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S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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mein Kind! Aber damit du im Kollektiv aufgehen kannst, musst du bei klarem Verstand sein. Nutze die kurze Zeitspanne, in der die Wirkung des Mittels abklingt. Erwache, bevor sich die anderen mit dir verbinden. Erwache, mein Kind. Erwache, solange du noch kannst.
    Plötzlich kam es ihr vor, als würde sie ertrinken. Der Brunnen, auf dessen Grund sie lag, schien auf einmal mit Wasser gefüllt, doch die Dunkelheit lichtete sich ein wenig. Von ganz weit oben fiel Licht in die Tiefe.
    Erwache, mein Kind, sonst ist es zu spät! Vielleicht lag es an den Warnungen ihrer Mutter, doch im gleichen Maße, in der die Atemnot zunahm, spürte sie wieder ihre Arme und Beine. Verzweifelt stieß sie sich vom Grund ab und strebte dem Licht entgegen. Erwache! Es mussten gut zwanzig oder gar dreißig Meter sein, die es zu überwinden galt. Solange konnte sie niemals aushalten. Doch sie versuchte es trotzdem.
    Kim begann mit den Beinen zu schlagen, um das Tempo zu erhöhen.
    Ja, so ist es gut. Kämpfe dagegen an!
    Ihre Lungen begannen zu brennen. Der Reflex, nach Atem zu schöpfen, wurde immer stärker, doch sie unterdrückte ihn mit aller Macht. Wie viel einfacher es doch gewesen wäre, sich auf den Grund zurücksinken zu lassen, aber ihre Mutter trieb sie weiter an.
    Weiter so, Kim! Weiter so!
    Erwache!
    Plötzlich ging die Dunkelheit rasend schnell zurück. Es wurde heller und heller, doch der erlösende Durchbruch ließ auf sich warten. Erwache! Längst drang gleißend helles Licht in ihre Augen, aber die rettende Oberfläche schien noch immer unendlich weit entfernt zu sein.
    Kims Herz begann zu rasen
    Jetzt!
    Jetzt ist soweit!
    Verzweifelt begann sie zu kraulen, denn ihre Lungen fühlten sich an, als wollten sie gleich explodieren. Sie musste Luft holen! Unbedingt!
    Das Blut begann in ihren Ohren zu rauschen. Sie hatte das Gefühl zu ersticken, doch noch lebte sie. Kraulend strebte Kim höher und höher. Irgendwann musste sie doch einmal auftauchen.
    Endlich platzte etwas vor ihr auseinander. Nicht das Brunnenwasser, das sie umgab, sondern die Augenlider, die sie die ganze Zeit geschlossen gehalten hatte.
    Du hast es geschafft!
    Du bist erwacht!
    Sprudelnde Nährflüssigkeit strömte auf ihre Pupillen ein und raubte ihr einen Teil der Sicht. Eine Situation wie aus einem Albtraum, doch sie spürte mit jeder Faser ihres Seins, dass es die Realität war. Entsetzt wirbelte Kim herum, doch das Wasser war allgegenwärtig.
    Das Wasser und das massive Plexiglas.
    Ihre Fäuste hämmerten gegen die transparente Wölbung, im verzweifelten Versuch, sich aus dem tödlichen Gefängnis zu befreien.
    Doch es war zu spät! Ihre Lippen entzogen sich jeder Kontrolle. Hustend entwich ihr ein Teil des angehaltenen Atems. Den Bruchteil einer Sekunde lang verschaffte ihr der Reflex sogar Erleichterung, doch im Gegenzug drang sofort Flüssigkeit in ihren Mund. Verzweifelt presste sie die Lippen wieder aufeinander. Wenn das Wasser in ihre Lungen gelangte, war es endgültig um sie geschehen.
    Kim verspürte den Wunsch zu erbrechen, widerstand ihm aber.
    Es war nur ein kurzer Aufschub, der ihr gewährt wurde, doch sie musste ihn nutzen. Sie musste sich irgendwie drehen und ihr gläsernes Gefängnis sprengen.
    Vielleicht mit der Kraft ihrer Beine? Hatte sie nicht einmal gelesen, dass die Beinmuskulatur wesentlich stärker war als die der Arme?
    Ihre wirren, von Sauerstoffmangel geprägten Gedanken wurden durch ein lautes Hämmern übertönt. Zuerst dachte sie, sie würde ihren eigenen Herzschlag hören, dann entdeckte sie, dass es von außerhalb der Röhre kam. Obwohl sie nur verschwommene Umrisse sah, glaubte sie den abscheulichen Wissenschaftler zu erkennen, der sie narkotisiert hatte.
    Wie besessen schlug er gegen die Röhre, um auf sich aufmerksam zu machen. Als er sah, dass ihn Kim fixierte, deutete er mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf eine neben ihr befindliche Stelle. Dann legte er beide Hände um den Mund, um einen Schalltrichter zu formen, den er gegen die gebogene Scheibe presste.
    „Der Beatmungsschlauch!", drang es dumpf zu ihr herein.
    Kim verstand nicht, was er meinte, bis sie den Kopf wandte und einen dichten Strom aufsteigender Blasen spürte, die von unten gegen ihr Kinn prallten und daran zerplatzten.
    In diesem Moment kam es ihr vor, als würde jemand einen Schalter in ihrem Kopf umlegen. Plötzlich wusste sie, was zu tun war.
    Mit letzter Kraft tastete sie nach der sprudelnden Quelle des Luftstroms: ein Mundstück aus transparentem

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