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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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zwar zum Mitregenten, aber entscheidet auch künftig alles allein. Am 13. März 1741 erblickt ihr erster Sohn, der künftige Kaiser Joseph, das Licht der Welt: »Liebe Resel, halt dich wohl, / Mach uns öfters freudenvoll«, jubeln ihre Wiener. Die Popularität gibt ihr Halt, als sie sich wieder den Geschäften widmet. Und den braucht sie, denn ihr Erbe gleicht außen- wie innenpolitisch einem Trümmerfeld.
    Die Kassen sind leer, an Steuererhöhung ist nicht zu denken. Also heißt es: sparen. Sie fängt damit bei sich und beim Hof an. Gleichzeitig lässt sie das Steuersystem vereinfachen und gerechter gestalten: Nicht nur das Volk, auch der Adel und die Geistlichkeit sollen zahlen.
    Diese Reform durchzusetzen ist nicht einfach, aber sie schafft es, weil sie geniale Personalentscheidungen trifft: »Die wichtigste Obsorge eines Regenten ist die Auswahl seiner Ratgeber.« Sie umgibt sich mit Männern mit modernen Visionen, ihr sind die Fachkompetenz und Persönlichkeit ihre Berater wichtiger als deren Abstammung.
    Währenddessen machen sich Europas Großmächte bereit, die habsburgischen Erbländer untereinander neu zu verteilen, da in Wien ein Weib regiert und sie Schwäche wittern. Maria verdoppelt ihre Armee, lässt sie besser ausrüsten und kämpft um ihr Erbe.
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    Friedrich II. über Maria Theresia:
»Einmal haben die Habsburger einen Mann auf dem Thron – und dann ist es eine Frau«
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    Vor allem mit Friedrich II. von Preußen, der am 16. Dezember 1740 in Schlesien einmarschiert. Ohne Kriegserklärung. Maria ist immer wieder verletzt, wenn man sie hintergeht. Also bleibt »Fritz« für sie ein »Ungeheuer« und »böses Tier«, mit dem sie drei »Schlesienkriege« führt: »Macht mit mir, was ihr wollt. Von Schlesien geb ich nichts her.« Am Ende verliert sie es, weil der Erhalt zu viele Opfer fordern würde.
    Ungarn hingegen gewinnt sie: Man überreicht ihr die Krone des heiligen Stephan (ihr Gatte darf an der Krönungszeremonie nicht teilnehmen, da ein Privatmann). Am 30. April 1743 wird sie auch in Prag gekrönt. Und lästert: Die Krone des heiligen Wenzel sehe »einem Narrenhäuberl gleich«.
    Marias Herzensanliegen ist Bildung. In Zusammenarbeit mit dem Aufklärer und ihrem Leibarzt Gerard van Swieten schafft sie die Basis des modernen Schulwesens, indem sie das Monopol der Kirche auf Bildung aufhebt. Die Universität wird zur »staatlichen Anstalt«, da sie »tüchtige Staatsdiener« braucht: »Das Schulwesen aber ist und bleibt allzeit ein Politikum.« Sie wünscht, dass es kein Pfarrdorf mehr geben soll, weder in Siebenbürgen noch in Tirol, wo kein Schulmeister den Kindern lesen, das Einmaleins und den Katechismus beibringt, denn allein die »unentbehrlichen, nützlichen und zierlichen« Kenntnisse führen nach oben, zu mehr Recht und damit zu Wohlstand, Vernunft und Tugend. Die Völker sollen in den Genuss einer gemeinsamen Grunderziehung kommen – aktueller geht’s kaum.
    Um dieses Projekt durchzusetzen, ist sie sogar bereit, sich mit der Kirche anzulegen, obwohl sie überzeugt ist, dass »alles Gute ... unwidersprechlich von Gott als dem Ursprung aller Gnaden« kommt. Siefühlt sich für das Seelenheil ihrer Untertanen verantwortlich. Kurz: Als »Chefin« agiert Maria Theresia geradezu vorbildlich.
    Und als Mutter von 16 Kindern? 16 Kinder – aus heutiger Sicht eine geradezu groteske Fruchtbarkeit. Es war sicherlich nicht einfach, den Überblick über diese Schar zu bewahren. Aber Maria gelingt es, alle 13 überlebenden Kinder standesgemäß zu versorgen. Zwei Töchter werden Äbtissinnen, Marie Antoinette Königin von Frankreich. Sie liebt ihre Kinder, ist allerdings auch bereit, ihr Lebensglück für politische Rücksichten zum Wohle und zur Vermehrung des habsburgischen Reiches zu opfern. Mit ihrem erstgeborenem Sohn und Erben Joseph lag sie übrigens im Dauerclinch, weil er als Skeptiker mit seiner Kritik an der Gier der Kirche nicht sparte: »Du bist eine Coquette des Geistes!«
    Am 13. September 1745 wird in Frankfurt am Main Franz Stephan zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation gewählt. Maria, da Frau, kann diese Krone nicht tragen, darf nicht einmal den Kaiser wählen. Also »kauft« sie die Stimmen der Kurfürsten (jener Reichfürsten, die das Recht hatten, den Kaiser zu wählen) und verhilft auf diese Weise ihrem geliebten Ehemann zur höchsten weltlichen Würde Europas. Wien wird Kaiserstadt.
    Sie sieht vom Balkon eines Hauses am Frauenstein zu, wie »ihr«

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