Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
übergeben sollte. Er zog den oblatenversiegelten Papierbogen aus der Tasche und fragte sich, ob er ihn dem Colonel gegenüber erwähnen sollte, doch der Colonel trabte schon ein gutes Stück voraus, sein Pferd wirbelte Staub auf, und Ridley wollte nicht zu weit zurückbleiben, nicht jetzt, wo er ein Major war und der Stellvertreter des Colonels im Regimentskommando. Und deshalb warf er die Nachricht weg und galoppierte hinter dem Colonel her auf den Kanonendonner zu.

    Auf dem baumbestandenen Hügelkamm, auf dem Evans’ bunt zusammengewürfelte Brigade den ersten Angriff der Nordstaatler abgewehrt hatte, entwickelte sich der Kampf grimmig und einseitig weiter. Für die Kanoniere der Yankees war es kaum mehr als eine Zielübung ohne Gegenwehr, denn die beiden kleinen Kanonen der Konföderierten waren zerstört worden. Die erste hatte ein Volltreffer einer Zwölfpfünder-Kugel von ihrem Karren geschleudert, und die zweite hatte bei einem Treffer ein Rad verloren, und dann hatte innerhalb von Minuten eine weitere Zwölfpfund-Kugel die Speichen des Ersatzrades zu Kleinholz gemacht. Die beiden getroffenen Kanonen lagen, immer noch geladen mit nicht abgefeuerten Kartätschen, aufgegeben am Waldrand.
    Major Bird fragte sich, ob es irgendetwas gab, das er jetzt tun sollte, doch ihm fiel nichts ein. Er versuchte die Lage zu analysieren und kam zu dem einfachen Schluss, dass die Südstaatler hier einen sehr viel größeren Verband des Nordens aufhielten, doch dass jeder Augenblick, den die Südstaatler am Waldrand blieben, weitere ihrer Männer das Leben kostete und dass schließlich, so unausweichlich wie bei einer mathematischen Gleichung, keine lebenden Südstaatler mehr übrig bleiben und die Yankees über die Leichen der Rebellen steigen würden, um ihren Sieg bei dieser Schlacht und vermutlich auch in diesem Krieg zu erklären. Major Bird würde es nicht verhindern können, denn es gab einfach nichts Sinnvolles, was er dagegen tun konnte. Kein Flankenangriff, keine Falle, kein Überlisten des Gegners. Nun war eben der Zeitpunkt zum Kämpfen und zum Sterben da. Major Bird bedauerte, dass es zu dieser hoffnungslosen Situation gekommen war, aber kein Ausweg wollte ihm einfallen, und so beschloss er, einfach an Ort und Stelle zu bleiben. Das Seltsame war, dass er keine Angst hatte. Er versuchte, dem Ausbleiben dieses Gefühls auf den Grund zu kommen, und entschied, dass er wohl mit einem optimistischen Charakter gesegnet war. Diese glückliche Erkenntnis feierte er mit einem liebevollen Blick auf das Bild seiner Frau.
    Auch Adam Faulconer hatte keine Angst. Er konnte nicht sagen, dass er den Vormittag genoss, aber wenigstens hatte die Schlacht die Wirrnisse des Lebens auf einige wenige Fragen reduziert, und Adam schwelgte in dieser Freiheit. Wie alle anderen Offiziere war er aus dem Sattel gestiegen und hatte sein Pferd in den Wald zurückgetrieben. Die Offiziere der Legion hatten erkannt, dass der feindliche Infanteriebeschuss zu hoch ging, um einem kauernden Mann allzu gefährlich zu werden, jedoch nicht so hoch, dass er keinen Reiter treffen konnte, und deshalb hatten sie die kostbaren Befehle des Colonels, im Sattel zu bleiben, aufgehoben und waren zu Infanteristen geworden.
    Nathaniel Starbuck bemerkte, wie einige Männer von Truslows Schlag und, schon eher überraschend, Major Bird und Adam mühelose Tapferkeit zeigten. Ruhig erfüllten sie ihre Aufgaben, standen aufrecht im Angesicht des Gegners und behielten ihre fünf Sinne beisammen. Die meisten der Männer schwankten wild zwischen Wagemut und Ängstlichkeit, gehorchten jedoch der Führung durch die tapferen Männer. Jedes Mal, wenn Truslow vorstieß, um auf die Nordstaatler zu schießen, ging ein Dutzend Tirailleure mit ihm, und wenn Major Bird am Waldrand entlangstolzierte, grinsten ihn die Männer an, schöpften neuen Mut und freuten sich daran, dass ihr exzentrischer Schulmeister sich offenbar so wenig von der Gefahr beeindrucken ließ. Wenn man es verstand, sich diese durchschnittlichen Männer zunutze zu machen, dachte Starbuck, konnte die Legion Wunder vollbringen. Es gab auch eine kleine Minderheit der Feiglinge, die sich weit in den Wald zurückzogen, wo sie vorgaben, ihre Gewehre zu laden oder zu reparieren, die sich in Wahrheit jedoch nur vor dem gespenstischen Pfeifen der Minié-Geschosse und dem zischenden Bersten des Granatenfeuers versteckten.
    Die Kugeln und Granaten hatten Nathan Evans’ konföderierte Brigade in eine auseinandergezogene Linie

Weitere Kostenlose Bücher