Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
Starfleet-Akademie
mehrere Stunden damit verbracht hatte, die Vorzüge
von blauer Haut zu rühmen. Varathael hingegen war
charmant und intelligent. Abgesehen von der nicht
gerade sehr rücksichtsvollen Behandlung der Neffaler –
und Janeway achtete darauf, in dieser Hinsicht keine voreiligen Schlüsse zu ziehen – schienen die Ryol sehr sympathisch zu sein. Hoffentlich hatten sie ihrerseits einen guten Eindruck von der Vereinten Föderation der Planeten gewonnen. Irgendwann erreichen andere
Forscher den Delta-Quadranten , dachte Janeway.
Vielleicht kann die Voyager gute Vorarbeit leisten für zukünftige friedliche Beziehungen zwischen diesem Teil der Galaxis und dem Alpha-Quadranten. Wenn unsere lange Reise in dieser Hinsicht Gutes bewirkt, so bleiben unsere Anstrengungen und Mühen nicht umsonst.
Die Stimmen auf der anderen Seite des Vorhangs
wurden lauter. Janeway glaubte, Varathaels Stimme zu erkennen, aber es gab einen drohenden Klang in ihr,
den sie nie zuvor gehört hatte. Sie konnte keine
einzelnen Worte verstehen und versuchte es auch gar
nicht, doch der Älteste schien recht zornig zu sein.
Janeway runzelte erstaunt die Stirn. Sie konnte sich kaum etwas in diesem tropischen Paradies vorstellen, das den ruhigen Varathael so sehr in Rage brachte.
Auch die zweite Stimme hörte sich vertraut an, aber es gelang der Kommandantin zunächst nicht, sie zu
identifizieren. Sie klang nicht in dem Sinne zornig, eher verzweifelt. Von wem auch immer sie stammte: Die
betreffende Person schien sich zu fürchten.
Vor Varathael? dachte Janeway. Das erschien ihr sehr unwahrscheinlich. Und doch… Sie erinnerte sich an
Chakotays Schilderungen in Hinsicht auf seinen
geistigen Ausflug in eine öde Welt, an die dortige
Begegnung mit einem unheilvollen Wesen. Hatte das
Paradies namens Ryolanow auch Schattenseiten? Es
widerstrebte Janeway, an so etwas zu glauben, aber sie konnte eine solche Möglichkeit nicht ausschließen.
Sie erstarrte förmlich, als sie ein ganz bestimmtes Wort hörte – hinter dem Vorhang hatte jemand die Voyager erwähnt. Unbehagen regte sich in ihr, und sie wich ein wenig von dem dicken Samt zurück, um nicht zu
lauschen. Vielleicht sollte ich später zurückkehren , dachte sie und spielte auch mit dem Gedanken, den
automatischen Translator zu deaktivieren. Doch dann
setzten sich Vorsicht und Verantwortungsgefühl durch: Sie trat näher als zuvor an den Vorhang heran und
spitzte die Ohren. Zum Teufel mit den guten Manieren.
Wenn es um meine Crew geht, muß ich Bescheid
wissen.
Sie konzentrierte sich auf das Gespräch und erkannte auch die zweite Stimme: Naxor. Ach, Tom, was haben Sie diesmal angestellt? Zu welchem Zwischenfall auch immer es gekommen sein mochte – bestimmt war
Lieutenant Paris darin verwickelt. Und wenn Paris mit jener Sache zu tun hatte, die den Ältesten zornig
werden ließ, so betraf sie vermutlich auch Harry Kim.
Wenigstens kann ich sicher sein, daß Neelix derzeit das Essen vorbereitet , dachte die Kommandantin. Und daß sich B’Elanna mit dem Triebwerk beschäftigt – hoffe ich jedenfalls.
Janeway spannte die Muskeln, um vom Vorhang
zurückzuweichen, falls sich jemand nähern sollte. Sie hob die eine Hand zum Insignienkommunikator, für den Fall, daß ein rascher Transfer notwendig wurde, um
einer peinlichen Situation zu entgehen. Nicht vorbereitet war sie auf den markerschütternden Schrei, der plötzlich hinter dem Vorhang erklang, der von Panik und Qual
kündete. Janeway glaubte zu spüren, wie ihr Herzschlag für einige Sekunden aussetzte. Sie konnte kaum
glauben, daß ein intelligentes Wesen imstande war, ein solches Geräusch von sich zu geben.
Ein jäher Adrenalinschub erfaßte die Kommandantin,
und sie handelte aus einem Reflex heraus – einen
derartigen Schrei konnte sie unmöglich ignorieren. Die rechte Hand holte den Phaser hervor, und die andere
zerrte den Vorhang beiseite.
Mit einem Blick nahm sie die Szene wahr.
Sie sah einen funkelnden Kronleuchter, darunter einen Schreibtisch aus lackiertem Holz, einen Teppich, der viele verschiedene Muster aufwies und dessen Farben
zu denen von Couch und Sesseln paßte. Und in dieser
Umgebung wand sich Naxor in einer Agonie, die ganz
offensichtlich von Varathael hervorgerufen wurde. Er kniete, und hinter ihm stand der Älteste, mit den Händen an den nackten Schultern des jüngeren Ryol. Es fand
keine sichtbare Gewalt statt, doch Naxor schrie so
gequält, als zerrte ihm Varathael
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