Stardoc 01 - Die Seuche
vergangenen Arbeiten muss dir das, was ich dir zu sagen habe, auf den ersten Blick verwerflich erscheinen.«
Verwerflich, dachte ich. Nein, Dad, nicht du. Sag, dass das nicht wahr ist.
»Ich konnte jedoch nicht das ignorieren, was offensichtlich der nächste Schritt in der Evolution der Menschheit sein würde.«
Natürlich. Dad hätte sich natürlich nicht mit dem nächsten Schritt der Heilung von, sagen wir mal, eingewachsenen Nägeln beschäftigt.
»Ich habe die folgenden Jahre damit verbracht, die terranische Physiologie neu zu entwerfen. Ich werde hier nicht ins Detail gehen, aber schlussendlich war ich erfolgreich.«
»Du hast ein menschliches Wesen neu entworfen.«
»Ja, das tat ich.«
»Warum?«
»Weil ich es konnte, Cherijo.« Er erlaubte sich ein flüchtiges Lächeln. »Ich habe meine eigene DNS in eine fruchtbare Eizelle implantiert und dann die genetischen Verbesserungen durchgeführt. Es war ein vollständiger Erfolg. Das Forschungsobjekt entwickelte sich in einer embryonischen Kammer fehlerlos.«
Die ganze Zeit über hoffte ich, dass all dies nur ein schlechter Scherz wäre. Es war keiner. »Wie … genial von dir.«
»Die Verbesserungen, die ich an der DNS des Forschungsobjektes vornahm, bewiesen meine Theorie.«
Mir wurde übel. »Warum erzählst du mir das alles?«
»bist dieses Forschungsobjekt, Cherijo.«
Ich war nicht schlau genug, um seinetwillen eine Reaktion vorzutäuschen. Über vierzehn Lichtjahre hinweg starrten wir uns an. Vater und Tochter. Wissenschaftler und Experiment.
»Du wusstest das bereits, bevor du Terra verlassen hast«, sagte er. Ich nickte. »Man hatte mich natürlich darüber informiert, dass gewisse Materialien aus dem Labor entfernt worden waren. Es war eine logische Annahme, dass du sie an dich genommen hast.« Ich machte mir nicht die Mühe, ihn zu korrigieren.
»Ich habe deine Fortschritte seit der Empfängnis überwacht. Du hast jede Erwartung erfüllt und in den meisten Bereichen übertroffen.«
Ich ballte die Fäuste. »Schön, dass ich dich glücklich gemacht habe.«
»Du wirst nun einsehen, warum du nach Terra zurückkehren musst.«
Nein, aber ich hatte jetzt eine ganz andere Vorstellung von Vatermord.
»Wie meinen?«
»Meine Forschungen können nicht weiterlaufen, bis du nicht zurückgekommen bist«, sagte er. »Du hast eine nicht zu leugnende Verantwortung.«
Er schaffte es immer noch, mich mit seinem Mangel an Emotionen zu überraschen. Mich, seine Tochter, die für ihn nicht mehr als eine glorifizierte Petrischale war. »Ist das alles?«
»Das ist alles, was ich zu sagen hatte.«
»Gut, dann bin ich jetzt dran.« Er nickte großmütig. »Wie konntest du nur? Wie konntest du so etwas tun?« Er öffnete den Mund für eine Antwort, aber ich hob die Hand. »Vergiss es, diese Frage hast du bereits beantwortet. Du hast mich sogar nach dem Experiment benannt. Comprehensive Human Enhancement Research, ID: ›J‹ Organism. Umfassende Studie zur menschlichen Verbesserung, Identität: Organismus ›J‹. C.H.E.R.I.J.O.«
»Ein Akronym erschien mir angemessen.«
»Und ich dachte die ganze Zeit, du hättest den Familienstammbaum nach einem sentimentalen Namen für deine Tochter durchforstet.«
»Du kannst deinen Namen ändern, wenn du möchtest.«
»Ich denke, im Moment ändert sich schon genug in meinem Umfeld, danke schön«, sagte ich. »Du hast dabei auch noch einige strenge Gesetze gebrochen. Aber richtig, warum sollte dich so etwas Lächerliches wie die Weltgesetze bei deinen Tests einschränken?«
»Gesetze können geändert werden«, war seine selbstgefällige Antwort.
»Ja, sicher, du und deine exklusive Genetiker-Bande, ihr wart ja schon einmal erfolgreich. Warum nicht wieder?«
»Sobald die genauen Anwendungsmöglichkeiten vorgestellt werden …«
»Paradox, nicht wahr?«, sagte ich. »Das gleiche Gesetz, das du vorangebracht hast, verweigert dir nun die wissenschaftliche Freiheit, deine Experimente öffentlich durchzuführen.« Mir fiel etwas ein, und ich machte eine kurze Pause. »Warte mal. Jetzt verstehe ich. Du hast sichergestellt, dass niemand sonst mit menschlicher DNS experimentieren würde. Es war illegal. Du wärst allein auf weiter Flur.« Ich lachte angewidert. »Gott, Dad, neben dir erscheint Machiavelli wie ein Moralapostel.«
»Das ist irrelevant«, sagte er. »Wenn ich mein Projekt auch weiterhin geheim halten muss, um meine Arbeit zu schützen, dann werde ich das tun. Es wird die Forschung nicht daran hindern,
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