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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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sich, nachdem sich ihre Prognosen als richtig erweisen.
    Die Erfolgsmethode heißt: repräsentative Umfrage. Man befragt eine kleine Gruppe von Menschen, die, was Alter, Geschlecht, Beruf, Einkommen etc. betrifft, genauso zusammengesetzt ist wie die Gesamtpopulation. Auf diese Weise lässt sich die Einstellung sämtlicher Bürger offenlegen. Untersucht wird, was den Kunden interessiert: von der bevorzugten Zigarettensorte und der Lieblingszahnpasta über den Nutzwert von Wegwerfwindeln bis zur Reichweite des Altöttinger Liebfrauenboten . Einer der ersten Auftraggeber ist Ludwig Erhard, der wissen will, wie die geplante Währungsreform ankommt. Für einen anderen Kunden erforschte man: »Oder glauben Sie an Engel?«
    Das Entscheidende für den Erfolg jedes Demoskopen jedoch waren und bleiben die Wahlprognosen, denn deren Trefferquote lässt sich überprüfen. Das Allensbacher Institut prognostiziert bei elf Bundestagswahlen zwischen 1957 und 1994 die Ergebnisse mit einer Abweichung von weniger als einem Prozent.
    Bereits 1950 schließt das Institut einen Vertrag mit der Bundesregierung, die in regelmäßigen Abständen über die Stimmung im Land informiert werden möchte. Mit Kanzler Adenauer trinkt das Demoskopen-Ehepaar Tee. Auch Helmut Kohl sucht 16 Jahre lang den Rat Noelle-Neumanns. Man hat verstanden: Wer nicht weiß, was das Volk meint, läuft Gefahr, abgewählt zu werden. Adenauer etwa senkt 1962 vor der Bundestagswahl die Kaffeesteuer und die Begeisterung darüber überlagert gelegentlich sogar den Unmut über die Wiederbewaffnung. Nicht verzagen, Elisabeth fragen, heißt es im Kabinett. Sie aber weiß: »Die Demoskopie kann schreiben, was sie will, sie ändert doch nichts an der Realität. Das glaubt mir niemand, aber so ist es.«
    Die Nähe zur CDU bringt ihr viel Kritik ein. Auch Franz Josef Strauß behauptet, sie habe eine Umfrage »manipuliert« – nachdem herausgekommen war, dass er keineswegs so beliebt ist, wie er annahm. Während der 68er-Revolten wird Noelle-Neumann zur Reizfigur. Ihre Studenten (sie lehrt Zeitungswissenschaften und leitet seit 1967 das Mainzer Institut für Publizistik) werfen ihr vor, die Haus-Demoskopin des Kanzlers könne keine neutrale Wissenschaftlerin sein, sie wolle nicht nur Meinung erforschen, sondern selbst machen: »Mit einer Auflage von 6000 Exemplaren wurden Flugblätter gegen mich verteilt. Ich habe alle, die ich bekommen konnte, aufbewahren lassen.« Geht es während ihrer Vorlesung wild zu, »sagte ich: ›Schade, dass Sie so viel Krach machen, ich wollte gerade einen Witz erzählen.‹ Schon war es ganz ruhig im Saal.«
    1980 veröffentlicht Noelle-Neumann ihre berühmte Theorie der Schweigespirale. Sie behauptet: Die Verfechter der vermeintlich herrschenden Meinung verträten diese offensiv, während die Vertreter der vermeintlichen Minderheitsmeinung aus Angst vor Isolation eher schweigen – umso mehr, je mehr sie sich in der Minderheit fühlen. »Wichtiger als das eigene Urteil ist dem Individuum, sich nicht zu isolieren.«
    Noelle-Neumanns Kontrahenten behaupten, sie führe Intuition und Unschärfe in die Wissenschaften ein. Aber das tangiert sie kaum, sie ist längst Europas Nummer eins in ihrem Fach. Ende des 20. Jahrhunderts hat ihr Institut 95 feste Mitarbeiter und 2000 nebenberufliche Interviewer. Pro Jahr werden etwa 100 Studien mit bis zu 90 000 Interviews durchgeführt.
    1979, sechs Jahre nach dem Tod ihres ersten Mannes, heiratet Elisabeth den Kernphysiker Heinz Maier-Leibnitz, seines Zeichens nicht nur Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, sondern auch ein begnadeter Koch. Leider kann seine Frau seine Künste nicht genießen, da sie während des Krieges ihren Geruchssinn verloren hat (»Ich roch und schmeckte nahezu nichts mehr ... über Jahrzehnte hinweg«).
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    »Mir wurde nie etwas verwehrt, weil ich eine Frau bin. Eher im Gegenteil«
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    Und während die Welt dem Jugendwahn verfällt und das Alter tabuisiert, scheint sie frei von der Furcht vor Falten zu sein: »Nur wenn Sie richtig leben, keine Zeit vertrödeln, aktiv sind, ist das Alter wunderbar. Ich habe mein Leben lang zwölf Stunden pro Tag gearbeitet, zwei Stunden lang etwas gegessen und den Rest geschlafen. Warum sollte ich jetzt etwas dran ändern?«, sagt sie mit 89 Jahren.
    Eine Ausnahme-Frau, fraglos. Doch das Außergewöhnlichste an der Wissenschaftlerin im Dienst des Rationalen ist ihr Bekenntnis zu Irrationalem. In ihrer Arbeit verlässt sie sich auf Zahlen und

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