Stahlfront 2: Versenkt die Hindenburg
für den Notfall entwickelt worden. Niemand hatte damit gerechnet, wirklich nach ihm vorgehen zu müssen. Denn Plan B sah massive Kriegshandlungen vor. Die segensreiche Zeit des Friedens war vorbei für Thule.
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Der Strand vor der atomaren Aufbereitungsanlage Sellafield lag unter schwerem Beschuß. Ringsum schlugen Granaten ein, vermutlich das bei der NATO übliche Kaliber 15,5 Zentimeter. Offenbar wurde nicht auf Sicht geschossen, denn die Geschosse prasselten ziemlich planlos in den Sand. Es war auffällig, daß keine einzige Granate die Atomanlage traf.
Generalmajor Geyer ging davon aus, daß der Beschuß aus festen Stellungen nach geographischen Koordinaten erfolgte. Er ließ Funkverbindung zu den Einheiten von Stewart und Braithwaite herstellen. Interessanterweise war das problemlos möglich. Der unbekannte Störsender wirkte also nur auf offener See. In Beckermet und Ravenglass war alles ruhig - bis auf den Geschützdonner, den man dort natürlich ebenfalls hören konnte. Was immer hier auch vor sich ging - der unbekannte Angreifer wollte die Orte wohl um jeden Preis verschonen.
Die Thule-Truppen waren da weniger glücklich: Eines der letzten Landungsboote, das vom Strand abgelegt hatte und nun etwa zwei Kilometer vom Ufer entfernt war, fing sich einen Volltreffer ein. Die 15,5-Zentimeter-Granate durchschlug die Panzerung und explodierte im Inneren des Luftkissentransporters, der augenblicklich zu sinken begann.
Für Heinrich Geyer war die Situation nun klar: Während er und seine Panzer hier unten am Strand im Sichtschutz der kumbrischen Berge lagen, hatten die Angreifer freien Blick auf alles, was in etwa zwei Kilometer vom Strand entfernt war. Er vermutete einen vorgeschobenen getarnten Beobachtungsposten etwa in der Gegend von Santon Bridge.
Die feindliche Artillerie selbst stand, nach der Flugbahn der Granaten zu urteilen, eher in Richtung Eskdale Green, Boot oder Hard Knott Pass. Letzteres hielt er für das Wahrscheinlichste, denn dank der Höhe von fast 400 Meter über dem Meer hatten die Haubitzen von dort oben einen beträchtlichen Reichweitenvorteil.
Über die Magnetverbindung setzte er sich mit der Flugleitzentrale der »Hindenburg« in Verbindung: »Ich gehe davon aus, daß wir es mit einer Artillerieabteilung der Tommyszu tun haben. Schicken Sie Aufklärer und Jabos. Die Gegend von hier bis Ambleside muß in einer Breite von 100 Kilometern aufgeklärt und vom Feind bereinigt werden! Unser Plan kann nur gelingen, wenn wir nicht mehr unter feindlichem Beschuß liegen !«
Die Antwort war mehr als enttäuschend: »Das wird schwierig, General! Wir bringen zwar alle unsere Maschinen in die Luft, aber über Funk können wir sie ebensowenig erreichen wie Sie! Wir geben aber den Staffelführern entsprechende Befehle mit und hoffen, daß Sie mit ihnen in Kontakt treten können, sobald sie das Festland erreicht haben !«
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In Beckermet wurde die morgendliche Ruhe empfindlich gestört, als der erste Flapanzervom Typ Rheinbote in Aktion trat. Auf dem Fahrgestell eines Tiger II n befand sich ein fester, nicht drehbarer gepanzerter Aufbau mit einem FuMO Memellicht V und insgesamt zehn Luftabwehrraketen des Typs Enzian E-9 in zwei vollautomatischen Werfern. Auf jeder Seite führte der Panzer fünf dieser tödlichen Geschosse mit, die von einem druckölbetriebenen Werfer vollautomatisch aus der Panzerung gehoben und abgefeuert wurden. Bedingt durch die Größe der Geschosse war ein Abschuß nur in Fahrtrichtung des Panzers möglich.
Generalmajor Stewart kam nicht mehr dazu, nachzufragen, was da los sei, da nun auch die ebenfalls außerhalb der kleinen Ortschaft aufgestellten FlakpanzerSüdwind feuerten. Diese Modelle basierten auf dem kleineren Panther III n. In einer vollautomatisch gesteuerten drehbaren Panzerkuppel war eine Rotationskanone Gustloff HF 21 montiert. Im Gegensatz zur Marineausführung hatte sie einen kürzeren Lauf und das kleine Kaliber von 2 Zentimeter, was ihre Kernschußreichweite auf 3,8 Kilometer begrenzte. Aber für die Gefechtsfeldabwehr von Tieffliegern war dieses Geschütz mehr als ausreichend.
Gesteuert wurde die Kanone vom auf der Panzerkuppel montierten FuMO Mosellicht IV. Der Munitionsvorrat von 100 000 Schuß füllte fast den gesamten verfügbaren Innenraum des Panzers aus, gab ihm aber ausreichend Feuerkraft auch für längere Einsätze. Die Kommandanten ließen ihre Maschinen natürlich sofort anrollen, denn bewegliche Ziele waren schwerer zu treffen. Das merkten die
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