Star Trek - Titan 04 - Schwert des Damokles
spürten. »Aktiviere Bremsdüsen.«
Als die
Schwerkraft einsetzte, entspannte sich Modan allmählich, bis sie sich wieder
unter Kontrolle zu haben schien. Mit Ausnahme von Ra-Havreii, der immer noch
leise vor sich hinsummte, saß das Team für die paar Augenblicke schweigend da,
die es brauchte, um die Bremssequenz einzuleiten.
Als der
Computer verkündete, dass sie für ein paar Minuten treiben würden, bevor sie
sich Orisha näherten, schnallte sich Jaza sofort ab und erhob sich. Es wirkte,
als ob er ein Sprinter wäre und auf das Geräusch der Startpistole gewartet
hätte.
»Jaza«,
sagte Vale. »Was ist los?«
»Kommen Sie
und sehen Sie es sich selbst an«, sagte er, als er auf den vorderen Pilotensitz
kletterte und aus der Sicht verschwand.
Nachdem sie
Keru einen fragenden Blick zugeworfen und dafür das erwartete Schulterzucken
bekommen hatte, schnallte sich Vale ebenfalls schnell ab und gesellte sich zu
Jaza. Anders als der kleinere Typ-1 war die Ellington für
Kurzstrecken-Systemsprünge gebaut. Im Notfall konnte sie wie ein sehr kleines
Beiboot funktionieren. Vale hatte auf eine friedlichere Situation gehofft, um
die Shuttles einzuweihen, aber sie wusste, dass sie nur die Karten ausspielen
konnte, die ihr ausgeteilt worden waren.
Sie sah zu
dem dunkelhäutigen Bajoraner auf dem Pilotensitz und beobachtete, wie seine
Hände Befehle in den Computer eingaben.
Er liest
die Werte ab ,
dachte sie. Wie optimistisch kann man sein? Wir haben höchstens eine
dreißig-zu-siebzig-Chance, das hier zu überstehen, und das weiß er doch auch.
Dennoch,
trotz der Gefahr und der ständigen Möglichkeit der vollständigen Zerstörung,
war Jaza aufgeregt. Man musste ihn nicht kennen, um es zu sehen. Seine Augen
hatten diese vertraute Intensität; genau über den Riffeln seiner Nase waren
seine Brauen leicht zusammengezogen; sein Mund war am Rand eines Lächelns. Mehr
als aufgeregt, er war ganz offensichtlich glücklich.
»Ich liebe
es«, sagte er leise. Als sie eine Augenbraue hob, zeigte er auf etwas. »Sehen
Sie.«
Vor ihnen,
hinter dem Plexibeobachtungsfenster, schwebte eine kleine und zinnoberrote
Kugel vor der Dunkelheit: der Planet Orisha.
»Wir sind
seit Jahrhunderten im All, wissen Sie?«, sagte er, während er nach draußen sah.
Jetzt, wo Vale den Planeten aus kürzerer Entfernung sehen konnte, kam er ihr
wie ein großer und wunderschöner Edelstein vor. Hübsch. »Bajoraner haben den
ganzen Weg nach Cardassia Prime in Raumschiffen zurückgelegt, die so klein wie
Segelboote waren.«
»Erstaunlich«,
sagte sie, verbuchte seine Worte aber als das Ergebnis einheimischer Folklore.
Sie wusste zwar nicht viel über die Geschichte von Bajor, aber das schien ihr
doch ein wenig weit hergeholt.
»Aber bis
die Besetzung beendet war, habe ich meinen Planeten nie verlassen«, sagte er.
»Jetzt nehme ich jede Gelegenheit wahr, um einen neuen Planeten auf diese Art
zu sehen, wie er dort im Dunkeln hängt und glüht wie einer der Drehkörper. So
fühle ich mich den Propheten irgendwie näher.«
Hinter
ihnen in der Kabine hatten die anderen mit einer Unterhaltung darüber begonnen,
was sie erwarten würde, wenn das Shuttle unten war. Troi und Keru wechselten
sich damit ab, mit Modan kleine Auffrischungen der medizinischen
Notfallprotokolle, der diplomatischen Abläufe während des Erstkontaktes und was
man nicht tun sollte, wenn man von einer Herde wütender zwölf Meter großer
Schalentiere verfolgt wird, durchzugehen. Vale wusste, dass sie das
hauptsächlich machten, um den Ensign ruhig zu halten und das schien zu
funktionieren.
Der
verdammte Ra-Havreii hingegen fuhr damit fort, diese nervige Melodie zu summen.
Eigentlich
war es nicht mal das Lied selbst, das unangenehm war – ganz im Gegenteil. Die
Melodie rangierte irgendwo zwischen einer menschlichen Symphonie und der
musikalischen Sprache der Eingeborenen auf Liuvani Prime. Der tiefe Tenor des
Ingenieurs war nicht zu beanstanden. Es war einfach nur die Unablässigkeit des
Ganzen. Immer, wenn er sich nicht an wichtigen Unterhaltungen beteiligte,
begann Ra-Havreii zu summen und mit der Melodie zu spielen wie ein Kätzchen mit
einem Wollknäuel. Es war zum Verrücktwerden.
Sie wollte
ihn gerade dazu bringen, mit dem Geräusch aufzuhören, als Jaza sagte:
»Ra-Havreii, ich brauche Sie.«
Sein
Tonfall riss ihren Blick von dem langsam rotierenden Planeten weit vor ihnen
zurück zu seinem Gesicht. Er lächelte nicht mehr, und seine Stirn lag nun
voller Sorgenfalten,
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