Stahlfront 5: Yes, we can
könnt sie nicht ewig festhalten. Und wenn ihr sie freilaßt, ist zumindest euer Arier-Anwerber Wiesenstätter verbrannt .«
Letztgenannter strafte Manfred mit einem Blick voller Verachtung. »Herr Behrens, Sie haben eine schmutzige Phantasie. Könnten Sie sich einen Moment lang gedulden, ohne das Reich und uns alle weiter zu beleidigen ?« Sprach‘s und verließ den Raum. Manfred starrte ihm entgeistert hinterher. Er war sich der Tatsache, daß keiner der Männer im Raum ihn wohlwollend anblickte, schmerzlich bewußt.
Die peinliche Stille war zum Glück rasch vorbei, als Wiesenstätter mit einer Spritze in der Hand zurückkam. »Ich habe Fräulein Strasser-Scholz erst vor fünf Tagen kennengelernt«, sagte er und band der Bewußtlosen mit beiläufiger Miene den linken Oberarm ab. »Da reicht unsere ganz normale Amnesia-Dosis .«
Er stach ihr die Kanüle in die nun stark angeschwollene Armvene in der Ellenbeuge, während er gleichzeitig die Staubandage wieder löste.
»Amnesia... ?« echote Manfred verständnislos.
»Ein noch zu Wehrmachtszeiten entwickeltes und seitdem ständig verfeinertes Medikament«, erklärte Magnus. »Wir verabreichen es all denjenigen potentiellen Thule-Kandidaten, denen wir uns offenbaren und die dennoch nichts mit uns zu tun haben wollen. Eine Dosis genügt, um die Erinnerung an die letzten sieben Tage ebenso gründlich wie unwiderruflich zu löschen. Leutnant Kaltmeister und Oberfeldwebel Posner werden Herrn Wiesenstätter dabei helfen, die feine Dame in der Nähe einer der zahlreichen Diskotheken Münchens abzulegen, und zwar so, daß man sie rasch findet. Die Behörden werden glauben, sie sei ein neues Opfer einer Behandlung mit sogenannten >KO-Tropfen<. Sie selbst wird sich an gar nichts mehr erinnern können und keine Ahnung haben, wie sie in diese mißliche Lage gekommen ist. Morgen wird sie den schlimmsten Kater ihres Lebens haben, aber das war es dann auch !«
»So macht ihr das ?« fragte Manfred verblüfft.
»Natürlich. Und je nachdem, wie stark wir dosieren, können wir notfalls auch Monate aus dem Gedächtnis löschen. Das allerdings darf nur unter ärztlicher Aufsicht geschehen und ist zum Glück auch nur höchst selten notwendig !«
Auf einmal wirkte Manfred erleichtert. »So also geht ihr mit Thule-Kandidaten um, die sich nicht freiwillig anwerben lassen wollen, die aber schon zuviel wissen .«
Magnus nickte stumm.
»Das ist gut. Darf ich einen Bericht für die Thule-Nachrichten darüber schreiben ?« fragte sein Freund.
»Ich glaube, das OKT hat nichts dagegen, doch das mußt du mit denen abklären. Aber was findest du an diesem winzigen Detail denn so interessant ?« Plötzlich kam dem Hauptmann die Erleuchtung. »Sag nur, du hast ernsthaft geglaubt, wir würden Anwerbe-Kandidaten, denen wir uns offenbart haben und die uns dann doch ablehnen, umbringen! ?«
»Wie kommst du denn auf sowas ?« sagte Manfred peinlich berührt und setzte sich wieder an den Tisch. Trotz der Folienmaske lief sein Gesicht knallrot an.
Kaltmeister, Posner und der Busunternehmer nahmen die bewußtlose Frau vom Boden und trugen sie aus dem Raum.
Am nächsten Morgen verließen die Männer der Sondereinheit einzeln und in unauffälliger Zivilkleidung das Hotel und machten sich auf den Weg Richtung Versammlungsort. Jeder von ihnen hatte einen bei flüchtigem Hinsehen nicht zu entdeckenden kleinen Knopf im Ohr, den Empfänger eines abhörsicheren Digitalfunknetzes. Das dazugehörige Mikrofon mit Sender war im jeweils obersten Jackenknopf untergebracht und ebenfalls nur bei genauster technischer Untersuchung erkennbar.
Die Hetze gegen die geplante Gedenkveranstaltung fand schon seit Wochen statt. So hatten etwa Nichtmünchener, die in die Stadt reisten, um ihr demokratisches Recht auszuüben, des Mauerfalls und all der Toten zu gedenken, die vom linken Regime der »DDR« ermordet worden waren, keine Hotelunterkunft gefunden, wenn sie angegeben hatten, wegen dieser Veranstaltung anzureisen.
Zehntausende Linksextremisten aus der ganzen BRD waren mit Bussen herangekarrt worden, um mit »Gegendemos und spontanen Aktionen« die von den Gerichten mit legalen Mitteln nicht zu unterbindende Gedenkveranstaltung doch noch zu verhindern.
Und die lokale Politprominenz war sich nicht zu schade, den organisierten linken Schlägerbanden auch noch Munition zu liefern. So hatte der Oberbürgermeister noch an diesem Morgen im Radio verkündet: »Diese Typen sind die Pest der deutschen und europäischen
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