Stardoc 02 - Der Klon
ich Sie beide sorgfältig überwachen.«
Reever räusperte sich. »Könnte mir das jemand erklären? Mit weniger Fachbegriffen, vielleicht?«
Ich übersetzte für ihn. »Reever, ein Teil des menschlichen Gehirns dient als Verbindung zwischen dem Geist und dem Körper. Man nennt es den Hypothalamus. Bestimmte Bereiche davon arbeiten als Belohnungszentren für grundlegende Triebe wie Trinken oder Essen. Er ist auch für die Gefühle verantwortlich und hält den Körper in einem wachen Zustand.«
»Worin liegt die Gefahr, auf den Hypothalamus zuzugreifen?«
»Indem du auf den Hypothalamus zugreifst, könntest du die cholinergischen und adrenergischen Fasern stimulieren, die NE, also Norephidrine, oder ACh, also Acetylcholine, freisetzen. Das sind zwei der chemischen Transmitter, die das zentrale Nervensystem steuern. Zu viel von einem der beiden könnte mich umbringen.« Ich schaute erneut auf den Bildschirm. »Zeigen Sie das limbische System an, Squilyp. Ich möchte etwas nachschauen.«
Als der Bildschirm die sagittale Ansicht des Gehirns vergrößerte, markierte ich die fünf lebenswichtigen Bereiche. »Ich möchte, dass Sie diese Bereiche während der Verbindung überwachen. Stellen Sie den Neuroscanner so ein, dass er die Bereiche Gyrus cinguli, Isthmus, Gyrus hippocampi, Uncus und Hippocampus überwacht. Achten Sie auf Schwankungen in der Neuronenaktivität. Überwachen Sie auch ständig unsere Lebenszeichen.«
»Ich halte das immer noch für eine gefährliche Prozedur.« Die Tentakel des Omorr flatterten vor Aufregung. »Wie kann ich die Verbindung unterbrechen?«
»Direkte kortikale Stimulation.« Ich winkte ab, als Squilyp zu protestieren begann. »Ich weiß, ich weiß, es ist gefährlich. Es ist aber ebenso der einzige Weg, wie man die Verbindung unterbrechen kann, wenn einer von uns die Kontrolle verliert.«
»Cherijo?«
Erneut gab ich Reever eine Kurzversion. »Squilyp wird uns überwachen, indem er die Aktivität in meinem ›Gefühlsgehirn‹ überwacht. Wenn die Werte auf dem Neuroscanner Spitzen aufweisen, weiß er, dass ich in Schwierigkeiten bin. Er wird dann durch Stimulation mit Strom in geringer Voltstärke meine Hirnwellen unterbrechen. Das sollte die Verbindung stören und meine NE- und ACh-Werte daran hindern, mich umzubringen.«
Reever presste den Mund zusammen. »Schockbehandlung?«
»Nicht genau, aber so in etwa.« Ich stand auf und rief nach einer Schwester. »Fangen wir an. Ich will es hinter mich bringen.«
10 Nichts spaltet ein Haus
Der Omorr und zwei Schwestern verbrachten mehrere Minuten damit, mich an einen Neuroscanner, Monitore und alles andere zu hängen, was Squilyp einfiel. Reever verpasste man lediglich eine Manschette, die seine Lebenszeichen überwachte. Das erschien mir sehr ungerecht.
Wir legten uns auf Untersuchungstische, und wegen der ganzen Kabel musste ich auf dem Rücken liegen. Reever legte sich auf die Seite und schaute mich an. Ich schaute zurück. Sein Haar wurde zu lang, dachte ich. Es reichte jetzt schon bis über die Schultern, dicht und blond. Meine Finger zuckten, als ich mich daran erinnerte, wie weich es sich anfühlte. Klare blaue Augen wanderten über mich, während Duncan seine eigene Bestandsaufnahme durchführte.
»Was?«
»Du bist immer noch zu dünn«, sagte er.
»Ach wirklich? Und du brauchst einen Haarschnitt.«
Squilyp beugte sich über mich und überprüfte zum fünften Mal alle Anschlüsse. Ich schob seine Membranen zur Seite. »Hören Sie auf, hier herumzufummeln, Squilyp. Fangen Sie endlich an.«
»Doktor …« Der selbstbewussteste chirurgische Assistenzarzt des Schiffes zögerte tatsächlich. »Wollen Sie das wirklich machen?«
»Jawohl. Sie wollen gar nicht wissen, wie die Alternative aussieht.«
»Nun gut.« Der Omorr gab der Schwester an den Anzeigen einige strenge Anweisungen, dann wandte er sich an Reever. »Sie können anfangen.«
Ich schloss die Augen und lehnte mich zurück; hörte das Summen der Monitore, die leisen Stimmen der Schwestern im Hintergrund.
Ein ploppendes Geräusch, als Squilyp zu dem Neuroscanner hinüberhüpfte. Das Gefühl, gelähmt zu sein, dann …
Cherijo.
Es war Reever; in meinem Kopf. Direkt vor der Barriere, die ich unbewusst errichtet hatte.
Du wirst sehr gut bei dieser Sache, dachte ich. Zu gut.
Ergib dich mir.
Jetzt kam der für mich schwerste Teil. Ich musste mich seinem Geist unterwerfen. Komplette und vollständige Kapitulation. Das hatte ich bisher erst zweimal
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