Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
über sie wußte.
»Was soll ich jetzt machen?« fragte sie Tuvok.
Der Vulkanier zögerte, bevor er antwortete. »Am
sichersten wäre es, wenn Sie sich zunächst vom Strand fernhalten. Der Geist ist eine sehr mächtige Kraft und darf nicht unterschätzt werden. Unbekannten
psychischen Phänomenen sollte man mit großer
Vorsicht begegnen; andernfalls könnte es zu
unheilvollen Konsequenzen kommen.«
Kes spürte, wie die Kraft aus ihren Gliedern wich, und sie hielt sich am Rand des Tisches fest. »Was für
Konsequenzen?«
»Wahnsinn«, entgegnete Tuvok offen. Sein stoischer
Gesichtsausdruck blieb unverändert. »Besessenheit.
Geistige Verwirrung. Koma. Tod.«
»Oh.« Kes blickte auf ihren Teller. Die Haarnudeln und das frische Obst wirkten plötzlich nicht mehr sehr
verlockend. Sie wußte, daß Neelix enttäuscht sein
würde, aber das Gespräch über geheimnisvolle
psychische Kräfte hatte ihr den Appetit verdorben. »Und wenn jene Stimmen versuchen, mir etwas Wichtiges
mitzuteilen?« fragte sie. »Wir können sie nicht einfach ignorieren.«
»Wie Sie wünschen«, sagte Tuvok. »Ich werde den Ort
untersuchen, an dem Sie Ihre Erlebnisse hatten,
obgleich ich vielleicht nicht in der Lage bin, das gleiche Phänomen wahrzunehmen. Wie ich vorhin schon
ausführte: Die telepathischen Fähigkeiten unterscheiden sich nicht nur von Volk zu Volk, sondern auch von
Person zu Person.«
Das genügt mir nicht , dachte Kes und war dankbar für den Umstand, daß Tuvok ihre Gedanken nicht ohne
»tiefe Konzentration« lesen konnte. So aufregend es
auch sein mochte, die alte Macht ihrer Ocampa-
Vorfahren neu zu entdecken – manchmal wünschte sie
sich, nie von ihrer latenten Telepathie erfahren zu
haben.
Dies war eine solche Gelegenheit.
»Danke«, sagte sie. Trotz der Warnung des Vulkaniers war ihr klar, daß sie zum Strand zurückkehren mußte.
Tief in ihrem Herzen hatte sie dies von Anfang an
gewußt, und das Gespräch mit Tuvok diente vor allem
dem Zweck, ihre eigenen Befürchtungen zu bestätigen.
Die Vorstellung, erneut in jener Finsternis gefangen zu sein, zusammen mit den gräßlichen Schreien, erfüllte sie mit Entsetzen. Wie dem auch sei: Ein Teil von ihr stellte sich der Erkenntnis, daß sie nur dann wieder Ruhe fand, wenn sie dem Ursprung der Stimmen auf
den Grund ging. Ich muß zurückkehren.
VII.
»Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, Ältester«, begann Captain Janeway. »Und zwar für den
bedauerlichen Zwischenfall im Nachtklub. Ich darf Ihnen versichern, daß ich Lieutenant Torres für ihre
Beteiligung an der Auseinandersetzung getadelt habe.«
Der kleine Tischmonitor zeigte Varathaels Gesicht.
Janeway saß allein in ihrem Bereitschaftsraum und
nutzte die Möglichkeit, um einige offene Worte an den Ältesten zu richten. Sie hoffte, daß sich das Oberhaupt der Ryol nicht zu sehr über die Konfrontation ärgerte.
Die Besatzungsmitglieder brauchten dringend
Landurlaub; es wäre sehr schade gewesen, sie alle zum Schiff zurückbeordern zu müssen, nur weil B’Elanna die Beherrschung verloren hatte.
Varathael zuckte kurz mit den Schultern. Am Hals trug er einen rubinroten Kristall, der das Licht der
Bürolampen reflektierte. »Machen Sie sich wegen einer so unbedeutenden Angelegenheit keine Sorgen«,
erwiderte er. »Junge Leute sind voller Leidenschaft. Der Wein, die Musik… Unter solchen Umständen passieren
gewisse Dinge.«
»Bei den Angehörigen meiner Crew lasse ich so etwas
nicht zu«, sagte Janeway fest. »Ich möchte vermeiden, daß Sie glauben, derartige Verhaltensweisen seien
typisch für Starfleet-Offiziere. Das ist nicht der Fall, wie ich Ihnen versichere.« Sie ließ unerwähnt, daß sie vor vielen Jahren als Kadettin der Akademie an einer
Schlägerei teilgenommen hatte, die in einer Bar von
Seattle stattfand und bei der sie als einzige Person auf den Beinen geblieben war. Nun, es hatte sich nicht um eine Erstkontakt-Situation gehandelt, und außerdem war der Tellarit so dumm gewesen, ihren Hund zu
beleidigen.
»Seien Sie nicht zu streng mit Lieutenant Torres«, sagte Varathael. »Ich kenne den jungen Ryol, der an dem
Zwischenfall beteiligt gewesen ist. Wahrscheinlich verlor Torres nur deshalb die Beherrschung, weil er sie zu
sehr provoziert hat.«
Das nehme ich ebenfalls an , dachte Janeway. Eins mußte man B’Elanna lassen: Sie hatte den Captain
unmittelbar nach ihrer Rückkehr an Bord informiert. Von Tom Paris waren alle Einzelheiten ihrer
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