Starcraft II - Flashpoint (German Edition)
den Kopf, suchte nach Worten. „Nein, das mein ich nicht. Ich kann mich nicht speziell an ihn erinnern. Es ist nicht so, als wäre ich ihm in dem Sinn begegnet wie … es ist schwer zu erklären … er kommt mir bekannt vor, aber nicht als er selbst. Sondern auf psionische Weise.“
Jim nickte, war allerdings etwas besorgt. Sarahs Fähigkeiten kehrten erst allmählich zurück, und offensichtlich hatte sie sie nicht vollständig unter Kontrolle. Sie hatte Schreckliches durchgemacht, ihre Erinnerung war bestenfalls lückenhaft, und Jim konnte durchaus verstehen, dass sie misstrauisch war.
Angesichts ihres gegenwärtigen Zustands stellte sich nur die Frage, ob es einen Grund für ihr Misstrauen gab oder ob sie grundlos paranoid war. Nichtsdestotrotz mochte auch er Narud nicht, und Sarah musste ihn nicht extra dazu drängen, den Mann wie ein Falke im Auge zu behalten.
Es war ein unangenehmer, aber zum Glück auch kurzer Flug gewesen. Jetzt traten sie auf die strahlend weiße Rampe hinaus. Ein leises Seufzen stahl sich von Egons Lippen, ein Seufzen von jener Art, das ein Mann ausstößt, wenn er sich verliebt hat. „Es ist … jetzt schon so schön“, sagte er. Ein paar Meter entfernt tat sich – so langsam und fächerartig wie eine Irisblende – eine Öffnung in der glatten Oberfläche der tropfenförmigen Station auf.
„Ich möchte natürlich gerne eine Reihe von Tests durchführen, bevor wir richtig mit der Behandlung anfangen können“, sagte Narud.
Jim setzte gerade zu einer Erwiderung an, als sich der Eingang vollends öffnete und das Empfangskomitee der Prometheus-Station zum Vorschein brachte. Jim hatte mit einer Bahre und Ärzten gerechnet.
Stattdessen sah er bewaffnete Wachen.
Zwei Gedanken schossen ihm gleichzeitig durch den Kopf.
Erstens: Sarah hatte recht. Und zweitens: Warum hatte er keine Waffe mitgebracht?
„Verdammt, was soll das …?“, blaffte er, wirbelte herum und stellte sich schützend vor Sarah.
„Wenn die Dame so freundlich wäre, uns einfach zu begleiten, dann können wir mit den Tests beginnen, die …“, setzte Narud an.
„Von wegen!“, fauchte Sarah und trat hinter Jim hervor. Sie machte keinen schwachen oder gebrechlichen Eindruck mehr. Wut färbte ihre Wangen und speiste ihren Körper zumindest vorübergehend mit Kräften. „Ich werde mich nicht bereit erklären, Ihr Versuchsobjekt zu spielen!“ Sie zeigte zum Rand der Rampe. „Ich spring da runter, wenn Ihre Männer auch nur versuchen sollten, mich anzufassen. Ich schwör’s!“
„Sie wird es tun“, sagte Jim.
„Jim“, begann Valerian. „Bitte! Man behandelt einen Patienten doch nicht, ohne vorher herauszufinden, was ihm fehlt.“
„Prinz Valerian hat völlig recht“, sagte Narud. „Ich glaube, es wäre das Beste, wenn …“
„Rampe“, sagte Sarah nur. „Schwerkraft.“
„Es ist mir völlig egal, was Sie glauben, Doc“, schnauzte Jim. „Sie haben gehört, was die Lady gesagt hat. Was sie jetzt braucht, sind eine anständige, menschliche Pflege und schlichte medizinische Hilfe. Und sonst nichts. Ist das klar?“
Ein Scheppern erklang, als die Wachen synchron ihre sauberen, glänzenden Waffen hoben und auf Raynor anlegten. Wie ein Echo antwortete darauf das Klappern, mit dem die Raiders das Gleiche taten.
Jim konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es war seltsam, aber was immer nun geschehen mochte, er fühlte sich im Reinen damit. Die Spannung dehnte sich für einen langen Moment aus.
„Ich fürchte“, setzte Narud neu an, „ich bin ein schlechter Gastgeber. Ich habe die Wachen angewiesen, Protokoll 221-C zu folgen. Das ist das Standardprozedere, wenn neue Gäste eingelassen werden.“
„Eine verdammt dumme Art, Hallo zu sagen“, meinte Raynor.
„Die meisten unserer Besucher sind keine Outlaws und haben Verständnis für diese nötigen Vorsichtsmaßnahmen. Trotzdem“ – er bedeutete dem Captain der Wachen, die Waffen zu senken – „entschuldige ich mich. Ich bin sicher, Sie haben Verständnis für die … Unwägbarkeit der Situation, in der wir uns befinden, und die Tatsache, dass mir die Sicherheit der Menschen, die unter meiner Obhut stehen, sehr am Herzen liegt. Eine Einstellung, die Ihnen gewiss nicht fremd ist, Mr. Raynor.“
„Ja“, sagte Jim. „Wollen Sie den ganzen Tag da stehen bleiben und palavern, oder bringen Sie Sarah auf die Krankenstation?“
Narud winkte mit der Hand. Eine zweite Gruppe tauchte auf, ein Mann und eine Frau, beide in Weiß gekleidet, die
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