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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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nie, wenn sie mal ehrlich ist, und es hört ja keiner.
    Überraschenderweise scheint Chris ziemlich gelassen mit der Situation umzugehen, denn keine einzige dumme, anzügliche oder machogesättigte Bemerkung hat er bisher verlauten lassen; ebenfalls erfolgte kein dämlicher, abwertender oder gar selbstzufriedener Spruch. Nichts. Und es gibt keine Verpflichtungen – das hat er sogar betont. Er geht derart locker mit der befremdlichen Lage um, dass Lisa sogar einen winzigen Stich verspürt, denn viel bedeutet hat es ihm wohl nicht.
    Doch das ist okay, im Grunde das Beste, was ihr passieren kann, überlegt sie weiter. Sie hat ihn bisher noch nie so abgeklärt erlebt, möglicherweise war er das auch nicht, denn erst jetzt hat er ja bekommen, was er wollte und worauf er wochenlang hingearbeitet hat.
    Gezielt, da macht sie sich nichts vor und sie hat es sogar genau gewusst. Demnach dürfte es ab jetzt zwischen ihnen wohl bedeutend ruhiger zugehen ...
    Das ist ein mieser Gedanke! Allerdings nur dann, wenn sie mehr für ihn empfindet und das ist nicht der Fall. In Wahrheit fühlt sie momentan überhaupt nichts. Sie haben nur echt tollen Sex – vielleicht gerade, weil sie sich ansonsten absolut nicht ausstehen können.
    Denk logisch, Mädchen! , befielt sie sich und gibt sich in den folgenden Minuten auch echt alle Mühe.
    Yeah (Mist), es ist gut! Der Kerl verhält sich wie angekündigt und sie kann ohne große Probleme ihre Vorteile aus dieser Geschichte ziehen. Und wenn sie keine Lust mehr darauf hat, dann beendet sie es eben.
    Nachdem sie noch einmal intensiv darüber nachgedacht hat, nickt sie, endlich wieder ganz auf der Höhe. So kann sie damit leben.
    Als das geklärt ist, zieht sie sich eilig an und geht hinaus. Chris empfängt sie im Wohnzimmer.
    »Das Essen müsste gleich da sein«, verkündet er. »Ich habe etwas bestellt; das ist hoffentlich in Ordnung?«
    »Ja ...« Sie setzt sich an den von ihm am weitesten entfernten Platz und mustert ihn argwöhnisch, findet aber noch immer keinen Triumph.
    »Whats up?«
    Eilig schüttelt sie den Kopf. »Nichts.«
    Die Lieferung trifft wenig später ein und Chris schiebt Lisas zehn Euro kommentarlos in seine Hosentasche. Der Auflauf ist fantastisch, auch wenn sie wegen des Steaks, das der Ami währenddessen verschlingt, einige Male würgen muss. Er tut, als würde er es nicht bemerken.
    Als sie fertig sind, schaut er auf die Uhr. »Ich denke, wir sollten gehen.« Noch immer wirkt er total gelassen, und sie nickt, denn es gibt nichts, was sie daran bemängeln könnte. So bleibt es übrigens, bis sie vor der Haustür in der Eiseskälte stehen. »Du willst bestimmt nicht mit mir fahren?«
    »Nein.« Nicht einmal das klingt angriffslustig, so wie seine Bemerkung zuvor auch nicht. »Bis dann«, meint sie und wendet sich ab, ohne wirklich nachzudenken. Diese Situation hat etwas verdammt Unheimliches, aber es ist gut – wirklich gut ...
    Zwei Meter kommt sie weit, dann wird sie mal wieder herumgewirbelt und landet an seiner Brust. Überraschend zärtlich umfasst er ihr Kinn und betrachtet sie ausgiebig, bevor er heiser sagt: »Es war beautiful«, und sie derart leidenschaftlich küsst, als würden sich hier ihre Wege für immer und ewig trennen.
    Doch sobald sie in seinen Armen trotz der arktischen Temperaturen zu schmelzen beginnt, lässt er sie unvermittelt los, wie es scheinbar seine Angewohnheit ist, und tritt einen Schritt zurück. »Setz dich nicht wieder vor irgendwelche Autos; die Straßen sind glatt!«, warnt er ernst, nimmt seinen Autoschlüssel aus der Tasche und geht.
    * * *
    Lisa macht sich auf den gefährlichen und entbehrungsreichen Weg zurück zu ihrer Dolly, die treu vor dem Café wartet, in dem sie einen Zwischenstopp einlegt und eine heiße Schokolade trinkt, weil ihr nämlich verdammt kalt ist.
    In letzter Sekunde trifft sie am Sender ein, denn es ist wirklich arschglatt. Sie hetzt in den Senderaum, beachtet weder Rebekka noch Chris, die beide ziemlich vorwurfsvoll wirken, und wirft sich in ihren Stuhl.
    Schon hebt der Teilzeitstorch die Hand.
    Drei ...
    Zwei ...
    Eins ...
    »Einen wundervollen 31. Januar. Der Frühling hat beschlossen, den Smog noch etwas länger zu meiden, daher dürfen wir uns weiter mit unserem Experiment befassen: Wie lange benötigen anhaltende Abgase, um auch den weißesten Schnee schwarz zu färben? Ich hoffe, ihr habt den Tag unbeschadet überstanden. Hier ist euer Countdown . Am Mikrofon: Lisa Radtke und ...«
    »... Chris Scout.

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