Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
das zu gewährleisten,
schreckte sie nicht vor dem Opfer zurück, an einem
weiteren Bankett oder Empfang teilzunehmen.
Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen, und
Janeway war zu einer Verabredung mit Varathael
unterwegs. Sie spürte dumpfen Schmerz in den Beinen
und versuchte, ihn zu ignorieren, als sie in einer von Ryolalers Pyramiden durch ein Labyrinth aus Korridoren eilte. Sie brauchte sich nicht mehr von einem Ryol
begleiten zu lassen, denn inzwischen kannte sie die
Ämter und Büros der Regierung besser, als ihr lieb war.
Türkisfarbene Teppiche bedeckten den Boden,
präsentierten goldene und rote Wirbelmuster.
Seidige Tapisserien in allen Regenbogenfarben hingen an glatten Marmorwänden, und eine geschickte
Anordnung aus Spiegeln und Fenstern verteilte den
scharlachroten Sonnenschein in allen Räumen.
Janeway brachte eine weitere Ecke hinter sich und
bemerkte einen älteren Neffaler, der eine reflektierende Scheibe in der Decke reinigte. Er benutzte dafür einen langen Stab, an dem eine Bürste befestigt war. Das
kleine Wesen sah nicht auf, als sie an ihm vorbeiging, widmete sich auch weiterhin der Arbeit.
Janeway runzelte die Stirn. Die Ryol waren freundlich und sehr großzügig, aber die Neffaler wurden von ihnen fast grausam behandelt. Im Lauf der Jahrhunderte hatte die Föderation strenge Richtlinien entwickelt, die
zwischen der legitimen Verwendung von Tieren und der Ausbeutung weniger hochentwickelter Spezies
unterschieden. Vermutlich hätte sich bei einer genauen Überprüfung herausgestellt, daß Ryolanow nicht alle
notwendigen Voraussetzungen erfüllte, um Mitglied der Föderation zu werden.
Doch darum ging es hier nicht. Was auch immer man
davon halten mochte: Die Erste Direktive bedeutete,
daß es sich bei den Beziehungen zwischen Ryol und
Neffalern um eine innere Angelegenheit dieses Planeten handelte, in die sich Außenweltler nicht einmischen
durften. Trotzdem , dachte Janeway. Es käme mir nie in den Sinn, meinen Hund so zu behandeln, wie die Ryol mit den Neffalern umgehen.
Kurze Zeit später erreichte sie das private Quartier von Varathael – es befand sich genau im Zentrum der
Pyramide. Nur ein dicker Samtvorhang separierte die
Residenz des Ältesten vom breiten Flur. Der
offensichtliche Mangel an Sicherheitsvorkehrungen
beeindruckte Janeway noch genauso wie bei ihrem
ersten Besuch in Varathaels Gemächern. Die
Gesellschaft der Ryol mußte tatsächlich sehr stabil und friedlich sein, wenn das Regierungsoberhaupt auf
Wächter und Empfangspersonal verzichten konnte. Die Cardassianer könnten diese Stadt innerhalb einer Stunde übernehmen , überlegte Janeway und fühlte fast so etwas wie Schuld, weil sie in militärischen Bahnen dachte. Andererseits: Vermutlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Kazon, Vidiianer oder ein anderes
aggressives Volk auf Ryolanow stießen. Vielleicht sollte ich Varathael darauf ansprechen und ihn davor warnen, Fremde zu vertrauensvoll zu empfangen. Oder käme er dadurch auf die Idee, Menschen für kriegerisch und paranoid zu halten? Janeway seufzte leise, als sie einen weiteren Grund sah, sich Sorgen zu machen.
Gleichzeitig wußte sie, daß ihr gar nichts anderes
übrigblieb, als sich mit solchen Dilemmas abzufinden.
Ein Erstkontakt war nie leicht, sondern immer eine
problematische Angelegenheit, die jede Menge Takt und Feingefühl erforderte.
Gedämpfte Stimmen erklangen hinter dem schweren,
burgunderroten Vorhang. Janeway zögerte vor dem
Zugang, weil sie den Ältesten nicht stören wollte.
Varathael und sie hatten vereinbart, sich hier zu treffen und anschließend eine Sotul -Plantage zu besichtigen.
Sie wußte nicht genau, was sie erwartete, aber
vermutlich standen ihr einige Weinproben und
Ansprachen bevor. Janeway nahm sich vor, nicht zuviel zu trinken. Sotul -Wein war recht stark und wirkte fast ebenso nachhaltig wie romulanisches Bier. Als
Kommandantin der Voyager wollte sie sich die Peinlichkeit ersparen, angetrunken vor fremden
Würdenträgern zu erscheinen.
Eigentlich konnten die Würdenträger von Ryolanow
kaum ehrwürdiger sein als Varathael. Wenigstens bot
der Älteste angenehme Gesellschaft – dafür war
Janeway dankbar. Bei den Oberhäuptern gewisser
anderer Völker, von einigen hohen Tieren der
Föderation ganz zu schweigen, wurden diplomatische
Bemühungen von extremer Langeweile begleitet. Sie
erinnerte sich an den andorianischen Premierminister, der bei einem Vortrag an der
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