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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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zu ordnen und den Alltag zu ertragen.
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    »Ich liebe mein Leben. Und kann nichts bereuen«
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    Nur wenige Frauen haben so intensiv und so selbstbestimmt wie diese Weltbürgerin gelebt. Und doch blieb sie, umstritten, angefeindet, von Frauen gehasst, im Schatten ihrer Männer. Bereut hatte sie es nie. Alma wurde eine glamouröse Dienerin – aus Überzeugung: »Ich weiß, dass der Mann in der Welt draußen das Pfauenrad zu schlagen hat, während er sich zu Hause ›ausruhen‹ will. Das ist das Los der Frau. Aber nicht das meine! Ich habe nur ein Ziel: mein Glück für das eines anderen zu opfern – und vielleicht dadurch selbst glücklich zu werden.«

Die Braut in Weiß trug keinen Schleier: »Mit Schleier käme ich mir vor wie ein Opfertier«, hieß es. Sie wollte keine kirchliche, nur eine Ziviltrauung am Münchner Rathaus am Marienplatz. Die Hochzeitsnacht fiel auch aus: »... ein sonderbarer und sinnverwirrender Vorgang«, notiert der Bräutigam. Tags darauf, am 12. Februar 1905, tritt das Paar seine Hochzeitsreise an. Kaum im Züricher Luxushotel »Baur au Lac« angekommen, denkt der Ehemann, einen Spezialisten für Nervenleiden konsultieren zu müssen.
    Die Mutter der Braut ist jedenfalls überzeugt, dass die Tochter »zum Glücklichsein an der Seite eines Mannes kein Talent hat«. Schon als Vierjährige tauscht sie ihr Weihnachtsgeschenk, ein Puppenservice, gegen die Spielzeugpistolen eines ihrer vier Brüder ein. Sie nimmt auch an allen Streichen teil; wissend, dass dies die volle Zustimmung ihrer Großmutter Hedwig Dohm findet, einer bekannten Feministin, die in aller Öffentlichkeit fragt: »Ich soll ein echtes, ein wahres Weib sein! Was ist denn das: ein wahres Weib? Muss ich, um ein wahres Weib zu sein, bügeln, nähen, kochen und kleine Kinder waschen?«
    Katias Vater, der Mathematikprofessor Alfred Pringsheim, zählt zu den reichsten Männern Münchens: Sein Stadtpalais hat 1500 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche, die Diener tragen Livree. Franz von Lenbach porträtiert die zwölfjährige Tochter, der bayerische Prinz Luitpold kommt zum Plausch, Richard Strauss darf am Klavier improvisieren. Aber: Papas Prinzessin bleibt nicht verborgen, dass ihr Vater ein notorischer Schürzenjäger ist, der keinerlei Probleme damit hat, seine Geliebte in seinem Haus coram publico zu empfangen: »So Männer haben’s gut, die dürfen ja immer«, stellt die Mutter (»eine berühmt schöne Frau«) unaufgeregt fest. Und Katia lernt: Alles, was kommt, wird hingenommen, man arrangiert sich.
    Andererseits hält sie schon mit fünf Jahren die Männer für ein unkalkulierbares Risiko, »denn ... ein Mann ist sehr brav, und wenn man geheiratet ist, dann merkt man, er ist sehr bös, da ist’s doch besser, man heiratet sich erst gar nicht: Ich bleib bei meinem Mutterl.« Aber sie entscheidet sich erst einmal für eine akademische Laufbahn und studiert u. a. Experimentalphysik bei Wilhelm Röntgen, dem Entdecker der »Röntgenstrahlen«. Die zahlreichen Liebeswerber(»alle recht jung und unbedeutend«) werden ignoriert. Vom Vater verwöhnt, von den Brüdern vergöttert, von der Mutter wie eine Freundin behandelt – wer bietet mehr? »Ich wusste eigentlich nicht, warum ich nun schon so schnell weg sollte.«
    Als Thomas Mann Katia in einer Straßenbahn kennenlernt – sie hat keinen Fahrschein, wird von einem Kontrolleur erwischt, beschimpft ihn und haut ab –, hat er zwar schon Buddenbrooks veröffentlicht, aber der Verkauf läuft schleppend. Die Saga einer Lübecker Patrizierfamilie ist stark autobiografisch und von seinem Dauerthema geprägt: dem Widerspruch zwischen Moral und Sinnlichkeit, zwischen Bürger- und Künstlertum.
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    »Ich habe in meinem Leben nie tun können, was ich hätte tun wollen«
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    Mann wirbt um die Pringsheim-Tochter: »Ich bin Christ, aus guter Familie, habe Verdienste, die gerade diese Leute zu würdigen wissen.« Katia zögert: »Ich war ... nicht so sehr enthusiasmiert.« Hat sie Angst, ein Schriftsteller kann ihr nicht den gewohnten Lebensstandard bieten? Oder spürt sie, dass der stets korrekt gekleidete Hanseat ähnlich veranlagt ist wie ihr latent homosexueller Zwillingsbruder Klaus, der ihr den Dichter unbedingt »andrehen« will?
    Thomas, der eine »eheliche Befestigung« braucht, um sich im bürgerlichen Milieu ohne Gefahr bewegen zu können, steigert sich von Brief zu Brief: »Meine kleine Königin ... meine Bejahung, meine Rechtfertigung, meine Vollendung, meine Erlöserin

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