S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse
Igel empor-zuspringen. Der Stalker drehte sich rasch herum, obwohl er dadurch seine linke Seite entblößte. Statt sich in ihr festzubeißen, stoppte Gagarin mitten in der Attacke, umrundete Igel und versuchte erneut an ihm hochzuspringen. Der Stalker wich durch eine Drehung aus, und das Spiel begann von Neuem.
David wollte schon dazwischentreten, aber Marinin hielt ihn mit überraschend festem Griff zurück. In den Augen des Majors lag ein misstrauisches Funkeln.
Igel versuchte indessen sein Gewehr in den Anschlag zu bringen, musste sich aber erneut drehen, damit der Hund nicht nach seinem rechten Arm schnappte. Wieder ließ Gagarin von ihm ab und startete einen neuen Anlauf.
Da dämmerte David endlich, was dem Major bereits aufgegangen war. Der Hund attackierte gar nicht Igel, sondern ausschließlich dessen rechten Arm!
Rasch machte David zwei große Schritte und wand dem Gefährten das AKM mit einem schnellen Ruck aus den Händen. „Hey, was soll das?", protestierte Igel.
Es war nur ein kurzer Moment der Ablenkung, doch er reichte Gagarin aus, um gezielt zuzuschnappen. Mit einem fürchterlichen Laut, der aus den Tiefen seiner Kehle kam, versenkte er seine scharfen Zähne in Igels rechtem Unterarm. Wütend versuchte der Gebissene den Hund abzuschütteln, doch es gelang ihm nicht. Ein Pitbull, der einmal zugebissen hat, ließ bekanntermaßen nicht mehr so schnell locker, doch diesmal verlief alles ganz anders.
Unter den zurückgezogenen Lefzen des Tieres wurde nämlich nicht nur Blut sichtbar, sondern auch eine ölige Substanz, die ein seltsames Eigenleben zu besitzen schien. In einem Moment verhielt sie sich noch wie eine ganz normale Flüssigkeit, im nächsten spaltete sie sich bereits von dem hervorquellenden Blut ab, wuchs immer weiter in die Höhe und begann sich zu verästeln, bis ein Dutzend feiner, leicht vorgewölbter Fasern über das Hundemaul hinwegragte.
Einen kurzen Moment lang schien das bizarre Gewächs in der Luft zu erstarren, dann zuckte es vor und drang mit seinen Spitzen tief in die empfindliche Schnauze ein. Zwei der nadelfeinen Fäden zuckten sogar auf Gagarins Augen zu, doch da hatte das Tier schon seine Kiefer gelöst und sich in die Tiefe fallen lassen.
„Verdammte Dreckstöle, ich bring dich um!" Ein Tritt in Igels Kniekehlen verhinderte, dass er seine Drohung wahrmachen konnte.
Gleich darauf flog sein blutender Arm in die Höhe, und die durchlöcherten Ärmel von Jacke und Pullover wurden zurückgestreift. Marinin, der ihn am Handgelenk hielt, stieß einen leisen Pfiff aus, als die überdimensionale S.T.A.L.K.E.R.-Tätowierung offen lag.
„Also doch!", rief David empört. „Dabei habe ich ihn doch schon mit nackten Armen gesehen. Die müssen ihn irgendwann in den letzten Tagen rekrutiert haben."
Ein Blick auf die schwarze Farbe, die sich von den blutenden Stellen im T, im L und im E zurückzog und auch sonst ein Eigenleben zu besitzen schien, ließ aber noch eine ganz andere Theorie zu. Nämlich die, dass diese Tätowierung mehr war, als es nach außen hin den Anschein hatte. Und dass sie sich nach Belieben an- und wieder ablegen ließ.
David stellte Igel eine entsprechende Frage, doch statt darauf zu antworten, langte der miese Kerl nach dem Messer an seiner Hüfte. Die Bewegung erfolgte auch mit links so schnell und routiniert, dass der blanke Stahl schneller in seiner Hand funkelte, als David und der Major reagieren konnten. Igel war ihnen einen ganzen Schritt voraus, doch als er mit der Klinge zustoßen wollte, schlossen sich Gagarins Kiefer um seine Hand. Der Schmerz war so groß, das er die Waffe augenblicklich losließ. Eine Sekunde später sprang ihm das Tier mit voller Wucht gegen den Brustkorb und stieß ihn zu Boden.
Fluchend wollte sich Igel wieder aufrappeln, doch da tauchte ein Schatten über seinem Gesicht auf. In der nächsten Sekunde spürte er die scharfen Pitbullzähne an seinem Hals. Die Bewegungen des Stalkers gefroren ein. Monolith-Agent oder nicht, sein Überlebensinstinkt funktionierte. Schließlich konnte ein toter Agent keine Aufträge mehr erfüllen.
„Ruhig liegen bleiben", drohte David, „oder wir können für nichts garantieren."
Igel gehorchte. Angesichts des bissigen Pitbulls blieb ihm auch keine andere Wahl. Reglos wartete er ab, was weiter passieren würde. Nur das Blut aus seinen Bisswunden pulsierte unbeeindruckt vor sich hin.
Die Tätowierung wirkte inzwischen wieder fest mit der Haut verbunden.
David zog einen Steinblutkristall
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