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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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verregnet und grau war. »Warum das denn?«
    Sonnenlicht fiel in Fletchers Zimmer und machte die feinen Risse im Leder des Kundensofas und den Schwebestaub in der Luft sichtbar. »Ich verstehe jetzt, was passiert ist... Mein Dad war mit Nathan befreundet, meine Mutter kam auch mit zu den Slades, und da hat sie irgendwas gehört, irgendwas aufgeschnappt, was sie interessierte. Sie ist auf irgendein Geheimnis über die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg gestoßen und der Sache dann nachgegangen.«
    »Aber was soll das gewesen sein?«
    »In ihrem Arbeitszimmer standen Bücher über das Fel- well-Laboratorium und die US Air Force. An anderes kann ich mich nicht richtig erinnern. Und an der Wand hing eine Landkarte, auf der irgendwas drauf war.«
    »Was denn?«
    Fletcher versuchte, sich zu erinnern. An jenem Nachmittag damals hatte er nur einen ganz kurzen Blick darauf erhascht, bevor seine Mutter ihm die Augen zuhielt. Er hatte die Landkarte nicht einmal so lange gesehen wie die Bücher auf dem Regal. »Nein, das bilde ich mir nur ein.«
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    »Was denn?«
    »Erinnerungen sind unzuverlässig, gerade wenn sie so weit zurückreichen.«
    »Was war es?«
    »Es war eine Karte Ostenglands, daran erinnere ich mich. Eine riesige Karte. Und darauf waren in Rot geometrische Figuren eingezeichnet. Etwas Eckiges, fast wie ein Dreieck, so wie der große Buchstabe A.
    »Sie hatte eine Landkarte mit Buchstaben markiert?«
    »Nein, es war eine geometrische Figur. Dieser Buchstabe A sah aus wie etwas, was man von oben sieht. Die Start- und die Landebahn eines Flugfeldes, die sich an einer Stelle treffen. Vielleicht ist die Erinnerung falsch, aber jetzt glaube ich - dass ich die Sache damals wohl vollkommen falsch verstanden habe. Ich dachte, sie wäre wegen meines Vaters gegangen, weil er sie schlecht behandelt hat. Aber vielleicht war ja das hier der Grund für ihr Verschwinden. Das, was sie herausgefunden hatte.«
    »Etwas über Flugfelder?« Man hörte, wie es an Cathleens Hotelzimmertür klopfte. Cathleen drehte sich um und rief: »Einen Moment.« Dann wandte sie sich wieder an Fletcher. »Ich muss los. Und du gehst jetzt am besten zur Polizei und berichtest denen, was du über diesen Slade herausgefunden hast.«
    »Nein, nicht zur Polizei. Denen kann man nicht trauen, die werden mir nur in die Quere kommen. Es gibt manchmal Dinge, die man selbst erledigen muss, verstehst du?«
    »Aber wenn du Bescheid weißt und es nicht weitergibst, was ist dann die Konsequenz? Sie finden es heraus und du hast einen Prozess am Hals. Und was wird dann aus uns?«
    »Es wird gut gehen.«
    »Ach ja?« Sie griff zum Telefon und ihre Stimme klang hart. »Ich muss jetzt los. Grüß sie schön von mir, diese... wie heißt sie noch? Mia.«
    Der Bildschirm erlosch. Fletcher holte tief Luft. Er wusste, wie viel Cathleen das Haus auf dem Land bedeutete - wie viel es ihnen beiden bedeutete. Nicht das Haus an sich, sondern dass sie sich ein Zuhause schaffen würden, das ihnen gemeinsam gehörte. Aber es war nun mal so, wie er gesagt hatte - manche Dinge musste man einfach selbst erledigen. Wie zum Beispiel, jemanden, der irgendeine Geschichte über die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg vertuschen wollte, daran zu hindern, einem die Mutter zu ermorden.
    Er holte die Fotokopien der Fotos von den Stahlhexen heraus. Die im Wind wehenden schwarzen Haarmähnen der Frauen und die von Punkten gezeichneten Körper. Pilot und Einheit unbekannt.
    Piloten müssen aber doch irgendwo stationiert sein, dachte er plötzlich.
    Natürlich. Auf einem Luftwaffenstützpunkt.
    Erzog einen dunkelgrauen Anzug an, ein hellblaues Hemd und die dunkelste Krawatte, die er finden konnte. Dann griff er nach seinen Autoschlüsseln und steckte die Stahlhexen- Kopien und das Foto des Alconhurst-Familientags 1980 ein. Wenn er seiner Mutter das Leben retten wollte, begann er am besten mit einem Luftwaffenstützpunkt. Mit dem Luftwaffenstützpunkt Alconhurst, wo er Cherelle Swanson treffen würde, die Mutter des jungen Slade.
    Die wenigen in Großbritannien verbliebenen amerikanischen Stützpunkte haben keinen eindeutigen rechtlichen Status. Theoretisch gehört das Gelände zu Großbritannien und alles, was dort geschieht, unterliegt britischem Recht. In der Praxis verwaltet sich das Territorium hinter dem Stacheldraht aber selbst, und der britische Staat greift so gut wie nie ein. Die Stützpunkte sind nur grob auf den Karten verzeichnet und Gebäude oder Zufahrtsstraßen gar nicht.
    Fletcher stand

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