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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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brannte die Sonne heißer, und ihre Münder waren von dem Salpeter in dem Schwarzpulver ausgetrocknet, aber es gab kein Wasser, und vor ihnen tauchten aus dem entfernten Waldstück immer mehr Yankees auf, um den Angriff neu aufflammen zu lassen.
    «Wir schlagen sie noch mal zurück, Jungs! Wir schlagen sie noch mal zurück», rief Major Bird, und obwohl ihm der ungeordnete erste Kampf der Legion keine Gelegenheit gegeben hatte, seine Theorie zum Infanteriefeuer ausführlich zu überprüfen, wusste er, dass er etwas viel Wichtigeres erreicht hatte: Er hatte eine Betätigung entdeckt, die ihn vollkommen ausfüllte. Sein gesamtes Erwachsenenleben hindurch hatte Thaddeus Bird vor dem klassischen Dilemma des armen Verwandten gestanden, entweder unendliche, unterwürfige Dankbarkeit zu bekunden oder seinen unabhängigen Geist zu demonstrieren, indem er sich widerborstig gegen jede vorherrschende Meinung stellte, und es war Letzteres, was Bird bevorzugt hatte, bis er in der rauchumnebelten Aufregung der Schlacht jede Verstellung aufgab. Jetzt schritt er hinter der Linie seiner Männer entlang, beobachtete, wie sich die Nordstaatler zu ihrem neuen Angriff formierten, und war merkwürdig zufrieden. «Gewehre laden!», rief er mit fester Stimme. «Aber noch nicht schießen! Laden, aber noch nicht schießen.»
    «Zielt auf ihre Bäuche, Jungs», rief Murphy laut. «Wenn ihr die Ersten ordentlich trefft, laufen die anderen nach Hause.»
    Adam hatte wie sein Onkel das Gefühl, als sei ihm eine große Last von der Seele genommen worden. Der grauenvolle Schlachtenlärm buchstabierte ihm den Tod all dessen vor, für das er in den Monaten seit Lincolns Wahl gekämpft hatte, aber das schreckliche Geräusch bedeutete auch, dass sich Adam nicht mehr um die großen Fragen von Krieg und Frieden, Sklaverei oder Sklavenbefreiung, Staatsrecht oder christlichen Werten kümmern musste, sondern nur noch darum, den Männern, die sich freiwillig in die Legion seines Vaters gemeldet hatten, ein guter Nachbar zu sein. Adam begann sogar, ein wenig Verständnis zu entwickeln für seinen Vater, der sich nie über moralische Fragen den Kopf zerbrochen oder seine Handlungen ernsthaft darauf überprüft hatte, ob sie ihm am Jüngsten Tag eine günstige Beurteilung einbringen würden. Einmal, als Adam seinen Vater nach den Prinzipien gefragt hatte, nach denen er lebte, hatte Washington Faulconer bloß gelacht. «Weißt du, was dein Problem ist? Du denkst zu viel. Männer, die zu viel denken, sind nie zufrieden. Das ist meine Erfahrung. Zu viel denken macht bloß alles komplizierter, als es ist. Im Leben geht es darum, mit einem guten Pferd über eine verdammt hohe Hecke zu springen, und je mehr Verantwortung man dem Pferd überlässt, desto besser gelingt der Sprung, und je mehr man dem Leben überlässt, desto glücklicher ist man. Sich über Prinzipien den Kopf zu zerbrechen ist Schulmeistergerede. Du wirst noch herausfinden, dass es dir am besten geht, wenn du einfach ganz natürlich mit den Leuten umgehst. Es geht nicht ums Prinzip, es geht um Machbarkeit. Ich kann diese Phrasendrescherei über Prinzipien nicht ausstehen. Sei einfach du selbst!» Und im überwältigenden Chaos des Feuergefechts hatte Adam schließlich dem Pferd die Verantwortung für den Sprung überlassen und festgestellt, dass sich all seine Gewissensqualen in der einfachen Zufriedenheit darüber aufgelöst hatten, seine Pflicht zu tun. Adam hatte sich auf dieser Weide im Geschosshagel gut geschlagen. Vielleicht würde er die Schlacht für sein Land verlieren, doch den Krieg in seiner Seele hatte er gewonnen.
    «Laden! Noch nicht schießen!» Major Bird ging langsam hinter der Feuerlinie der Kompanien entlang und sah, wie sich die Yankees zum nächsten Vorstoß sammelten. «Und wenn sie kommen, schießt niedrig, Jungs, schießt niedrig! Und gut gemacht, ihr alle habt es wirklich gut gemacht.»
    Innerhalb von fünf Minuten war die Legion zu einem echten Soldatenregiment geworden.

    «He da!» Die Stimme rief Ethan Ridley von der Plattform des mittleren Signalturms aus an. «Sie! Ja! Sind Sie Stabsoffizier?»
    Ridley, der gedankenverloren südwärts galoppiert war, zügelte sein Pferd. Er vermutete, einer von Washington Faulconers Adjutanten zu sein war nicht das, was der Signalposten mit Stabsoffizier meinte, aber Ridley war gewitzt genug, um sich darüber klar zu sein, dass er einen Grund anführen musste, aus dem er hier allein hinter den Gefechtsstellungen der konföderierten

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