S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse
des Gegners zuhielt. In der dortigen Mi-24 war noch nichts von ihrer Kaperung bekannt, deshalb konnte Marinin sie in aller Ruhe ins Fadenkreuz nehmen. Aus kürzester Distanz feuerte er zwei Raketen ab, die fauchend ins Ziel jagten.
Erst jetzt wurde drüben klar, dass irgendetwas nicht stimmte, doch die Ausweichbewegung kam zu spät. Mit einem doppelten Schlag hämmerten die Sprengköpfe in den lang gezogenen Rumpf. Kurz hinter der Pilotenkanzel und direkt auf Höhe der Infanteristen. Dabei wurde auch ein Teil der Munition oder des Tanks getroffen. Vielleicht auch beides.
Mehrere kurz hintereinander erfolgende Explosionen erschütterten die Luft. Ein sich aufblähender Glutball ließ die beiden Frontkanzeln von innen heraus bersten, danach sackte die Maschine haltlos in die Tiefe, obwohl sich der Rotor weiter drehte.
Krachend stürzte sie in das Gebäude, das die unterirdische Bar beherbergte. Der Wirt des 100 Rad würde sich neue Räumlichkeiten in einem neuen Wächtercamp suchen müssen, sofern er und genügend Wächter überlebten.
Eines der Rotorblätter fraß sich in eine aufragende Betonmauer und verbog sich dabei so stark, dass das gesamte Gestänge zu Schaden kam. Eine weitere Explosion erklang. Diesmal so heftig, dass sich der Rumpf unter den einwirkenden Kräften aufbäumte, auseinanderbrach und sich in eine lodernde Fackel verwandelte. Dicke Rußfahnen stiegen senkrecht empor und verwehten nur langsam im Wind.
Marinin zog seine Mi-24 herum, damit sie nicht durch umherfliegende Trümmer getroffen wurde. Unter ihnen wurde Jubel laut, aber es fielen auch Schüsse.
„Dreh ab, Mann", brüllte Igel entsetzt. „Du fliegst über die Armeefront hinweg!"
Der Major gab sein Bestes, um den Kurs so schnell wie möglich zu korrigieren, trotzdem zogen plötzlich aus Granatwerfern abgefeuerte Geschosse an ihnen vorbei. Weiße Kondensstreifen woben ein dichtes Netz, in dem Tod und Verderben drohte. Marinin erhöhte den Schub der Triebwerke, doch es war zu spät, sie spürten bereits eine harte Erschütterung am Heck.
„Welche Richtung?", brüllte er trotzdem, ohne den Blick zu wenden. „Wir brauchen immer noch die Schutzanzüge, die du uns versprochen hast!"
„Nach Jantar!", gab Igel lauthals zurück. „Dort bekommen wir alles, was wir brauchen."
Marinin brauchte die Maschine nur um wenige Grad in Richtung Westen zu drehen, um genau auf Kurs zu liegen. Er erhöhte die Geschwindigkeit, wollte noch möglichst viel Strecke zurückzulegen, bevor er zur Landung gezwungen wurde. Doch es war deutlich zu sehen, dass er bereits große Schwierigkeiten hatte, die Maschine stabil zu halten. Von hinten, aus dem Heck, drang starker Brandgeruch in die Kabine. Das Höhenruder war bei dem Treffer beschädigt worden, das konnte nicht lange gut gehen.
Das Camp unter ihnen verschwand, ebenso die westlich davon in Stellung gebrachten Armeetruppen, die die flüchtenden Stalker niedermachen sollten. Marinin sandte ihnen ein halbes Dutzend Luft-Boden-Raketen entgegen, um sie in Unruhe zu versetzen.
Sekunden später lag auch dieser Frontverlauf hinter ihnen.
„Ich muss bald runter", rief er David und Igel zu. „Aber das macht nichts, wir müssen die Maschine sowieso loswerden, damit niemand ahnt, wohin wir wollen. David, hilf mir bei der Suche nach einem Landeplatz. Rund um das Camp gab es keine Anomalien, aber hier kann es uns überall zerreißen."
David nickte nur abwesend, denn seine gesamte Aufmerksamkeit galt Igel.
„Was macht dich so sicher, dass wir die Anzüge bekommen, von denen du gesprochen hast?", fragte er lauernd. „Schließlich sind wir in der Arena leer ausgegangen."
Der Stachelkopf ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil. Ein siegessicheres Grinsen glitt über seine Lippen.
„Was brauchen wir Geld", gab er leichthin zurück, „wenn wir doch etwas viel Besseres haben?" Lachend beugte er sich vor, um David auf die Brusttasche mit dem Nachtstern zu klopfen. „Glaub mir, mit dem, was du in der Zone gefunden hast, kannst du in Jantar alles bekommen, was du haben willst."
6.
REAKTORBLOCK III, UNTERIRDISCHER KOMPLEX, ARRESTZELLE 4
Ein zerkratztes Holztablett auf dem Arm, stand Kochow vor der Zelle. Sein ganzer Mut hatte ihn plötzlich verlassen. Sollte er wirklich hineingehen? Unschlüssig starrte er auf das Glas Wasser und das leicht zerdrückte Wurstbrot, das er darauf drapiert hatte. Was er da servieren wollte, wirkte verdammt traurig, aber es war das Einzige, was er der Gefangenen aus
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