Stahlfront 2: Versenkt die Hindenburg
richtig auffiel: eines mit drei schrägen Streifen in Schwarz, Weiß und Rot auf der rechten, ein anderes mit einem Adler auf der linken Seite.
Diesen Helm kannte er genau, denn exakt das gleiche Modell hatte er daheim auf dem Kaminsims stehen. Es saß sogar noch immer auf dem Schädel des Deutschen, der ihn einst getragen hatte. Sein Großvater Jacob hatte ihn aus dem Krieg mit nach Hause gebracht. Und die Geschichte, wie er an ihn gekommen war, hatte er ihm mehr als einmal erzählt.
*
Doch was Jacob Bosom seinem Enkel berichtet hatte, war eine Lüge gewesen. Eine Lüge, die sein ganzes Leben lang auf seinen Schultern gelastet und die er eisern mit ins Grab genommen hatte. Denn die Wahrheit wäre für den kleinen Martin zu brutal gewesen.
Bosom hatte als Staff Sergeantin Montgomerys 21. Armee gedient. Ende Februar 1945 war er mit seiner Kompanie im Reichswald auf eine Anhöhe mit einem befestigten deutschen MG-Nest gestoßen. Gleich beim ersten Feuerstoß war CaptainFeldman gefallen, so daß Bosom das Kommando hatte übernehmen müssen.
Er hatte Befehl gegeben, sich zu verteilen und den Deutschen in die Zange zu nehmen. Doch offenbar hatte der hinterhältige Kraut mit so etwas gerechnet, denn der gesamte Wald rings um seine Stellung war mit Sprengfallen vermint, die nach Jacobs Lagebeurteilung über versteckte Kabel direkt aus dem befestigen MG-Nest gezündet werden konnten. Schlimmer noch als die Explosionen selbst wirkten die gezackten Holzsplitter, die von den Sprengungen aus den Bäumen gerissen wurden und Dutzende tapfere Briten töten.
Und wer nicht von den Minen erwischt wurde, fiel den Garben des schweren Maschinengewehrs zum Opfer. Es dauerte keine halbe Stunde, und von Bosoms Kompanie waren nur noch 30 Männer kampffähig. Von überall her tönten die Schreie der Verwundeten aus dem Wald, und der Nazischerge saß weiter in seiner sicheren Stellung und feuerte auf alles, was sich bewegte.
Bosom blieb nichts anderes übrig, als über Funk um Luftunterstützung zu bitten. Die Anforderungen kamen momentan wohl von allen Seiten, denn erst als er die ungeheuren Verlustzahlen seiner Kompanie nannte, sagte man ihm Tiefflieger zu -aber nicht innerhalb der nächsten 30 Minuten.
Der Staff Sergeant gab Befehl, den Deutschen weiter zu beschäftigen, aber nach Möglichkeit nichts mehr zu riskieren. Entsprechend seltener wurden die Feuerstöße des MGs.
Die Zeit verging, der Flieger blieb aus - und Bosom hatte eine Eingebung. Der Kraut hielt sich auffallend zurück. Noch einmal befahl er einen Vorstoß auf die Hügelstellung, noch einmal bellte das MG auf, und weitere fünf Briten fielen. Dann war es auf einmal still im verwüsteten Wald.
»Not shoot! I give up !« Die Stimme hallte laut und vernehmlich im barbarischen Akzent der Nazis vom Hügel. Dann war da oben Bewegung zu sehen, und ein Mann in feldgrauer Wehrmachtsuniform erhob sich aus der Stellung, die Arme hoch in die Luft gereckt.
Er ließ sie oben und kam langsam den Hügel herunter, auf Bosom zu. Der zog die Pistole aus dem Holster. »Not shoot! I give up !« rief der Feldgraue erneut, sichtlich nervös.
»Why ?« wollte der Feldwebel wissen.
»No munition. Kamerad !« radebrechte der Gefangene.
Die Überlebenden der Kompanie stürmten ebenso erleichtert wie ausgelassen auf den Hügel, um sich von einem ihrer Kameraden, der eine kleine Kamera im Gepäck hatte, in Siegerpose fotografieren zu lassen. Ein anderer holte das schwere deutsche MG aus der Stellung und hob es in Triumphatorpose hoch über den Kopf.
In diesem Augenblick war der Tiefflieger heran. Es handelte sich um eine Hawker »Typhoon«. Ihre vier 20-mm-Kanonen mähten die Truppe auf dem Hügel, dessen Koordinaten als Zielgebiet per Funk übermittelt worden waren, mit der Präzision eines Chirurgenskalpells nieder. Und dann sah Bosom die beiden Behälter durch die Luft taumeln.
Die Hawker »Typhoon« konnte zwei Bomben zu je 454 Kilogramm tragen, mehr als jedes andere einmotorige Flugzeug ihrer Zeit. Doch weder der Pilot dieser speziellen Maschine noch Staff Sergeant Bosom wußten über die besondere Natur der Waffen Bescheid, die hier abgeworfen wurden.
Entwickelt worden waren sie 1942 an der amerikanischen Universität Harvard, und für den Kriegseinsatz in Europa lief ihre Massenfertigung zu spät an. Doch die Amerikaner wollten die neue Waffe im Pazifik nutzen, und so hatten sie einige Prototypen zu Testzwecken nach Europa gebracht und auch den Engländern ein paar davon
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