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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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voneinander. Roland Ernst inspizierte schnell noch die parkenden Autos, ob ein Polizeifahrzeug darunter war, machte dann ein paar Schritte auf die Mitte der Straße und schaute in beide Fahrtrichtungen, ob irgendwo ein völlig unverdächtig geparktes Auto stand, in dem der Fahrer Zeitung las. Aber es war nichts zu erkennen.
    »Du, ich fahre den Umweg über Vegesack, damit wir nicht den gleichen Rückweg nehmen«, erklärte Rainer.
    »Gute Idee«, stimmte Roland zu.
    Dann trennten sie sich.
    Während Roland Ernst den direkten Weg nahm, fuhr Rainer West den Umweg über Lemwerder, wo er sich mit der Fähre nach Vegesack übersetzen lassen musste. Über die A 27 bis zur Abfahrt Horn-Lehe, bei Leestra vorbei, erreichte er Schwachhausen. Der Schwachhauser Heerstraße folgend bog er in den Schwachhauser Ring ein, fuhr die Georg-Gröning-Straße runter, da die Rembrandtstraße, als Einbahnstraße, nur von dort aus zu befahren war.
     
    Britta war noch nicht da, sie saß noch im Krankenhaus bei ihrem Bruder. Rainer ging zu seiner Arbeitsecke, schaltete den Computer ein und ging auf die Online-Seiten des ›Weser Boten‹. Mit einem Passwort loggte er sich für Bereiche ein, die ausschließlich Mitarbeitern vorbehalten waren. So erreichte er das Archiv. Er suchte sich die Quellenangaben seiner früheren Artikel heraus, notierte sie sich und begann, die Fälle zu recherchieren, an denen er gearbeitet, über die er geschrieben hatte. Es würde eine tage- bis wochenlange Arbeit werden. Irgendwann hörte er den Haustürschlüssel im Schloss. Britta betrat die Wohnung.
    »Wie geht es ihm?«, war Rainers erste Frage, als Britta noch vor der Garderobe stand.
    »Unverändert. Er liegt im Koma. Nach wie vor wissen die Ärzte nicht, ob er durchkommt. Das Problem ist, dass durch Blutungen im Kopf ein enormer Druck entsteht, der sehr gefährlich ist.«
    Rainer nahm Britta in den Arm. Er bemerkte, dass sie nicht weinte, und war überzeugt, dass sie inzwischen keine Tränen mehr hatte.
    »Ich weiß, dass es sehr banal klingt«, setzte er an, »aber solange die Ärzte um ihn kämpfen, besteht die Chance, dass er es schafft.«
    »Ach lass man, Rainer, ich weiß, du meinst es lieb, aber das sind doch nur leere Worte.« Ohne ihn anzusehen, entwand Britta sich Rainers Umarmung. Da sie nichts essen wollte, oder konnte, machten es sich beide vorm Fernseher bequem. Rainer schob ebenfalls sein Essen auf, er wollte lieber erst Britta trösten. Rainer bemerkte, dass Britta nicht bei der Sache war. Er akzeptierte ihren offensichtlichen Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden, und sprach das Thema Ulf nicht mehr an.
     
    Am nächsten Tag fuhr Rainer in die Redaktion. Er wollte vor Ort seine Recherchen über seine alten Fälle fortführen, obwohl er nicht überzeugt war, dass ihm das tatsächlich weiterhelfen würde. Nach einiger Zeit kam eine Sekretärin in das Archiv und bat Rainer zu Dr. Koschnick.
    »Er hat erfahren, dass Sie wieder im Haus sind und möchte mit Ihnen sprechen.«
    Rainer packte seine Sachen zusammen und ging zum Büro des Chefredakteurs.
    »Hallo, Rainer, schön, dass du wieder an Bord bist«, wurde er herzlich begrüßt. »Geht es wieder gut?«
    »Das kann es nicht, solange dieser Verdacht auf mir ruht. Und was mir zusätzlich zu schaffen macht, ist, dass unsere Zeitung darunter leidet.«
    »Schön, Rainer, dass du das im Auge hast, aber im Moment zählt, dass du da rauskommst.«
    »Das wird sicher noch seine Zeit brauchen. Das hört erst auf, wenn der wahre Täter endgültig gefasst ist.«
    »Es wurde doch ein Täter gefasst, der jetzt im Krankenhaus liegt. Wurde er nicht angeschossen?«
    »Ja, aber das ist ein weiteres schlechtes Zeichen. Das heißt nur, dass es mindestens eine weitere Person gibt, die in dem Fall eine Rolle spielt.«
    »Das ist wahrscheinlich, aber diese Schüsse können auch ganz andere Ursachen haben. Wissen sie denn, wer dieser Mann ist? Ich hatte die Nachricht nur auf dem Flur aufgeschnappt, als ich zu einer Besprechung mit dem Verleger ging.«
    »Er ist mein zukünftiger Schwager. Der, der meinen Wagen gestohlen hat. Das schwarze Schaf in Brittas Familie. Ein Spieler und wohl auch Junkie. Und damit führen alle Spuren wieder zu mir.«
    »Andererseits kann gerade diese Situation deine Rettung sein«, versetzte Dr. Koschnick nach einem Augenblick der Überraschung.
    »Inwiefern?«
    »Wenn er der Täter ist– und im Moment sieht es so aus–, dann bis du raus aus der Sache.«
    »So habe ich es noch nicht gesehen«,

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