Stahlfront 5: Yes, we can
ermöglichte es ihm, so lautlos durch den Wald zu schleichen wie ein Panther.
Nach wenigen Metern hatten Azimi und Sefa den Waldrand erreicht. Von hier bis zur drei Kilometer hohen senkrechten Höhlenwand erstreckten sich nur noch teils schon abgeerntete Felder. Sie umgaben das Dorf, das ruhig dalag. Die ganze Szenerie wirkte wie aus einem Sommermärchen, fast schon idyllisch.
Nur der Mähdrescher, der mitten in dem Weizenfeld vor ihnen stand, störte die Idylle. Genauer gesagt störte die rote Farbe seiner großzügig verglasten Fahrerkabine.
Azimi deutete auf das etwa hundert Meter entfernte Gerät und flüsterte: »Sefa, kriech dort hin und bring her, wen immer du findest !«
Der Gorger nickte nur stumm und schlängelte sich in beeindruckendem Tempo durch den hohen Weizen. Bald war er nicht mehr zu sehen.
Keine sechzig Sekunden später sah der Oberst, wie Sefa am Mähdrescherden Kopf hob und sich vorsichtig umblickte. Dann kletterte er an der Leiter zum Führerhaus empor, und zwar an der Seite, an der er vom Dorf aus nicht zu sehen war. Ali war begeistert von der Umsieht des Gorgers.
Es dauerte nicht lange, und Sefa kehrte auf die gleiche Weise zurück, auf die er verschwunden war. Nur zog er diesmal eine Leiche hinter sich her.
Es handelte sich um einen Mann in einer blauen Latzhose, deren Beine in Gummistiefeln steckten. Unter den Trägern der Hose lugte ein braunkariertes Arbeitshemd hervor.
Vom Kopf des Mannes waren nur noch einige lose Fetzen übrig, die vom Halsstumpf baumelten.
Azimi kannte solche Verletzungen. Sie wurden von Hochleitungsgewehren des Kalibers .50 verursacht, die die Amerikaner gerne einsetzten. Solche Waffen dienten nicht dazu, den Feind auszuschalten, ihn kampfunfähig zu machen. Sie hatten nur einen Zweck. Sie sollten töten.
Angespannt spähte der Oberst zum Dorf hinüber, aber von hier aus war nichts zu erkennen. Alles sah ruhig aus.
Da peitschten Schüsse durch die Idylle.
Der Ritterkreuzträger hatte seiner Truppe befohlen, die nutzlosen Schußwaffen abzulegen und dann im Kriechgang durch das Weizenfeld bis an den Dorfrand vorzurücken und sich dabei auf keinen Fall blicken zu lassen. Er und sein Adjutant Scheer waren an der Spitze der Truppe losgerobbt, aber bald schon die allerletzten gewesen. Mit dem Tempo der Gorger konnte selbst ein Olympiasieger nicht mithalten.
Als die beiden Männer das vorderste Haus von Meimersdorf erreichten, hatten die Hybriden schon still und leise einige Leichen zusammengetragen. Männer und Kinder lagen reglos im Schatten der Mauer.
Die Männer waren ausnahmslos erschossen worden, manche von ihnen regelrecht durchsiebt. Noch immer tropfte Blut aus den Leichen.
Wirklich furchtbar aber war der Anblick der toten Kinder. Den wenigsten von ihnen war ein schneller Tod durch eine Kugel vergönnt gewesen. Die meisten waren mit Dolchen oder Bajonetten ermordet worden, einige von ihnen regelrecht in Stücke gehackt. Ali sah einen Säugling, der keinen Unterleib mehr hatte.
Alles in ihm krampfte sich zusammen, und er wußte, daß er seine Gorger nicht mehr lange zurückhalten konnte. Denn die waren im Grunde ihres Herzens sanft, hätten Frauen oder Kindern niemals etwas antun können, und wenn ihr eigenes Leben davon abhinge. Aber wenn sich jemand an Frauen und Kindern vergriff, kannten sie keine Hemmungen mehr.
Der Oberst spähte um die Hausecke. Auf der stillen Dorfstraße lagen weitere Leichen.
Er blickte zurück zu seinem wilden Haufen und sah, wie Scheer sich übergab. Was waren das nur für Ungeheuer, die über dieses friedliche Dorf hergefallen waren? Sehr groß konnte die Einheit nicht sein, denn nirgendwo war jemand in amerikanischer Uniform zu erblicken.
Konnten das überhaupt Amerikaner sein, die hier derart gehaust hatten? So führten sich doch keine Menschen auf, sondern nur wilde Tiere! Nein - der Perser mußte sich verbessern. Kein Tier konnte so grausam sein wie die immer noch unsichtbaren Angreifer von Meimersdorf.
Solche Barbareien brachten nur Menschen zustande.
Der Oberst winkte Scheer heran. »Geht‘s wieder ?« flüsterte er.
Der Leutnant nickte nur stumm.
»Gut. Ich muß mir einen Überblick darüber verschaffen, was hier vorgeht. Ich rücke mit Sefa und vier weiteren Gorgern vor. Sie bleiben vorläufig hier und halten die Truppe zurück. Ich möchte nicht, daß meine Gorger ohne Deckung in eine amerikanische Falle laufen .«
Scheer nickte stumm. Die Erleichterung darüber, sich den Schrecken, die im Dorf vermutlich
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