Stahlfront 6: Aldebaran... und Mars!
praktisch veranlagte Bittrich. »Ich möchte mehr wissen über Ihr Volk und Ihre Herkunft .«
»Wo soll ich anfangen ?«
»Am besten ganz vorn!«
Brundalfssun nickte und begann mit seiner Erzählung. Und die begann wirklich ganz am Anfang...
Vor langer Zeit auf einer weit entfernten Welt...
Das Leben auf Midgard war einfach, aber schön. Und besonders schön war es, wenn man dem Volk der Mannen angehörte. Die waren ebenso geachtet wie gefürchtet, denn auf ganz Midgard wollte sich niemand mit den großen, hellhäutigen, blonden oder rotschöpfigen Recken anlegen.
Unangreifbar lebten sie auf ihrem Inselkontinent hoch im Norden, den sie Unsland nannten und der wie eine uneinnehmbare Festung im kalten Meer stand. Um Unsland zu erobern, hätte man eine große Flotte gebraucht, doch der stürmischen See des Nordens waren die Schiffe der Völker von Midgard nicht gewachsen.
Nur die schlanken Langboote der Mannen konnten in diesen Gewässern navigieren, denn sie ritten auch die größten Wellen ab wie ein Korken - selbst im stärksten Sturm konnten die Brecher nicht über sie hinwegfegen und sie zerschlagen.
Diese Langboote waren der Quell des Reichtums der Mannen, denn mit ihnen bereisten sie die ganze Welt und trieben lebhaften Handel mit allen Völkern, die auf Midgard lebten; mit den Weißen, Schwarzen, Gelben, Roten und Braunen. Doch obwohl sie - oft freundschaftlichen - Kontakt zu allen Völkern der Welt hatten, gab es ein uraltes göttliches Gesetz auf Unsland, das es nur Mannen erlaubte, die Heimat zu betreten. Fremde, die es entgegen aller Wahrscheinlichkeit schafften, durften die Häfen nur anlaufen, um Trinkwasser und Vorräte aufzunehmen. Es war ihnen bei Todesstrafe verboten, an Land zu gehen.
Und dieses Gesetz galt auch für Fremde, die an Bord eines Langbootes der Mannen reisten...
Gerwulf Thoralfsson war mehr als drei Jahre auf Reisen gewesen. Die lange Fahrt hatte sich gelohnt: Reich beladen mit den Schätzen der dunklen Länder des Südens lief sein Boot gegen Ende des Herbstes in den Hafen der großen Stadt Hanebo ein. Dies war die Handelsmetropole Unslands, die reichste Stadt des Kontinents.
Thoralfsson besaß ein prächtiges Anwesen am Rande der Stadt, das in den Jahren seiner Abwesenheit von seinem Bruder Arne, einem der größten Bauern weit und breit, mit betreut worden war. Denn Thoralfsson hatte noch keine Frau, die sein Haus versorgen konnte, wenn er auf See war. Arne hatte sich manchmal heimlich die Frage gestellt, ob etwas nicht stimmte mit Gerwulf, denn er hatte nie einer Frau den Hof gemacht, obwohl Hanebo berühmt war für seine prächtigen Weiber mit ihren wallenden Mähnen, hohen Stirnen, üppigen Brüsten, schmalen Hüften, langen Beinen und der alabasterfarbenen Haut.
Als die Kunde kam, daß Gerwulfs Boot gesichtet worden sei, war Arne sofort zum Hafen geeilt. Als das Schiff am Pier festmachte - die Mannen hatten schon vor Jahrzehnten damit begonnen, feste Häfen zu mauern, statt ihre Boote einfach auf den Strand zu ziehen - hatte er in vorderster Reihe gestanden. Wenn ein Schiff aus der Fremde heimkehrte, lief immer viel Volk zusammen, um seine Neugier zu befriedigen.
Irgend etwas stimmte nicht, denn manche der Krieger an Bord des Schiffes zeigten grimmige Mienen, wie man sie noch nie bei Mannen gesehen hatte, die nach so langer Zeit in die Heimat zurückkehrten, während andere fast schon einfältig grinsten, so als hätten sie von den verbotenen Kräutern des Südens geraucht.
Die Eingangsplane des großen Zeltes am Oberdeck, das dem Eigner vorbehalten war, wurde zurückgeschlagen. Gerwulf trat heraus - und Arne erschrak. Ringsum wurden erstaunte Rufe laut.
Denn der Schiffsführer trug nicht die traditionelle Kleidung der Mannen , sondern ebenso prächtige wie kostbare Gewänder aus den Reichen des Südens. Auf dem Kopf hatte er statt des Helms, der einem Krieger geziemte, eine Art Turban, auf dem vorne ein großer Edelstein leuchtete. Gerwulf sah aus wie ein eitler Pfau, aber ganz bestimmt wie kein Manne .
Als er nun wie ein Geck über die Planke tänzelte und mit ausgebreiteten Händen auf seinen Bruder zuschritt, um ihn vor aller Augen zu umarmen, als wäre der eine Frau, fürchtete Arne schon, seine schlimmsten Ahnungen betreffs der Natur seines Bruders hätten sich bewahrheitet. Doch es sollte noch schlimmer kommen.
Zum Glück hatte Gerwulf etwas mitzuteilen, und deswegen dauerte seine Umarmung nur kurz - aber immer noch zu lange für Arne, der sich nicht nur
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