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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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anderen Welt, durch ein Erbe finanziell abgesichert. Er ist es, der die Büste des unvergleichlichen Philosophen Friedrich Nietzsche (»Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!«) erstellen durfte.
    Das Mädchen aus der Unterschicht fühlt sich geadelt, als er anbietet, sie zu porträtieren. »Was wird aus Ihrer Karriere, wenn Sie mal heiraten?«, fragt er. »Ein Kind möchte ich haben von einem Mann, den ich liebe. Aber heiraten will ich nicht.« Ihr Mut imponiert ihm und irritiert ihn. Sie wird schwanger. Der einzige Mensch, dem sie sich anvertraut, ist ihre Mutter.
    Ihr bildhauernder »Herzliebster« beginnt, sie zu »modellieren«: »Ich durfte mich nicht einmal mehr anziehen, wie ich wollte.« Er verordnet auch eine neue Frisur: zwei Zöpfe, auf dem Kopf zu einem Krönchen gebunden. Aus der temperamentvollen »Hedda« wird ein unendlich nachsichtiges »Kätchen«. In Henrik Ibsens Drama von 1879 Nora oder Ein Puppenheim stellt die Titelheldin Nora nach einer Ehekrise fest: »Zu Hause, bei Papa, wurde ich wie eine kleine Puppe behandelt, hier wie eine große. Und die Kinder wiederum waren meine Puppen ...« Die wie ein Star gefeierte »Hedda« spielt Nora während einer Russland-Tournee in Moskau. Sie muss ja auftreten, um Geld zu verdienen. Für sich und das Kind, das sie erwartet.
    Max hat sich zwar scheiden lassen, aber inzwischen fast sein komplettes Vermögen verbraucht. Und außerdem will er sich nicht binden: »Aber ich wollte nicht weg von ihm, obgleich ich ihn gar nicht leidenschaftlich liebte – nein, ich blieb aus Instinkt bei ihm. Ich wollte wohl den Schutz.« Einen Ersatz-Papa eben, ist sie doch erst 17! Schwanger kann sie nicht mehr schauspielern. Max schickt sie aufs Land. »Ja, Kindchen, das kenn ich«, meint ihre Mutter. »Das tut weh, so ging’s uns allen.« Christiane Simon sieht, dass die Tochter ihr eigenes Schicksal »nachspielt«: uneheliches Kind, Einsamkeit, Schande. Sie streiten, Käthe schreit ihre Mutter an: »Wenn du nur wolltest – könntestdu stolz sein auf dein Leben, denn wenn ich als ehrsame Bürgerstochter auf die Welt gekommen wäre, könnte ich das jetzt nicht durchführen.
    Und meine Ehe ist zugleich eine Rechtfertigung der deinen.« Wohlgemerkt: Sie ist nicht verheiratet. Aber Max schafft es, ihr einzureden, dass jede echte Liebe einer Ehe gleicht.
    Am 2. Dezember 1892 bekommt Käthe ihr erstes Baby. Sie ist 19 und überglücklich: »So klein – und schon ganz fertig!« Max Kruse schickt sie in die Schweiz. Käthe und ihre kleine Marie leben in einer Künstlerkolonie auf dem Monte Verità über dem Lago Maggiore, sie verkauft selbst gehäkelte Krawatten, um etwas zu verdienen. Mutter Christiane kommt nach, mit ihrer Nähmaschine. Sie haben sich längst versöhnt: »Du einzig geliebtes Mütterchen. Ich habe dich so lieb. Bitte, bitte hab auch du mich lieb – ich brauche es so nötig. Ach, du hast’s gut! Du hast dein Werk an mir vollbracht, aber ich ...« Zweifelt Käthe denn auch daran, eine gute Mutter sein zu können? Zu Weihnachten 1905 wünscht sich die dreijährige Marie von ihrem Berliner Papa »una bambina«.
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    »Lieben ist fühlen, ist umarmen wollen, zärtlich sein wollen«
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    Die Puppen ähneln damals erwachsenen Frauen: manierliche Ladys im Korsett, steif, hart, kalt. Zierliche Vorbilder, damit das Girlie weiß, wie es mal sein muss. Max Kruse reagiert schnoddrig: »Nein, ich kaufe euch keine Puppen. Ich finde sie scheußlich. Macht euch selbst welche!« Die junge Mutter gehorcht: »Ich nahm ein Handtuch, füllte seine Mitte mit (warmem!) Sand, machte Knoten aus den Ecken (das würden Arme und Beine) und band in ein Stückchen Längsseite des Handtuchs eine Kartoffel. Das war der Kopf. Mit einem abgebrannten Streichhölzchen erhielt er Augen, Mund und Nasenlöcher – Mimerle liebte ihre Bambina abgöttisch. Sie war so schön schwer! Sie hatte was zu schleppen, sie sang dem Sandsäckchen alle Kinderlieder vor. Die geborene schützende kleine Mutter.« Kurz nach dem Tod ihrer Mutter ist Käthe erneut guter Hoffnung.
    Es wird die erste Geburt, bei der ihr ihre Mutter nicht beistehen kann.
    Das Söhnchen kommt tot auf die Welt. Sie ist am Ende ihrer Kräfte. Immerhin: Der Vater ihrer Kinder ist endlich bereit, sie zu heiraten.
    Nein, nicht aus Liebe. Sondern weil vermieden werden muss, dass, sollte demnächst ein Sohn geboren werden, das Stigma »unehelich« in seine Militärpapiere kommt: »Für ein Mädchen wär’s ihm nicht in den Sinn

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