumelten, befand sich Napalm.
Der britische Pilot verstand sein Handwerk und hatte sein Ziel exakt getroffen. Das gelartige Gemisch aus Benzin und speziellen Aluminiumseifen verteilte sich über den Hügel und zündete augenblicklich. Wer den Granatbeschuß überlebt hatte, wurde von dem Höllenfeuer gnadenlos verzehrt. Die Schreie seiner Männer, die als lebende Fackeln von dem Hügel herunterrannten und irgendwann immer noch brennend zusammenbrachen, würde Staff Sergeant Jacob Bosom bis an sein Lebensende nicht vergessen.
Er war der einzige Überlebende einer Kompanie von 160 tapferen Männern! Und der heimtückische Kraut, der dieses Massaker zu verantworten hatte, stand seelenruhig vor ihm und glaubte, für ihn sei der Krieg vorbei.
Nun, das war er auch. Jacob schoß ihm mitten in die Brust.
Mit ungläubigem Staunen auf dem Gesicht sank der Nazisoldat fast wie in Zeitlupe zu Boden.
Als Jacob die Pistole wieder wegsteckte, war der Mann tot. Er nahm sein Kampfmesser heraus, dem Wahnsinn nahe. Doch er unterdrückte alle Gefühle, die ihm nur den Verstand geraubt hätten, und dachte nur an die einmalige Trophäe, die er sich nun sichern konnte. Kopf und Helm des Kraut waren unversehrt. Er setzte sein Messer an.
Als Jacob Bosom, den alle nur Jack nannten, aus dem Krieg heimkehrte, war er noch stiller geworden als vorher schon. Den Schädel, den er auf den Kaminsims stellte, hatte er angeblich in den Trümmern eines von den Deutschen zerbombten Krankenhauses gefunden und den Helm, mit dem er ihn zierte, einem Kriegsgefangenen abgenommen.
1948 ging sein Sohn David zur Armee, wie es in der Familie Tradition war. Er diente bei der Rheinarmee in Deutschland.
1960 war Davids einziger Sohn Martin geboren worden. Er liebte seinen Grandpa abgöttisch, und die Liebe wurde erwidert. Als er alt genug wurde, erfuhr er natürlich von dem Krieg, in dem sein Großvater so tapfer für England gekämpft hatte. Die Erlebnisse seines Grandpa in diesem gigantischen Völkerringen hätten den Jungen brennend interessiert, aber der alte Mann redete nie darüber.
Martin machte die Bösartigkeit der Deutschen dafür verantwortlich, daß Opa Jack so verschlossen war.
Auch über den Schädel mit dem Helm verlor er kaum mal ein Wort, sah ihn nur oft und lange versonnen an, wenn er in seinem Lieblingssessel vor dem Kamin ausruhte. Martin ahnte, daß an der offiziellen Geschichte, die in seiner Familie erzählt wurde, etwas nicht stimmte.
Doch er bohrte nie nach, denn er liebte den alten Mann. Nach Grandpas Tod 1972 hatte Martins Vater Schädel und Helm wegräumen wollen, doch der Junge hatte darauf bestanden, daß beides an dem Ehrenplatz auf dem Kamin blieb. So standen sie noch heute dort - und deshalb wußte Martin auch so genau, wie ein deutscher Stahlhelm aussah.
Doch der vierschrötige Typ, der ihn trug, war alles mögliche , nur kein Deutscher.
Er wirkte beinahe wie ein Gorilla.
Er ging aber zu aufrecht für einen Gorilla, und davon, daß die sprechen konnten, Uniformen und Waffen trugen, hatte Martin auch noch nichts gehört.
Andererseits sahen die nackten Füße mit den dicken Greifzehen sehr affenartig aus.
Martin versuchte es mit der typischen Arroganz, die den Eng-ländern schon so oft aus brenzligen Situationen geholfen hatte: »What do you want, big ape? Get off the street!«
Voller Unverständnis sah ihn das Wesen an. Weitere seiner Art wurden aufmerksam, kamen mit den Waffen im Anschlag heran. Das mußte ein Alptraum sein!
Der Affe vor ihm deutete auf die Häuserzeile am Straßenrand: »Du! Engländer! Haus !«
Martin erkannte, daß der Muskelberg nur Deutsch verstand. Also nutzte er die verhaßte fremde Sprache: »Du hast mir gar nichts zu befehlen! Warum sollte ich ?«
»Truppen kommen! Du Haus! Weg!« Der Gorillaverschnitt klang ungeduldig - und Martin erkannte auch wieso, als er das Röhren schwerer Turbinen vom Strand her hörte und mächtige gepanzerte Luftkissentransporter heranrauschen sah. Und auf denen prangte das Balkenkreuz der ehemaligen Naziwehrmacht! »God dammned... !«
»Engländer! Haus! Schnell !« Der Uniformierte versuchte, Martin von der Straße zu drängen.
Der aber schnappte sich blitzschnell eine der Milchflaschen von seinem Wagen und schmetterte sie dem Muskelberg an den Kopf. Die Flasche zerschellte am Stahlhelm. Sonst geschah nichts. Der Schlag beeindruckte den unheimlichen Deutschen nicht im geringsten . Doch das hatte Martin auch
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