Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
Ein gefährliches
– und triumphierendes – Wesen. Der eigene Tod, von
den Klauen und Zähnen des Geschöpfs verursacht.
Handelt es sich bei diesem Alptraum um eine Reflexion meiner eigenen Ängste? dachte Chakotay. Oder ist es eine verzweifelte Warnung von den Geistern meiner Vorfahren? Die Starfleet-Ausbildung und seine Zeit beim Maquis erleichterten es ihm kaum, die Vision zu
interpretieren. Nicht zum erstenmal bedauerte er, daß sein Vater tot war, daß er ihn nicht um Rat fragen
konnte. Kolopak hatte die alten Traditionen immer
besser verstanden als sein eigensinniger Sohn. Wie hätte mein Vater auf ein so gräßliches Omen reagiert?
Er zuckte unwillkürlich zusammen, als sein
Insignienkommunikator piepte. »Chakotay«, meldete er sich und stand auf.
»Bitte entschuldigen Sie die Störung, Commander«,
erklang die Stimme des Doktors. »Aber der Computer
registrierte einen Schrei in Ihrem Quartier. Ist alles in Ordnung?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Chakotay und erinnerte sich an die glitzernden grünen Raubtieraugen des
Wesens. Er glaubte noch immer zu spüren, wie sich die Klauen in seinen Körper bohrten. »Wenn ich doch nur
Bescheid wüßte…«
Es befanden sich nur wenige Personen im Speisesaal.
Kes vermutete, daß sich die meisten
Besatzungsmitglieder auf dem Planeten befanden und
die dortige exotische Küche ausprobierten. Trotzdem
bereitete Neelix ein kleines Büfett vor, während sie mit Tuvok sprach. Kes trug ein schlichtes braunes Kleid
über einer dazu passenden Bluse und Leggings; nach
dem nassen Badeanzug fühlten sich diese Sachen
besonders angenehm an.
»Es gibt viele verschiedene Arten von Telepathie«,
sagte Tuvok. Er saß Kes gegenüber, und vor ihm stand ein Teller mit grünem Salat. »Die vulkanische
Mentalverschmelzung erfordert tiefe Konzentration und bewirkt, daß zwei Selbstsphären zu einer werden. Bei Betazoiden hingegen ist eine ungezwungene Form von
Empathie gebräuchlich: Es fällt ihnen leichter, die
Emotionen anderer Personen wahrzunehmen, als
Informationen aus einem fremden Bewußtsein zu
gewinnen. Bestimmte Völker in der Föderation sind
imstande, Trugbilder zu projizieren, und man kennt auch Phänomene wie Hellseherei und dergleichen. Gewisse
Personen verfügen angeblich über präkognitive
Fähigkeiten, doch diese Angelegenheit ist noch nicht geklärt. Nach unserem gegenwärtigen Wissen über die
Raum-Zeit ist Präkognition sehr unwahrscheinlich, es sei denn, es geht dabei um irgendwelche Formen der
Zeitreise.«
Tuvok legte eine kurze Pause ein, trank einen Schluck Wasser und setzte seinen Vortrag dann fort. »Leider ist die ganze Bandbreite der telepathischen Fähigkeiten
der Ocampa nach wie vor unbekannt. Unsere
Begegnung mit Tanis weist jedoch darauf hin, daß das latente psychische Potential erheblich ist. Auf dieser Grundlage erscheint es mir wahrscheinlich, daß Ihre
Erlebnisse in der Bucht das Ergebnis telepathischer
Stimuli sind. Allerdings sehe ich mich außerstande,
genaue Aussagen in Hinsicht auf die Art der
entsprechenden Telepathie zu treffen.«
Kes schauderte, als sie sich an die gequälten Schreie und das schreckliche Gefühl erinnerte, lebendig
begraben zu sein. »Könnte ich mir alles nur eingebildet haben?« fragte sie.
»Das ist möglich, aber unwahrscheinlich«, erwiderte
Tuvok. »Nach meinen Erfahrungen neigen Sie nicht zu
Halluzinationen oder Wahnvorstellungen dieser Art,
während Ihre telepathischen Fähigkeiten nachweisbar
existieren.«
Es erstaunte Kes, wie ruhig Tuvok über ihre seltsamen geistigen Talente sprechen konnte – immerhin hätte sie ihn einmal fast mit einem unkontrollierten Ausbruch
psychischer Energie umgebracht. Von Tom Paris wußte
sie, daß sich alle Vulkanier durch extreme
Selbstbeherrschung auszeichneten. Es fiel ihr schwer, sich einen Planeten vorzustellen, dessen ganze
Bevölkerung aus Personen wie Tuvok bestand. Sie
hoffte, irgendwann einmal Gelegenheit zu bekommen,
Vulkan zu besuchen – vorausgesetzt, die Voyager fand eine Abkürzung nach Hause. Inzwischen hatte sie viel von der Föderation gehört und wünschte sich
ebensosehr wie die anderen Besatzungsmitglieder, sie zu erreichen.
Außerdem empfand sie es als angenehmer, an die Erde
und den Alpha-Quadranten zu denken, als zu
versuchen, mit jenem Schrecken fertig zu werden, der sich auf Ryolanow verbarg. Manchmal fürchtete sich
Kes vor ihren eigenen telepathischen Fähigkeiten, weil sie so gut wie nichts
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