Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
Neelix. »Kaum mehr als ein Schauermärchen. Wenigstens dachte ich das bis jetzt. Vor Jahrtausenden – noch bevor wir Talaxianer oder sogar die Trabe ins All vorstießen – gab es ein fast vergessenes Volk, das über einen großen Teil des
Raumbereichs herrschte, den Sie als Delta-Quadranten bezeichnen. Den Legenden zufolge gingen aus diesem
Volk Mutanten hervor, die sich von den Seelen anderer Lebewesen ernährten, weil sie selbst keine hatten.« Er bedachte Torres mit einem ernsten Blick. »Ich weiß
nicht genau, was die Ryol mit uns anstellten, aber für mich fühlte es sich so an, als würde mir die Seele aus dem Leib gezerrt.« Er schauderte bei den Erinnerungen daran und blickte zu Boden.
»Die Leeren?« hakte Kes nach.
Neelix sah wieder auf. »So nannte man sie in den alten Geschichten. Angeblich gelang es schließlich unter
großen Mühen und Opfern, alle Leeren
gefangenzunehmen und sie zu verbannen. Man hörte
nie wieder etwas von ihnen.« Neelix vollführte eine
Geste, die dem Wrack galt. »Jetzt wissen wir, wo sie gelandet sind.«
Torres schnaufte ungeduldig. »Enthalten die Legenden irgendwelche nützlichen Hinweise? Geben sie Auskunft darüber, wie man die Leeren besiegen kann?«
»Nein, ich fürchte nicht«, erwiderte Neelix.
B’Elanna war keineswegs überrascht. Sie setzte kaum
Vertrauen in Mythen. Bei den Klingonen gab es tausend Legenden in Hinsicht auf Kahless und andere große
Krieger der Vergangenheit. Torres hatte nie viel Sinn in ihnen gesehen. Sie zog wissenschaftliche Fakten
irgendwelchen Märchen vor.
Andererseits mußte sie zugeben, daß die Leeren aus
Neelix’ Schilderungen tatsächlich mit den Ryol identisch zu sein schienen. Sie hatte das von den mentalen
Kräften der Fremden geschaffene Nichts selbst gefühlt und auch gemerkt, wie etwas am Kern ihres Selbst
zerrte – vielleicht waren die Ryol wirklich Seelenfresser.
Wir müssen von hier verschwinden und den Captain warnen, dachte B’Elanna.
Das Geräusch von Schritten hallte in dem großen
Frachtraum wider. Torres drehte den Kopf und sah
einen dürren Neffaler, der ihnen entgegenwankte und
mit beiden Händen etwas umklammerte, das wie ein
Weinschlauch aussah. Er öffnete das Gefäß und bot es Torres an, die erst daran schnupperte, bevor sie zu
trinken wagte. Sie war durstig, ja, aber auch
mißtrauisch. Schon mehrmals hatten Feinde versucht,
ihr irgendwelche Drogen zu verabreichen. Sie dachte in diesem Zusammenhang an die Cardassianer, die in der
Entmilitarisierten Zone nicht davor zurückschreckten, die Wasserlöcher in der Nähe menschlicher Kolonien zu vergiften. Andererseits: Warum sollten die Ryol
versuchen, uns auf diese Weise zu betäuben? Immerhin brauchen sie uns nur anzustarren, um Schwäche in uns entstehen zu lassen?
Der Durst verdrängte die Paranoia, und B’Elanna trank.
Sie schmeckte Wasser, das ihr zwar ein wenig zu warm erschien, aber dennoch erfrischend wirkte.
»Danke«, sagte sie zu dem Neffaler, der auch Kes und Neelix zu trinken anbot. Das kleine, affenartige Wesen beobachtete sie aus großen schwarzen Augen.
Bei genauerem Hinsehen stellte B’Elanna fest, daß
dieser spezielle Neffaler jünger und nicht ganz so
schwach wirkte wie seine Artgenossen. An seinem Hals bemerkte sie eine Schnur, und daran hing ein weißes
Objekt, das fast im zotteligen Brustpelz verschwand.
Worum auch immer es sich handeln mochte – es
reflektierte das Licht eines nahen Kristalls.
»Was ist das?« fragte Torres und deutete dabei auf das weiße Objekt.
Das Geschöpf wich scheu zurück. B’Elanna saß ganz
still und gab keine bedrohlich klingenden Geräusche
von sich, während der Neffaler seinen Mut sammelte.
Das zarte, furchtsame Wesen wirkte wie das genaue
Gegenteil eines stolzen klingonischen Kriegers – ein Umstand, der Torres’ Sympathie weckte. Ganz langsam
schob sich der Neffaler näher.
»So ist es richtig«, lobte B’Elanna sanft. »Braver
Junge.« Sie verzog die Lippen zu einem freundlichen
Lächeln, das sich sehr seltsam anfühlte.
Eigentlich wußte sie gar nicht, warum sie so sehr an dem weißen Objekt interessiert war. Ein voll geladenes und auf maximale Emissionsstufe justiertes
Phasergewehr – damit hätte sie jetzt etwas anfangen
können. Nicht aber mit irgendeinem weißen Ding am
Hals eines Neffalers. Nun, wenigstens konnte sie sich damit ein wenig ablenken, während die Ryol über ihr
Schicksal entschieden.
»Was ist das?« fragte sie erneut, als der
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