Starfleet Academy 2: Die Grenze (German Edition)
über die Betonmauer geflogen war. Er hatte einfach angenommen, dass sie auf etwas Weichem gelandet war. Nun fragte er sich, ob es nicht daran gelegen hatte, worauf, sondern
wie
sie gelandet war.
Kirk küsste sie sanft auf die Wange. Seine Fragen spiegelten nicht die Dankbarkeit wider, die er fühlte, aber sie mussten gestellt werden. »Es tut mir leid. Aber wir wissen beide, dass hier etwas vorgeht, von dem du mir nichts erzählst. Und es ist etwas, das meinem Freund helfen könnte, also muss ich danach fragen.«
»Du glaubst doch nicht etwa, dass ich etwas mit dieser illegalen Klinik zu tun habe?«
»Du weißt etwas darüber«, erwiderte er. »Ich glaube, dass du das Gleiche gemacht hast wie Jackson.«
»Wenn ich das Gleiche wie Jackson getan hätte, wären wir beide jetzt tot«, fauchte sie.
»Nicht genau das Gleiche«, korrigierte er, »aber etwas in der Art. Du bist dorthin gegangen. Und du hast dort etwas mit dir machen lassen.« Etwas, das ihr dabei geholfen hatte, diesen Sturz zu überleben.
Lynne starrte schweigend über das dunkle Wasser. Kirk drängte sie nicht. Er wusste, dass sie ihm die Wahrheit erzählen würde. Sie hatte keine andere Wahl.
Er blickte mit ihr hinaus in die Dunkelheit und drückte ihren Körper enger an seinen, genoss ihre Wärme und ihre Berührung.
Der Rhythmus ihrer Atemzüge glich sich an. Kirks rasender Herzschlag wurde langsamer, um sich an ihren anzupassen. Ihre Körper waren eins, aber nicht ihre Gedanken.
Als sie einen tiefen Atemzug nahm, holte er ebenfalls Luft. Er wusste, dass sie nun bereit war, die Wahrheit zuzugeben. »Im Tagebuch meines Großvaters, dem letzten vor seinem Abschluss, hat er fünf Seiten mit Fragen vollgeschrieben. Nur Fragen. Waren seine Noten gut genug? Hatte er so sehr gelernt, wie er gemusst hätte? Die richtigen Kurse belegt? So hart trainiert wie möglich? Es gab Fragen zu jeder Entscheidung, die er in diesen vier Jahren an der Akademie getroffen hatte. Und sie alle waren nur Variationen derselben Grundfrage: War er gut genug?«
»Dann hatte er eben einen Moment der Selbstzweifel«, erwiderte Kirk. Das konnte er nachvollziehen. Natürlich würde er es niemals zugeben, aber er selbst hatte solche Momente die ganze Zeit. Doch sie gingen vorüber. »Es ist normal, sich so zu fühlen.«
Sie stieß einen Seufzer aus. »Ich weiß nicht, ob er seine Fragen beantwortet hat. Er hat in dem Tagebuch nichts darüber geschrieben. Und auch nicht im nächsten, als er fünf Jahre auf einem Raumschiff gedient hat, bevor er sich auf die Tiefraummission versetzen ließ. Er hat sich die Fragen nie wieder gestellt. Und sie auch niemals beantwortet. Aber ich konnte die Zweifel immer noch auf jeder einzelnen Seite lesen. Er hat sich wegen der kleinsten Fehler fertiggemacht. Er hat seine Fehlschläge beschrieben und seine Erfolge übergangen. Es war nicht so, dass er ein Versager gewesen wäre, weißt du. Soweit ich das beurteilen kann, war er ziemlich gut in dem, was er getan hat.«
Kirk hatte keine Ahnung, was das mit seiner Frage zu tun hatte, aber er war noch nicht bereit, sie darauf hinzuweisen. Er wusste, dass sie noch dazu kommen würde.
»Aber da waren immer diese Zweifel«, fuhr sie fort. »In ihm. Und dann, als sein Schiff ohne Erklärung verschwand … habe ich mich immer gefragt.«
»Was gefragt?« Kirk sah sie an. »Ob es irgendwie seine Schuld gewesen ist? Das ist verrückt. Es gab Hunderte Besatzungsmitglieder …«
»Nicht das«, erwiderte sie mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war. »Nicht mein Großvater im Speziellen. Aber was, wenn alle diese Leute die gleichen Zweifel gehabt haben? Was, wenn sie alle wie mein Großvater an sich gezweifelt haben? Was, wenn das der Grund dafür ist, dass sie nicht zurückgekommen sind?«
»Jeder hat Zweifel«, versicherte ihr Kirk. »Jeder macht mal Fehler. Du weißt nicht genau, ob das der Grund dafür ist, dass sie verschwunden sind. Es könnte eine zufällige Raumanomalie gewesen sein, die das Schiff zerstört hat, bevor jemand Zeit hatte, zu reagieren. Du weißt es einfach nicht.«
»Aber darum ist die Ausbildung hier doch so intensiv«, sagte sie. »Damit wir auf alles vorbereitet sind.« Endlich sah sie ihm in die Augen und er erkannte die Furcht darin. »Darum habe ich ein paar Vorkehrungen getroffen, um sicherzugehen, dass ich immer bereit sein werde.«
»Was hast du getan?«, fragte er sanft.
Es war klar, dass sie sich nicht einfach nur gegen den Schmerz hatte desensibilisieren
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