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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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Geheimrat ihr »lieber Vater«. Johanna beginnt, Berichte für das Journal des Luxus und der Moden zu schreiben, und beschließt, sich intensiv weiterzubilden.
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    Johanna zu Arthur:
»Es ist zu meinem Glück notwendig, zu wissen, dass du glücklich bist, aber nicht, ein Zeuge davon zu sein«
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    Sie genießt ihren Erfolg und den häuslichen Frieden: »Ich lebe jetzt ganz nach meines Herzens Wunsch«, berichtet sie ihrem Sohn nach Hamburg. Arthur Schopenhauer in der fernen Hansestadt bittet seine Mutter Anfang 1807 um die Erlaubnis, dem Kaufmannskontor den Rücken kehren zu dürfen. Johanna stimmt zu, obwohl seine romantisch-pessimistischen Gedanken, seine »nutzlosen Grübeleien« und Melancholie sie schon damals verdrießen. Sie organisiert seinen Umzug, sorgt dafür, dass er ins Gymnasium in Gotha aufgenommen wird (um studieren zu können, muss er das Abitur nachholen), trifft aber Vorsichtsmaßnahmen, damit ihre Mutter-Sohn-Beziehung nicht im Kleinkrieg untergeht: »Es ist zu meinem Glück notwendig, zu wissen, dass du glücklich bist, aber nicht, ein Zeuge davon zu sein.« Am 23. Dezember 1807 trifft Arthur in Weimar ein.
    Johannas Salon – der erste bürgerliche Salon Deutschlands! – ist inzwischen ein »Muss« für jeden, der etwas auf sich hält. Arthur findet seine Mutter umschwärmt von Schöngeistern und empfindet sich selbst als Zaungast. Eigentlich sucht er Halt bei ihr, eine »Mutti«, die pausen- und bedingungslos für ihn da wäre. Mit einer VIP-Mutter, die weder unterwürfig noch häuslich ist, weiß er nicht umzugehen. Und während sie einen Heiratskandidaten nach dem anderen abblitzen lässt, entflammt der Sohnemann – ausgerechnet! – für die Schauspielerin Karoline Jagemann, die offizielle Mätresse des Herzogs Carl August. Die Mutter seiner Kinder ist um elf Jahre älter als Arthur: »Dieses Weib würde ich heimführen, und wenn ich sie Steine klopfend an der Landstraße fände.« Johanna reagiert gelassen.
    Als er 1809 mit 21 Jahren volljährig wird, zahlt sie ihm sein Erbe aus (19 000 Taler, die jährlich eine Rente von 650 Taler bringen) undlegt ihm nahe, wie wichtig für seine weitere Entwicklung ein Universitätsstudium wäre. Wohlgemerkt: In Weimar gibt es keine Universität. Gleichzeitig schreibt Johanna ihr erstes Buch, eine Biografie über ihren verstorbenen Freund, den Weimarer Bibliothekar Carl Ludwig Fernow. Es wird ein Überraschungserfolg. Deutschland nimmt die Witwe erstmals als Schriftstellerin wahr.
    Ihr Sohn wird für seine Dissertation Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde zum Doktor der Philosophie promoviert und reist nach Weimar, um seiner Frau Mutter die gedruckte Dissertation zu überreichen. Sie meint ironisch, dieser »gelehrte Humbug ist wohl etwas für Apotheker«. Der verletzte Dr. Arthur returniert: »Das wird man lesen, während von deinen Schriften kaum ein Exemplar in einer Rumpelkammer stecken wird.« Johanna behält das letzte Wort: »Von den deinigen wird die ganze Auflage noch zu haben sein.« (Beide sollen recht behalten.)
    Dennoch zieht Arthur bei seiner Mutter ein, aber erst nachdem er sich mit ihren »Spielregeln« einverstanden erklärt hat: »Höre also, auf welchem Fuß ich mit dir sein will ... an meinen Gesellschaftstagen kannst du abends bei mir essen, wenn du dich dabei des leidigen Disputierens, das mich auch verdrießlich macht, wie auch alles Lamentierens über die dumme Welt und das menschliche Elend enthalten willst, weil mir das immer eine schlechte Nacht und üble Träume macht und ich gern gut schlafe.«
    Arthur verspricht, sich »zu benehmen«. Aber: In Johannas Haus wohnt inzwischen auch Georg Friedrich Konrad Ludwig von Gerstenbergk, genannt Müller-Gerstenbergk, Johannas »Hausfreund«. Er, 14 Jahre jünger, »gefällt mir gut«, sie nimmt ihn mit auf Reisen, führt den Beamten in die »bessere« Gesellschaft ein. Arthur ist schockiert. Müller, »diese Fabrikware der Natur« (Arthur), wagt es, den Platz seines Vaters für sich in Anspruch zu nehmen. Arthur gibt den Jung-Patriarchen, dessen Rechte unterminiert werden.
    Die täglichen Szenen werden immer heftiger, Arthur stellt ein Ultimatum: »Von Gerstenbergk oder ich.« Johanna wählt ihren Lover. Mai 1814: »Ich bin es müde, länger dein Betragen zu dulden. Nicht Herr Müller, das beteuere ich hier vor Gott, an den ich glaube, du selbsthast dich von mir losgerissen. Dein wegwerfendes Benehmen gegen mich, deine Verachtung gegen mein Geschlecht.

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