Star Trek Voyager02 - Die Flucht
erleichtert fest, daß er gehen konnte.
»Gut«, sagte er leise. Der kalte Wind nahm das Wort und riß es ihm von den Lippen, bevor es die Ohren erreichen konnte.
Abgesehen vom Stechen in der Schulter, der steifen Hüfte und den Kopfschmerzen schien er soweit in Ordnung zu sein. Eins stand fest: Seine Verletzungen genügten nicht als Rechtfertigung für einen Abbruch der Mission. Vor fünfzehn Echtzeitjahren hatte er einen dreitägigen Einsatz beendet – mit gebrochenem Handgelenk und zwei angeknacksten Rippen. Jetzt war er bestimmt nicht schlechter dran als damals.
Er kehrte zum Wrack zurück, ging die Rampe hoch und betrat das Schiff, in dem ihn dichte graue Wolken erwarteten. Dafür mußte die Metallplatte verantwortlich sein: Nach dem plötzlichen Transfer war sie zu Boden gefallen und hatte jede Menge Staub aufgewirbelt. Trotz des matten Glühens fiel es ihm schwer, Lampe und Reisetasche zu finden. Er begann zu husten, und dadurch nahmen die Schmerzen in der Schulter zu.
Hier durfte er nicht bleiben. Jederzeit mochten sich andere Segmente aus der Decke lösen, und sicher dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis der Staub wieder zu Boden sank. Er brauchte einen anderen Unterschlupf, einen Ort, an dem er sich aufwärmen, ausruhen und auf die Rückkehr der Planetenspringer warten konnte.
Er brauchte nicht lange zu überlegen, um eine Wahl zu treffen.
Drickel verstaute die Lampe und griff nach der Reisetasche.
Draußen stemmte er sich dem Wind entgegen und schritt der funktionsfähigen Zeitfähre entgegen, an der die Fremden solches Interesse gezeigt hatten. Wenn er sie schon bewachen mußte, so konnte er sie auch als Quartier nutzen, oder?
Im Vergleich zum Wrack war das Innere dieses Shuttles fast sauber und warm. Zehn der hundert Sitze lösten einen automatischen Zeitsprung aus, und Drickel hielt sich von ihnen fern.
Er sah sich um und seufzte. Dieses Schiff diente ihm nun als Heim – bis die Planetenspringer zurückkehrten.
Er deponierte die Tasche im nächsten Sessel. Hier konnte er wenigstens sicher sein, daß keine Deckenteile herabstürzten. Das Shuttle schützen – und es gleichzeitig als Ausgangsbasis nutzen, um die Planetenspringer zu vertreiben. Eine gute Wahl. Er hätte sofort daran denken sollen.
Er holte ein Tuch hervor und verwendete einen kleinen Teil seines Trinkwasservorrats, um es zu befeuchten. Anschließend wischte er sich das Gesicht ab. Dreimal wiederholte er den Vorgang, bis er sich einigermaßen sauber fühlte.
»Mal sehen, ob ich die Schulter irgendwie entlasten kann«, murmelte Drickel. Der Umstand, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, erfüllte ihn mit Zufriedenheit.
Als fünf Minuten später achtzehn Planetenspringer vor dem Schiff erschienen, fragte sich der Wächter, ob sein Beschluß tatsächlich so klug gewesen war.
Kapitel 16
Paris’ Hände wurden gerade erst warm. Dumpfer Schmerz regte sich in ihnen, tief in den Knochen, und vermutlich wurde er zu einem sehr unangenehmen Stechen, bevor sich auch die letzten Reste des Frostes auflösten. Tuvok und er waren dem Wind zu lange ausgesetzt gewesen. Angesichts derartiger Witterungsbedingungen stellten selbst dicke Jacken keinen nennenswerten Schutz dar. Zwar hatte Paris keine Gelegenheit gefunden, das Schiff mit den geheimnisvollen Bewegungen im Innern zu untersuchen, aber trotzdem freute er sich über die Rückkehr zur Voyager.
Sie standen nun im Transporterraum und warteten auf Janeway
– sie hatte neue Einsatzorder in Aussicht gestellt. Paris wäre sehr dankbar gewesen für die Möglichkeit, zu duschen und allen Sand aus den Ohren zu entfernen. Er war auch in die Nase eingedrungen. Und in den Mund: Er brauchte nur die Zähne zusammenzubeißen, um es knirschen zu lassen.
Wenigstens hatte ihnen Janeway Gelegenheit gegeben, etwas zu essen. Als Paris und Tuvok an Bord eintrafen, hielt Fähnrich Hoffman kleine Terrinen für sie bereit. Die für Paris bestimmte enthielt einfache Tomatensuppe. Nach seinem Koller am ersten Tag in der Voyager wußte die ganze Crew, daß er es nicht ausstehen konnte, wenn man der Tomatensuppe Pilze, Reis oder bolianischen Käse hinzufügte.
»Ich glaube, ich habe Ihre Mahlzeit bekommen«, sagte Tuvok und hob die Terrine. »Das ist Tomatensuppe.«
»Sehr witzig«, erwiderte Paris.
»Ich versuche nicht, humorvoll zu sein«, meinte der Vulkanier.
»Ja.« Paris nickte. »Sie sind nur höflich. Ich weiß.« Trotzdem brodelte Ärger in ihm. Vielleicht lag es an Tuvoks Bemerkung in
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