Stahlfront 5: Yes, we can
zu Haus vor. Ihr wißt, was zu tun ist !«
Der Gorger nickte, brachte aber kein Wort hervor. Nur ein tiefes, böse klingendes Grollen entrang sich seiner Kehle. Offenbar konnten sich die Hybriden auch mit diesen Lauten untereinander verständigen, denn auch die anderen nahmen die amerikanischen Waffen an sich und folgten ihrem Artgenossen Nr. 233 nach unten.
Ali hängte sich das Gewehr am Tragriemen über die Schulter, nahm die gepeinigte Frau auf die Arme und trug sie in ein Nebenzimmer, in dem wohl eines ihrer Kinder geschlafen hatte. Er legte sie auf das eigentlich viel zu kleine Bett, doch die Frau rollte sich in Embryonalstellung zusammen und steckte den rechten Daumen in den Mund. Ihre Augen waren weit aufgerissen, aber blicklos, und sie wimmerte ebenso ununterbrochen wie leise vor sich hin.
Der Ritterkreuzträger wußte, daß er nichts mehr für sie tun konnte, nahm das Gewehr von der Schulter und folgte seinen Untergebenen nach unten. Er fürchtete, daß selbst die besten Ärzte Thules dieser Frau nicht mehr helfen konnten.
Das Schicksal war gnädig mit ihr umgegangen. Sie hatte den Verstand verloren.
Die Amerikaner waren zu spät aus ihrem Rausch der Gewalt erwacht. Einige Gorger rasten durch Meimersdorf und schössen mit ihren erbeuteten Waffen auf alles, was Yankee-Uniformen trug.
Angesichts der toten Kinder und der anderen Opfer allerdings waren viele Gorger gar nicht mehr in der Lage, mit einem Gewehr umzugehen, erst recht nicht mit dem ihnen fremden Modell der US Army. Aber das brauchten sie auch nicht. Ihre Kampfmesser und ihre Reißzähne waren alle Waffen, die sie benötigten.
Die intelligenteren Angehörigen des Strafbataillons schafften es noch, einige Schüsse auf die Angreifer abzugeben. Aber normale Infanteriegewehre konnten gegen die Schutzwesten der Gorger nichts ausrichten. Schüsse in die ungeschützten Arme und Beine vermochten einen Hybriden im Blutrausch nicht zu bremsen. Im Gegenteil - - sie machten ihn erst richtig wild.
Der ehemalige Auftragsmörder, der ein wenig intelligenter war als seine Kumpanen und deshalb mit dem Scharfschützengewehr vom Typ Barrett M82 ausgerüstet worden war - er hatte den Bauern im Mähdrescher ermordet - konnte einen Volltreffer landen. Das schwere Geschoß vom Kaliber .50 BMG durchschlug die Schutzweste eines Gorgers, der sich Bubu nannte. Er ging zu Boden und blieb blutend liegen, doch tödlich verletzt war er nicht. Die Kugel war von der Schicht extrem dichter Muskulatur, die alle lebenswichtigen Organe der Hybriden umgab, festgehalten worden.
Mit einem zweiten Schuß in den Kopf hätte Bubu vielleicht getötet werden können, doch zu dem kam der Mörder nicht mehr. Das Tempo der Gorger war beeindruckend hoch, das Tempo von Gorgern im Blutrausch war beängstigend.
Zwei der Affenwesen rissen dem Mann die Arme aus den Schultern und ließen ihn schreiend und blutend liegen, schon auf der Jagd nach dem nächsten Gegner. Die Schreie wurden in dem Maße leiser, wie der Blutstrom aus den beiden gräßlichen Wunden versiegte.
Obwohl die Amerikaner den Gorgern an Zahl etwa um das Dreifache überlegen gewesen waren, gelang nur noch wenigen von ihnen die Flucht aus dem Dorf. Jetzt kamen die erbeuteten M16 zum Einsatz, und die Gorger bewiesen, daß sie mit etwas Konzentration auch hervorragende Schützen sein konnten. Azimi und Scheer beteidigten sich an dem Feuer auf die Fliehenden, denn man mußte möglichst verhindern, daß sie den Notausstiegstunnel erreichten und sich dort verbarrikadierten.
Schließlich liefen nur noch drei der Verbrecher in Uniform, aber sie hatten den Tunnel fast erreicht.
Da erlosch übergangslos das Licht in der Höhle.
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3. »Ich liebe den Verrat, aber ich hasse den Verräter .«
{Gaius Julius Cäsar)
Kurz zuvor
Mit der erbetenen Versetzung von der dritten Division zum Instandhaltungskommando war die militärische Karriere von Major Dieter Kempowski so gut wie zu Ende. Aber das störte den massigen Mann mit dem breitflächigen Gesicht nicht, denn diesen Schritt hatte er gut geplant und sorgfältig vorbereitet.
Die Auseinandersetzung mit Ali Azimi am Ende des Einsatzes in China hatte er ebenso bewußt provoziert, wie er den für ihn unglücklichen Ausgang derselben in Kauf genommen hatte. Man mußte eben manchmal etwas einstecken, wenn man etwas erreichen wollte.
Und der Posten hier bei der Instandhaltung war genau die Stelle gewesen, die er angestrebt hatte. Schon seit Jahren hatte er mit den Feldmarschällen von
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