Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
Vom Netzwerk:
Ablösung ist gekommen, Pioniere des 217. Armeepionierbataillons.«
    »Und wohin kommen wir?«
    »Auf die andere Seite, zur Ingenieurabteilung des Frontstabes.«
    Nun, desto besser. Wir übergeben unsere Objekte. Eine halbe Stunde später marschieren wir über die schwankenden Bretter der Sturmbrücke, die über den Wolga-Arm zur Insel geschlagen worden ist.
    Mit Georgij Akimowitsch küssen wir uns sogar beim Abschied. Er schüttelt mir kräftig die Hand, zwinkert mit den Augen, legt die Stirn in Falten und sagt:
    »Ich werde mich oft an unsere Unterhaltungen auf diesen Stufen erinnern. Ich hoffe, daß alles, was ich Ihnen zu beweisen versucht habe, niemals eintreffen wird. Wir werden uns nach dem Kriege wiedertreffen, und Sie werden mich fragen: ›Nun, wer hat recht behalten?‹ Und ich werde antworten: ›Sie‹.«
    Er begleitet uns bis zum Pfad, der auf dem rötlichen Abhang zur Wolga hinunterführt, und winkt noch lange mit seiner Mütze mit dem Knopf.
    Wieder ist ein Mensch in mein Leben getreten und hat eine zwar nicht bedeutende, aber unvergeßliche Spur hinterlassen und ist wieder verschwunden, wahrscheinlich für immer.
    Später sitzen wir auf dem linken Ufer auf einem umgekippten, ausgetrockneten Boot und blicken auf die rauchenden Schornsteine des Traktorenwerkes, das keine Minute die Arbeit eingestellt hat, und Schapiro erzählt uns, daß das Werk im Juli jeden Tag dreißig Panzer hergestellt habe, im August sogar fünfzig, sich jetzt aber ausschließlich mit Reparaturen beschädigter Maschinen beschäftige, und daß ein Teil der Einrichtung schon nach dem Ural verlegt worden sei und man den anderen Teil abtransportieren wolle, sobald es nur gelungen sei, die Deutschen von einer bestimmten Stelle, wo es eine Brücke oder eine Anlegestelle gebe, zurückzuwerfen.
    Wir übernachten in einer Hütte mitten im Walde. Den ganzen nächsten Tag verbringen wir auf der Suche nach dem Forsthaus, dem Richtungspunkt, von wo aus es möglich ist, die Ingenieurabteilung des Frontstabes zu finden.
    Stäbe und rückwärtige Dienste sind in jedem Wäldchen und Gehölz so zahlreich, daß es gar nicht leicht ist, die für uns zuständige Abteilung zu finden. Überall Wachposten, Stacheldraht und Aufschriften: »Kein Eintritt.«
    Gegen Abend finden wir es dennoch. Es ist wohl die Abteilung, aber kein Haus. Das Haus existiert schon lange nicht mehr, nur noch auf der Karte – ein schwarzes Rechteck mit einem Schrägstrich an der Seite. Die Abteilung hat sich in vier Unterständen eingerichtet. In einem von ihnen, der so gut getarnt ist, daß wir zehn Minuten um ihn herumirren, sitzt ein Major mit einer schrecklich dicken, randlosen Brille und mit einem Zelluloidkragen. Er überfliegt schnell mit den Augen den Inhalt des Marschbefehls und wird auf einmal lebendig:
    »Ausgezeichnet! Einfach ausgezeichnet! Und ich wußte gar nicht, was ich tun sollte. Setzt euch, Freunde! Oder nein, besser, gehen wir hinaus, hier kann sich einer alleine schon nicht umdrehen …«
    Es stellt sich heraus, daß gerade vor uns – »Haben Sie sich nicht getroffen?« – ein Hauptmann aus der Ingenieurabteilung der 62. Armee dagewesen ist. Dort fehlt es an Regimentsingenieuren. Heute nacht soll die 184. Division über den Fluß setzen, und am Morgen sind während eines Luftangriffs der Ingenieur sowie der Pionier-Zugführer gefallen. In den kämpfenden Divisionen herrscht jetzt Mangel – Sergeanten versehen den Dienst von Regimentsingenieuren. In der Reserve – keine Seele. Wie lange schon müht man sich mit diesem Traktorenwerk ab – zweimal wurde schon angefragt.
    »Kurz gesagt … Sie sind wahrscheinlich hungrig? Gehen Sie in unsere Kantine, immer diesen Pfad entlang, geradeaus, essen Sie Abendbrot, und kommen Sie wieder hierher. Ich werde Ihre Papiere fertigmachen. Es wird Ihnen gelingen, die Division noch auf dieser Seite einzuholen.«
    Nachdem wir Reisgrütze mit Marmelade gegessen haben, gehen wir wieder zum Major. In seiner kleinen Damenhandschrift mit eleganten Schnörkeln am »D« beschriftet er die Umschläge.
    »Wer von Ihnen ist Kershenzew?«
    »Ich.«
    »Sie bekommen eine Sonderorder. Sie müssen zur Hundertvierundachtzigsten. Ich rate Ihnen, sie noch diesseits einzuholen. Um acht Uhr wird sie von Burkowskij aus zur Überfahrt marschieren. Sonst werden Sie morgen die vorderste Linie absuchen müssen und sie schließlich doch nicht finden.« Er hält mir einen aus einer topographischen Karte zusammengeklebten Umschlag hin. »Versuchen

Weitere Kostenlose Bücher