S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse
hätte.
„Wir können nicht vorsichtig genug sein", mahnte Spoiler, der aus dem Nebenraum zu ihnen stieß. Er musste draußen Wache geschoben haben. Das Sturmgewehr in der Armbeuge, blieb er stehen und fuhr fort: „Weder die Wächter noch die freien Stalker wären darüber erbaut, wenn sie wüssten, wer wir wirklich sind."
Dabei warf er einen bedeutsamen Blick auf seinen rechten Unterarm, um an die Achillesferse zu erinnern, die sie alle bei sich trugen: den Symbionten, der deutlich sichtbar mit ihrer Haut verschmolzen war. Wer die zur Tarnung gewählten Symbole kannte, wusste sofort, dass ihre Träger zu den Infiltrationstruppen gehörten, die aus dem Inneren der Zone kamen.
Nicht jeder Stalker kannte den Sinn dieser vermeintlichen Tätowierung, doch die Zahl der Wissenden wuchs ständig. Leider standen die Agenten ganz unten auf der Liste der Auserwählten, sonst hätte es sicher längst eine Überarbeitung des Motivs gegeben.
„Wie gehen wir weiter vor?", fragte Igel. „Sollten wir mich nicht besser posthypnotisch konditionieren? Wer weiß, was in der Arena alles passiert. Falls Marinin den Symbionten durch einen dummen Zufall zu sehen bekommt, weiß er sofort Bescheid. Ich habe sowieso den Eindruck, das er mir misstraut."
„Marinin ist bald Geschichte. Er soll in der Arena sterben." Während Doppelkinn sprach, sah es so aus, als würde sein Kopf auf dem unförmigen Hals auf und ab wackeln. Er hatte in den vergangenen Monaten stark zugenommen und sich eigentlich längst den Namen Dreifachkinn verdient.
„Darum sollen wir gegen die Stalkerkiller antreten?", fragte Igel leicht vergrätzt. „Lässt sich der Major nicht einfacher ausschalten? Und zwar, ohne mich dabei zu gefährden?"
„David Rothe ist nicht unser einziger Auftrag", erinnerte Spoiler im Tonfall eines weisen Vorgesetzten. „Dieses unsägliche Trio, das die Selbstzerfleischung der Stalker zum Erliegen gebracht hat, muss eliminiert werden. So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Doppelkinn und ich werden dich dabei unauffällig unterstützen."
Es war schon bizarr. Bevor sie drei, getrennt voneinander, unter die Kontrolle des Monolithen geraten waren, hatten sie sich nie ausstehen können. Doppelkinn und Spoiler hatten sich sogar bis aufs Blut gehasst. Ihre Spitznamen verdankten sie dem jeweils anderen ― und sie waren stets verletzend gemeint gewesen. Nun aber standen sie zusammen und vertrauten einander das Leben an.
„Wäre es nicht doch besser, mich zu konditionieren?", hakte Igel noch einmal nach.
Spoiler schüttelte so heftig den Kopf, dass es aussah, als würde sein vorspringendes Kinn jeden zerschneiden, der ihm in den Weg trat.
„Geht nicht", erklärte er anschließend. „Die Verbindung zur Noosphäre ist instabil. Einer der Auserwählten wird neu berufen. Bis dich das Kollektiv konditionieren kann, ist es vielleicht schon zu spät."
Deshalb die plötzliche Stille! Igel hatte sich schon über das Gefühl der Isolation gewundert, das ihn während des Gesprächs mit Rothe und Marinin befallen hatte. Kurz nachdem der Befehl gekommen war, den Kampf in der Arena vorzuschlagen.
„Gut", sagte er laut. „Ich hoffe, ihr findet wirklich eine Möglichkeit, mir zu helfen."
„Natürlich", versicherten ihm die beiden. „Du kannst dich auf uns verlassen."
Aber was bedeutete das schon? Das würden sie natürlich auch sagen, wenn sie den Befehl hatten, ihn zusammen mit Marinin zu opfern.
4.
IM NI RGENDWO
Kim! Zuerst schien die Stimme aus weiter Ferne zu kommen, aber dann von allen Seiten zugleich. Wach auf mein Kind! Sobald sie dich eingebunden haben, ist es zu spät!
Es war ihre Mutter, die da sprach, das hörte Kim ganz deutlich. Wie war das nur möglich? Kim versuchte sich zu orientieren, doch es gelang ihr nicht, die sie umgebende Dunkelheit zu vertreiben.
Der Versuch, sich zu bewegen, scheiterte ebenfalls. Sie hatte nicht das geringste Gefühl in Armen und Beinen. Genau genommen spürte sie ihren Körper überhaupt nicht. Es war, als läge sie gelähmt auf dem Grund eines tiefen Brunnens.
Kim, du musst dich beeilen! Ohne die Stimme, die immer wieder energisch auf sie einsprach, wäre sie vermutlich weggedämmert. Im Moment herrscht Chaos, deshalb kann ich unbemerkt zu dir durchdringen. Aber sobald sich die Verbindung stabilisiert, muss ich meinen freien Willen wieder verbergen.
Kim verstand nicht, worum es eigentlich ging, doch sie fühlte deutlich, dass sie schleunigst handeln musste.
Sie haben dich betäubt,
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