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Stalins Geist

Stalins Geist

Titel: Stalins Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Frau, die ihre Zunge verschluckt hat, der Journalist Ginsberg, der überfahren wurde, der totgesoffene Borodin. Diese Fälle wurden von Isakow und Urman aufgeklärt: eine häusliche Auseinandersetzung, ein Ausrutscher auf dem Eis, die Gefahren, die es mit sich bringt, wenn man allein trinkt, statt mit jemandem zu teilen. Aber du unterstellst Mord.«
    »Ich vermute nur, dass unzureichend ermittelt wurde.«
    »Hast du gesehen, wie Ginsberg überfahren wurde?«
    »Nein.«
    »Gab es irgendeinen Hinweis darauf, dass bei Borodin etwas faul war?«
    »Nein.«
    »Was verbindet die beiden mit den Kusnezows?«
    »Isakow und Urman.«
    »Merkst du, dass du im Kreis argumentierst?«
    »Diese Notizen sind nur für mich.«
    »Das wollen wir hoffen, denn wenn Isakow und Urman Wind davon bekommen, wird man deine Leiche finden, aber nicht deinen Notizblock. Ich hab ein schlechtes Gewissen. Ich hab dich in die Sache mit Soja Filotowa hineingezogen, die ihren Mann umbringen und häuten lassen will. Diese Sache ist uns um die Ohren geflogen.«
    »Die Notizen sind unsortiert.«
    »Na ja, du hast einfach jeden mit hineingerührt.«
    »Ich hab versucht, jedem eine eigene Seite zu geben, mit einer Liste von Fakten und Beinahe-Fakten. Zuerst Isakow und Urman. Dann das Videoteam der Russischen Patrioten - Selenski, Petja und Bora. Jeder hat eine eigene Seite.«
    »Sie haben heute eine Wahlkampfkundgebung in Twer.« Viktor legte eine ehrfürchtige Pause ein, als eine kleine Karaffe Wodka serviert wurde. Dann nahm er den Block und blätterte darin. »Du hast Tanja eine Seite gegeben.«
    »Urmans Freundin. Sie kann gut mit einer Garrotte umgehen. Bonuspunkte für ihr Harfenspiel. »
    »Und hier ist Schenjas Vater? Ossip Lysenko? Was zum Teufel hat denn der damit zu tun?«
    »Jeder, der auf mich schießt, hat sich damit automatisch eine Seite verdient.«
    »Wenn du damit weitermachst, wird man wieder auf dich schießen. Wer weiß? Vielleicht finden Isakow und Urman deine Leiche. Ich dachte, du hättest eine Fahrkarte, die dich aus der Stadt bringt?«
    »So heißt es.«
    Viktor blätterte um. »Der Rest der Notizen ist verrückt. Pfeile, Diagramme, Querverweise.«
    »Zusammenhänge. Manche sind nur skizzenhaft.«
    »Du machst mir Sorgen, Arkadi. Ich glaube, du fällst auseinander.«
    »Es ging mir um Vollständigkeit.«
    »Ach ja? Weißt du, wessen Namen ich noch nicht gesehen hab? Eva. Doktor Eva Kaska. Ich finde, sie hat auch eine Seite verdient. »
    Arkadi war erschrocken über diese Unterlassung. Er schrieb ihren Namen auf ein neues Blatt und fragte sich, was er bei ihr sonst noch übersehen hatte.
    »Ich glaube, jetzt hast du sie alle«, sagte Viktor.
    Arkadi sah einem vorüberfahrenden Bus nach. Auf der Seite stand eine Werbung für einen Tagesausflug nach Susdal. »Sehen Sie die Seele Russlands.« Mittagessen inbegriffen.
    »Da gibt es eine Nummer«, sagte er.
    »Was für eine Nummer?«
    »An den Schuss erinnere ich mich nicht, und ein paar andere Lücken hab ich außerdem. Deshalb hab ich mit Telefonnummern, Adressen, Namen geübt. Was sagt dir dreiunddreißig - einunddreißig - dreiunddreißig?«
    »Meinst du das ernst? Gar nichts.«
    »Was könnte es sein?«
    Viktor trank den ersten Schluck Wodka wie ein Metzger, der sein Messer wetzt.
    »Eine Telefonnummer ist es nicht; die hätte sieben Stellen.
    Vielleicht die Kombination für ein Vorhängeschloss oder einen Tresor. Nach rechts auf dreiunddreißig, nach links auf einunddreißig, nach rechts auf dreiunddreißig, Verriegelung drehen und öffnen. Bloß … »
    »Bloß weiß ich nicht, welcher Tresor es ist.«
    »Ruf dir die Nummer vor Augen. Ist sie getippt? Handgeschrieben? Wer hat sie aufgeschrieben, du oder jemand anders? Ist es eine männliche oder eine weibliche Handschrift? Worauf ist sie geschrieben? Auf eine Papierserviette, auf einen Bierdeckel? Ist es eine Autonummer? Ein Gewinnlos aus der Lotterie? Wie kann man sich erinnern und sich doch nicht erinnern?«
    » Elena Iljitschnina sagt, Teile meiner Erinnerung werden zurückkommen. Ich muss jetzt gehen.«
    Arkadi bezahlte Viktors Wodka; das war der Preis für die
    fachmännische Beratung.
    »Glaubst du, ich trinke zu viel? Sei ehrlich.«
    »Ein bisschen.«
    »Es könnte schlimmer sein.« Viktor blickte nach rechts und
    nach links. »Hat Elena Iljitschnina etwas über mich gesagt?«
    »Nein.«
    »Hat sie mich wiedererkannt?«
    »Wieso sollte sie?«
    Viktor strich das Haar an seinen Schläfen zurück und enthüllte an bei den Seiten

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