Stahlfront 5: Yes, we can
sich ein junger Mann durch die Menge, der ganz in schwarz gekleidet war. Die Kapuze seines Pullovers war zurückgeschlagen, so daß man sein zuschwellendes rechtes Auge und das verkrustete Blut unter seiner Nase sehen konnte.
Er scherte sich nicht um die Absperrungskordel und eilte mitten in den Pressebereich, direkt vor die Bühne, von der aus der Polizeipräsident ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Erstaunen über soviel Frechheit anstarrte.
»Verdammt noch mal, Alter, wo bleiben deine Bullen ?« rief derjunge Mann dem hohen Beamten frech entgegen.
»Wer sind Sie ?« rief der Angesprochene mit belegter Stimme. Man konnte sehen, daß diese Frage nur eine rhetorische war, denn sein Gesicht war plötzlich kreidebleich. »Ich kenne den Kerl nicht !« beeilte er sich zu versichern.
»Ach nee, Alter, so plötzlich ?« Zahlreiche Kameras richteten sich auf den Störer in Schwarz, der seine Chance erkannte, sich umdrehte und in die Mikrofone der Journalisten sprach: »Die Antifa reißt sich den Arsch auf im Kampf gegen die Nazis, aber der feine Herr hält seine Bullen zurück, weil ihm irgendwelche Vorschriften wichtiger sind als der Kampf gegen Rechts! Wir...«
Weiter kam er nicht mehr, denn plötzlich stürmten von rechts und links mehrere Polizisten auf ihn zu, legten ihm Handschellen an und führten ihn ab.
Doch sie achteten nicht darauf - oder wollten nicht darauf achten - daß ihnen mehrere Kameraleute um die Ecke der Bühne herum folgten und Zeuge wurden, wie die Beamten offenbar auf Befehl von oben dem Mann die Handschellen wieder abnahmen und ihn nach eindringlicher Ansprache laufen ließen, als sie von der Bühne gegen die Blicke der bürgerlichen Demonstranten geschützt waren.
Die Bilder dieser Szene würden am Abend von den meisten Sendern der Welt gezeigt werden, auch einigen in Deutschland. Aber sie waren nicht der Grund dafür, daß der Polizeipräsident Münchens morgen zurücktreten würde.
Diesen Grund sollten die nun folgenden Ereignisse liefern.
Als der Demonstrationszug vom Hofgarten aus nach links in die Galeriestraße einbog und somit den Odeonsplatz fast erreicht hatte, erwarteten die Antifa-Horden offenbar, daß sich nun die Polizei den Demonstranten entgegenstellen würde. Es gab tatsächlich einiges an Bewegung und Unruhe bei den Uniformierten, deren Einsatzleiter vor Ort wohl über Funk Anordnungen einholten, aber dann geschah - nichts.
Die Schwarzvermummten rotteten sich unter den Bäumen des Palaisgartens zusammen. Es sah nicht mehr so aus. als wollten sie die friedlichen Demonstranten angreifen, aber Wittmann ging kein Risiko ein und ließ seine Männer bei der Demonstration. Allerdings beorderte er Kaltmeister und Lohberger zu sich und erklärte: »Wenn ich mich nicht irre, gehen die Chaoten gleich aus Frust und Wut auf die Polizisten los. Und ich habe den Verdacht, daß die Befehl bekommen haben, sich nicht zu wehren .«
Er irrte sich nicht.
Mehr als tausend Linke stürmten plötzlich auf die Polizisten zu. Die hoben ihre Schilde, trauten sich aber nicht einmal, ihre Knüppel einzusetzen, weil ihnen das von der Einsatzleitung offenbar verboten worden war. Ein über die Politik auf seinen Posten gekommener deutscher Beamter konnte sich eben nicht vorstellen, daß Linke alle Absprachen brachen, so wie es ihnen gerade in den Sinn kam.
Die Fronten prallten zusammen - und plötzlich flog ein Brandsatz durch die Luft.
»Los !« brüllte Wittmann. Die drei Thule-Soldaten hetzten über die Straße, nicht eine Sekunde daran denkend, wie gewaltig die Übermacht war, der sie gegenüberstanden.
Ein Polizist, der in dritter Reihe gestanden hatte, war von dem heimtückischen Brandsatz direkt getroffen worden und stand lichterloh in Flammen. Sein Schreien ging im allgemeinen Krawall unter.
Die anderen Uniformierten wichen instinktiv zurück, um sich nicht selbst zu verletzen. Kaltmeister und Lohberger spurteten zu dem brennenden Mann, warfen ihn zu Boden und rollten ihn über den Rasen, um die Flammen zu ersticken. Doch es war zu spät, dem armen Kerl konnte niemand mehr helfen.
Eine weitere Brandflasche flog heran. Magnus fischte sie aus der Luft, bevor sie am Boden aufschlagen und platzen konnte. Geschickt packte er sie ganz unten, so daß seine Finger von dem brennenden Lumpen am Flaschenhals ausreichend weit entfernt waren.
In hohem Bogen warf er die Flasche dorthin zurück, woher sie gekommen war. Sie zerplatzte mitten im Schwarzen Block -und dann gab es eine hohe
Weitere Kostenlose Bücher