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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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besuchte, »habe ich ihm die verschiedenen Typen gezeigt; ich habe sie ihm auch geschildert. Er hat sie dann bloß mit Veränderung der Namen verwendet« – im Meisterroman Der Zauberberg . Auch »den Stoff zu seiner Geschichte ›Die Betrogene‹ hat mein Mann von mir«.
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    »Sie hat immer ihr Licht ein wenig zu sehr unter den Scheffel gestellt«
Golo Mann
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    Ein einziges Mal, so scheint es, bebte Katia vor Leidenschaft: in Princeton, als sie Molly, die Gattin des Physikers Allan Shenstone, kennenlernte. »Liebste Molly«, schrieb sie ihr, »ich vermisse dich mehr, als ichausdrücken kann.« Katia, ein Mensch über 50, war verliebt. Erstmals. Endlich. Und natürlich »hoffnungslos«, da für sie beide der Ruf ihrer Ehemänner für ihr Selbstwertgefühl mehr zählte als ihre Sehnsucht nach körperlich erfüllter Liebe.
    »Ich habe in meinem Leben nie tun können, was ich hätte tun wollen«, schreibt die Thomas-Mann-Witwe. Und es klingt nach Wehmut, wie die Suche nach einem anderen Leben, das nicht vergeudet war.

Als sich die Fronleichnamsprozession der Hofburg nähert, erkennt das Mädchen auf dem Balkon den Mann im Prunkgewand und ruft: »Komm her, Papa, und lass dich ein bissel anschau’n!« Die Wiener sind erquickt, der Kaiser, ihr Vater, unterdrückt sein Lächeln. Karl VI. ist ein Meister der Selbstbeherrschung. Diese majestätische Eigenschaft hat seine Älteste, Maria Theresia, wohl nicht geerbt. Und ihrer geliebten Erzieherin, der Gräfin Charlotte von Fuchs, die sie »Mami« nennt, liegt spontane Natürlichkeit wohl auch näher als die steife Hofetikette. Später, als Kaiserin, lässt Maria ihre Ersatzmutter als einzige Nicht-Habsburgerin in der kaiserlichen Kapuzinergruft neben den Sarkophagen der Herrscher beisetzen.
    Kaiser Karl VI., ein bedächtiger Katholik, hat keinen Sohn. Darum bestimmt er, dass die habsburgischen Erbländer auch von weiblichen Nachkommen regiert werden können. Dieser radikale Erlass, genannt »Pragmatische Sanktion«, wird am 19. April 1713 verkündet. Und Karl lässt sich die Zustimmung anderer Herrenhäuser zu seiner »Sanktion« einiges kosten, obwohl er weiß, wie brüchig erkaufte Loyalitäten sind.
    An Karls Hof lebt Franz Stephan von Lothringen, dessen Herzogtum im Krieg an Frankreich verloren ging. Der länderlose Prinz und Habsburgs Erbtochter verlieben sich. Eine Mesalliance dieser Art kommt selbstverständlich nicht infrage. Und doch gewährt der Kaiser seiner Tochter das Recht auf Liebesheirat. Die 18-jährige Erzherzogin schreibt ihrem Bräutigam, sie erwarte seine Briefe so sehnsüchtig wie »ein armes Hündchen. Adieu mäusl. Ich umarme Sie vom ganzen Herzen.« Am 12. Februar 1736 führt »mäusl« sie zum Traualtar, der Kaiser ernennt den »Bettelprinz« zum Großherzog von Toskana. Zwei Jahre später hat Maria Theresia zwei Töchter. Der Kaiser trägt es mit Fassung und lässt Tauben mit einem Spruchband um den Hals herumflattern: »Jetzt konnt’s nit sein. Warum? Gut Ding will Weile haben.« Als auch Marias drittes Kind eine Tochter ist, wird Franz Stephan zum Prügelknaben des Hofes.
    Am 20. Oktober 1740 stirbt der Kaiser, seine 23-jährige Tochter wird Herrin über einen riesigen ethnischen Flickenteppich. In ihrem Reich spricht man Deutsch, Tschechisch, Ungarisch, Italienisch usw.Vorbereitet wurde sie auf diese Rolle nicht. Wie jeder Prinzessin ihrer Zeit bringt man ihr nur weibliche Fertigkeiten bei: Tanzen, Musizieren, Sprachen. »Solange der Kaiser gelebt, hat mich niemand angesehen, noch ist wer zu mir gekommen«, schreibt sie. Andererseits: Wer mit fünf ein Heer von Dienern befiehlt, müsste eigentlich mit 23 auch eine Armee befehlen können. Maria ist unwissend, aber gut »präpariert«.
    Wenige Stunden nach ihres Vaters Tod empfängt sie unter dem Thronhimmel die Minister und hält mit ergreifender Selbstbeherrschung eine Rede. Sie spricht frei. Sagt, was die Stunde gebietet. Bestätigt sie in ihren Ämtern, bittet um Treue. Vereint Natürlichkeit und Würde. »Niemand wird dem widersprechen, dass nicht leicht ein Beispiel in der Geschichte zu finden ist, dass ein gekröntes Haupt unter schwereren und misslicheren Umständen die Regierung angetreten ist als ich.«
    Es stürmt so vieles auf sie ein! Also stürzt sie sich in die Arbeit, fordert Berichte ein, eilt von Konferenz zu Konferenz und arbeitet sich in die Staatsgeschäfte ein mit einem Schwung, der verzaubert, und mit einer Schnelligkeit, die alle verblüfft. Ihren Mann ernennt sie

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