Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
Schilderungen bestätigt worden, aber Janeway vermutete trotzdem,
daß Tom Paris bei der ganzen Sache eine größere
Rolle gespielt hatte, als aus seinen Worten hervorging.
Die Kommandantin nahm sich vor, mit Harry Kim zu
reden und ihn nach den Ereignissen im Nachtklub zu
fragen. Normalerweise blieb er bei solchen
Gelegenheiten mit Paris zusammen, und deshalb
vermutete sie, daß der Fähnrich bei der Kontroverse
zugegen gewesen war.
»Nun, es erleichtert mich sehr, daß Sie bereit sind, über den Zwischenfall hinwegzusehen«, sagte Janeway. Die
Cardassianer hätten Torres’ sofortige Hinrichtung
verlangt, und die Romulaner wären vermutlich bereit
gewesen, einen solchen Vorfall zu nutzen, um die
Voyager für unbestimmte Zeit festzuhalten. Die Ferengi hätten im wahrsten Sinne des Wortes Kapital aus einem derartigen Zwischenfall geschlagen, und zwar mit
gepfefferten Schadenersatzforderung an die Föderation.
Die Reaktion der Kazon und Klingonen wagte sich
Janeway nicht vorzustellen.
»Ich bitte Sie, Captain«, ließ sich Varathael vernehmen.
»Für mich ist die Angelegenheit erledigt.« Er lächelte herzlich vom Bildschirm, und seine schmeichlerische
Freundlichkeit erinnerte Janeway ein wenig an Gathorel Labin von Sikaris. Aber bisher hatten die Ryol mehr
aufrichtige Großzügigkeit gezeigt als die hedonistischen Sikarianer. »Lassen Sie uns über angenehmere Dinge
sprechen: Wann darf ich mich über eine
Besichtigungstour an Bord Ihres Raumschiffs freuen?«
Janeway hatte lange darüber nachgedacht und sich
schließlich Chakotays Empfehlungen angeschlossen.
Zwar zeigten die Ryol erstaunlich wenig Interesse an der Entwicklung eines eigenen Raumfahrtprogramms –
vermutlich deshalb, weil es in der Nähe ihrer Welt keine interessanten Sonnensysteme gab –, aber es gab bei
ihnen auch keine Xenophobie oder technologischen
Chauvinismus. Nichts deutete darauf hin, daß der
Besuch an Bord eines Raumschiffs nachhaltigen Einfluß auf ihre Kultur haben mochte. Solange kritische
Bereiche wie der Warpkern ausgeklammert wurden,
stand einer freundlichen, diplomatischen Tour durch die Voyager nichts im Wege.
»Ich bin gern bereit, Sie an Bord meines Schiffes zu begrüßen, wann immer es Ihnen paßt«, teilte Janeway
Varathael mit. »Das sind wir Ihnen schuldig, nachdem Sie uns mit solcher Gastfreundschaft empfangen
haben.«
»Ausgezeichnet«, entgegnete Varathael. »Sie ahnen
nicht, wie aufregend die Voyager für uns ist! Ein Raumschiff von der anderen Seite der Galaxis! Meine
Tochter Laazia kann es kaum erwarten, sich ›an Bord
zu beamen‹, wie es bei Ihnen heißt.«
»Es ist uns eine Ehre, sie bei uns zu empfangen«,
erwiderte Janeway. Ich sollte Tom Paris warnen , dachte sie. Noch einen diplomatischen Zwischenfall konnten sie gewiß nicht gebrauchen.
Mein verdammtes Temperament , verfluchte sich B’Elanna Torres. Es war ihr sehr peinlich, daß sie den Captain in Verlegenheit gebracht und Chakotays Auftrag vermasselt hatte. Nach Dilithium habe ich gesucht und statt dessen Ärger gefunden. Es liegt am verdammten klingonischen Blut. Manchmal kann ich mich einfach nicht unter Kontrolle halten. Sie fragte sich, ob die reinblütigen Menschen und Vulkanier an Bord wußten,
wie gut sie dran waren: Sie mußten nicht dauernd mit einem primitiven, barbarischen Selbstaspekt ringen, der sich immer dann bemerkbar zu machen drohte, wenn
man ihn am wenigsten gebrauchen konnte. Manche
Leute hielten die Klingonen für ehrenwert und zivilisiert.
B’Elanna wußte es besser. Es waren Tiere, und das
Tierische steckte auch in ihr.
Ein leises Knurren entrang sich ihrer Kehle.
Erschrocken darüber, daß ihr so etwas passieren
konnte, preßte sie die Lippen zusammen und sah sich
dann möglichst unauffällig um. Hatte sie jemand gehört?
Glücklicherweise bestand die Brückencrew derzeit aus dem notwendigen Minimum. Captain Janeway befand
sich in ihrem Bereitschaftsraum; an den verschiedenen Konsolen saßen Starfleet-Angehörige und ehemalige
Maquisarden. Torres überlegte kurz, wo sich Chakotay aufhalten mochte. War er vielleicht auf dem Planeten, um dort die Gesellschaft irgendeiner schamlosen Ryol-Frau zu genießen? Eifersucht regte sich in B’Elanna und verstärkte die Mischung aus Zorn und Scham, die ihr
der Umstand bescherte, daß sie im Nachtklub zur
blindwütigen Klingonin geworden war.
Sie widerstand der Versuchung, erneut zu knurren.
Hör endlich auf damit , sagte sie sich. Konzentrier
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