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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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als Frau in die Welt gestellt, und ich zürnte mir, dass ich Staatswissenschaften und nicht Medizin studiert hatte«. Wo kann sie sinnvoll helfen?
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    Beim Nachrichtendienst zählt »das instinktive Gefühl, wie man Menschen nehmen muss, um sie zu Spitzenleistungen zu bringen«
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    »Am besten im Feindesland«, beschließt sie, »als Meldereiterin.« Jetzt muss nur noch das Oberkommando des Heeres mitspielen, da sie, um als Zivilistin an die Front zu kommen, einen Passierschein braucht: »Ich verfasste eine Eingabe und bat, mich hinzuschicken.« Auf die Antwort wartend, trainiert sie acht Stunden täglich im Sattel.
    Was folgt, ist an »strategischer Raffinesse« kaum zu überbieten: »Als ich nach acht Tagen« – wohlgemerkt: Berliner Behörden mahlen in Kriegszeiten eher langsamer als sonst! – »noch keine Antwort hatte, meldete ich mich persönlich.« Ablehnung. »Ich bat um Audienz beim Oberbefehlshaber.« Ausreden. »Es war mir längst klar geworden, dass man mich nicht ernst nahm, und so beschloss ich, der Behörde durch unentwegtes Wiedervorsprechen so lästig zu fallen, dass sie mir, nur um mich loszuwerden, den verlangten Passierschein aushändigte.«
    Am 20. August 1914 jedenfalls erhält die »Nervensäge« ihren Passierschein. Sie will nach Brüssel, weil das dortige Gouvernement noch im Aufbau ist. »Mein Vater prophezeite mir, man würde mich auf dem kürzesten Wege in die Heimat zurückschicken! Doch ich ließ mich nicht beirren.« Diesmal liegt der Vater falsch.
    In Brüssel angelangt, ist sie fest entschlossen, diesmal den »kürzesten Behördenweg« zu gehen, und quartiert sich im gleichen Hotel wie Belgiens Generalgouverneur Colmar von der Goltz-Pascha ein, lauert ihm nach einem Mittagessen auf und bittet (»äußerlich sicher, doch innerlich pochenden Herzens«), verwendet zu werden.
    Da sie den altgedienten General überzeugt, dass nicht »Abenteuerlust und Leichtsinn mich hinausgetrieben hatten, dass es mir heilig und ernst war mit meinem Willen und Streben«, teilt er sie einer militärischen Dienststelle für Büroarbeiten zu. Sie soll beschlagnahmte Briefe belgischer Soldaten nach Hinweisen auf die Taktik der feindlichen Truppen durchforsten. Sie stürzt sich »mit Feuereifer in den neuen Pflichtenkreis«. Und muss, wie jeder Fußsoldat, frühmorgens in Reih und Glied zum Appell erscheinen und ihr Essen mit einem Blechnapf aus der Feldküche holen.
    Ihre Berichte überragen alle übrigen an Klarheit und Knappheit. Stabschef Beseler will den Verfasser persönlich kennenlernen und ist konsterniert, als sich herausstellt, dass der Leutnant eine Lady ist. Er rät dennoch seinem Vorgesetzten Oberst Walter Nicolai, »diese Kraft warmzuhalten«, der, wie zu erwarten, auf Frauen in seinem Korps gut verzichten kann. Elsbeth »ertrotzt« sich ein Gespräch.
    Am 9. Oktober 1914 schlägt ihre Stunde: »Nur mit Aufbietung aller in mir schlummernden Kräfte gelang es mir endlich, Einwilligung zu erhalten.« Sie darf im Rang eines Hauptmanns für den Chef der Abteilung III b, dem der gesamte Nachrichtendienst der Obersten Heeresleitung unterstellt ist, arbeiten. Rückblickend gesteht sie, dass es ihr wie »eine immer noch unbegreifliche, verwunderliche Schicksalsfügung« vorkam.
    Ein halbes Jahr nach ihrem Ritt nach Brüssel, Anfang 1915, wird Schragmüller Leiterin der deutschen Spionageabteilung gegen Frankreich. Dabei hatte »ich über Spionage vorher noch nicht viel nachgesonnen und darüber denn auch eine mehr als naiv-laienhafte Vorstellung«.
    Sie verdankt ihren unglaublichen Aufstieg der Tatsache, dass sie rasch das Wichtigste erkennt: »Das innerste Wesen des Nachrichtendienstes ist kein militärisches.« Was zählt, ist »das instinktive Gefühl, wie man Menschen nehmen muss, um sie zu Spitzenleistungen zu bringen«.
    Ihr Arbeitsplatz war also nie das breite französische Bett, sondern ein unscheinbares Haus in der Brüsseler Rue de la Pépinière. Und ebenso wenig wie die James-Bond-Chefin »M« die Zentrale verlässt,ist auch Elsbeth »persönliche Vornahme irgendwelcher Erkundungen in Feindesland ausdrücklich verboten«. Vermisst hat sie es kaum, denn die »Organisation systematischer Aufklärung war ein geistiger Hochgenuss«. Sie allein entscheidet, wer für sie arbeiten darf. Sie nimmt Akademiker wie Arbeiter, Holländer wie Italiener, Hauptsache Menschen, die leicht »persönlichen Begierden unterliegen«, insbesondere der Geldgier.
    Anfang 1916 sind Elsbeths Trefferquoten den

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