Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
die Warnungen ebenso ignoriert wie
Tuvoks klugen Rat – mit dem Ergebnis, daß sie in
erhebliche Gefahr geraten war. Aber sie hatte auch ein Universum voller Wunder entdeckt, das weit über ihre kühnsten Vorstellungen hinausging. Sie wußte nicht,
was sie jenseits des schwarzen Ufers erwartete, aber sie war entschlossen, es herauszufinden.
»Weißt du«, sagte der neben ihr gehende Neelix, »je
mehr ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich,
der Strand wäre für eine Ausgabe von Neues mit Neelix bestens geeignet.« Er glaubte, es sei zu spät für ein Bad im Meer, und deshalb trug er die übliche
kunterbunte Kleidung. Nur ihre
Insignienkommunikatoren wiesen sie als
Besatzungsmitglieder der Voyager aus. »Stell dir nur die Aufnahmen vor, die ich morgen nachmittag an diesem
Ort anfertigen könnte. Dutzende von
Besatzungsmitgliedern, die sich am Strand vergnügen, gekleidet in individuell replizierte Badeanzüge…«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Kes und war dankbar für den Umstand, von ihren Sorgen abgelenkt zu werden.
»Glaubst du wirklich, jemand hätte Interesse daran, sich eine Stunde lang irgendwelche Strandszenen
anzusehen?«
Harry Kim erwachte in einem dunklen Park. Er hatte von zwei unwiderstehlichen Ryol-Frauen mit pechschwarzen Augen geträumt, und jetzt stellte er überrascht fest, daß inzwischen die Sonne untergegangen war. Wie lange habe ich geschlafen? fragte er sich. Offenbar bin ich erschöpfter gewesen, als ich dachte. Seine letzten Erinnerungen betrafen den kleinen Neffaler, der auf der Kunststoffflöte spielte.
Kim setzte sich auf, drehte den Kopf von einer Seite zur anderen und versuchte, etwas in der Dunkelheit zu
erkennen. Wenn es Mondschein gab, so blieb er
jenseits der Zweige und Äste über ihm verborgen, doch im Osten filterte das Licht der Stadt durchs violette Gebüsch. Instinktiv tastete er nach dem
Insignienkommunikator, um festzustellen, ob er noch
immer über das kleine Kom-Gerät verfügte. Seine
Finger berührten den Kommunikator, und Erleichterung durchströmte ihn.
Zum Glück ist Ryolanow friedlich und sicher , dachte er.
Ein Tourist, der an Bord von Deep Space Nine oder auf Risa eingenickt wäre, hätte beim Erwachen vermutlich nur noch seine Socken getragen. Zum Glück war der
nächste Ferengi ziemlich weit entfernt. Selbst der
Phaser steckte noch am Gürtel.
Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die
Dunkelheit. Kim ließ seinen Blick erneut durch den Park schweifen, doch von dem kleinen Neffaler und der Flöte fehlte jede Spur. Wahrscheinlich hat er sich gelangweilt und ist fortgelaufen , nahm Kim an. Er freute sich darüber, daß der kleine Bursche die Flöte mitgenommen hatte – offenbar bedeutete sie ihm genug, um sie nicht einfach wegzuwerfen.
Der Fähnrich stand auf und streckte sich, klopfte dann Uniformpulli und Hose ab. Und jetzt? fragte er sich. Er wurde erst am Morgen auf der Brücke zurückerwartet.
Sollte er in die Stadt gehen, um dort nach Tom und
B’Elanna zu suchen? Er wußte gar nicht, wo sie sich
jetzt aufhielten – um den Nachtklub, in dem es zu dem Zwischenfall gekommen war, machten sie bestimmt
einen großen Bogen. Was Torres betraf: Sie hielt nicht viel von Ryol; vielleicht hatte sie sich wieder an Bord gebeamt.
Ein vertrautes Piepsen unterbrach Kims Überlegungen.
Er sah auf und bemerkte oben in den Ästen eine
vertraute Gestalt. Die kleine weiße Flöte hing am Hals des Neffalers. »Hallo«, sagte der Fähnrich. »Ich dachte, du seiest längst fort.«
Der Neffaler sprang, landete neben dem Menschen im
Gras und zirpte aufgeregt. »Auch ich freue mich, dich wiederzusehen«, sagte Kim und ging in die Hocke,
damit sein Gesicht mehr oder weniger auf einer Höhe
mit dem des Neffalers war. Trotz der Dunkelheit
bemerkte er ein helles, gelbliches Objekt in den Fingern des Wesens.
»Was ist das?« fragte er. Und als der Neffaler den
Gegenstand hob, ihn vor die Hand des Menschen hielt:
»Für mich?«
Das Wesen piepste, was Kim als ›ja‹ verstand.
Vorsichtig griff er nach dem Objekt und nahm es aus der Hand des Neffalers. Es fühlte sich trocken und spröde an, wie ein alter Knochen oder eine Muschel. In der
Außenfläche gab es tiefe Rillen oder Kratzer, doch
manche Stellen schienen völlig glatt zu sein.
Kim trat aus dem Schatten des großen Baums, um das
Objekt besser zu erkennen. Während ich geschlafen habe, ist der kleine Bursche losgelaufen, um dies für mich zu holen , dachte Kim. Mondschein
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