Starship Troopers
nicht beantworten, und du solltest sie eigentlich auch nicht an mich richten. Man erwartet von dir, daß du die Antwort schon kennst, ehe du dich zum Wehrdienst meldest. Hast du in deiner Schule Unterricht in Geschichte und Moralphilosophie gehabt?«
»Wie bitte? Sicher - ja, Sir.«
»Dann müßtest du also auch die Antwort kennen. Aber ich gebe sie dir trotzdem - inoffiziell - meine persönliche Meinung, Wenn du ein Kind bestrafen willst, würdest du ihm dann gleich den Kopf abhacken?«
»Wie bitte ... nein, Sir!«
»Natürlich nicht. Du gibst ihm einen Klaps auf den Hintern oder eine Tracht Prügel. Nun können sich Umstände ergeben, unter denen es genauso töricht wäre, eine Stadt des Gegners mit einer Wasserstoffbombe zu vernichten, wie ein Baby mit einer Axt zu vertrimmen. Denn Krieg ist nicht Gewalt und Vernichtung schlechthin. Ein Krieg ist kontrollierte Gewalttätigkeit zu einem Zweck. Der Zweck eines Krieges ist die Unterstützung einer Regierungsentscheidung mit gewalttätigen Mitteln. Der Zweck des Krieges ist niemals der Tod des Gegners als Selbstzweck, sondern ein Mittel, ihn zu zwingen, das zu tun, was du von ihm verlangst, Nicht seine Vernichtung ... sondern kontrollierte und sinnvolle Gewalt. Aber es ist nicht deine und meine Aufgabe, zu entscheiden, welchen Zweck die Gewalt erfüllen soll. Es ist niemals die Aufgabe eines Soldaten, zu entscheiden, wann - oder wie - oder wo - oder warum er kämpft. Das obliegt den Staatsmännern und den Generälen. Die Staatsmänner entscheiden, warum und wie groß die Gewalt sein muß, die Generäle übernehmen dann deren Entscheidung und sagen uns, wo und wann und wie. Wir üben dann die Gewalt aus; andere Leute ältere und klügere Köpfe, wie man zu sagen pflegt - stellen die Kontrolle. So, wie es auch sein soll. Das ist die beste Antwort, die ich dir geben kann. Wenn sie dir nicht genügt, gebe ich dir einen Zettel mit, damit du mit dem Regimentskommandeur sprechen kannst. Wenn er dich nicht überzeugen kann, dann geh nach Hause und werde wieder ein Zivilist! Denn in diesem Fall wirst du wahrscheinlich niemals ein Soldat werden.«
Zim sprang auf die Füße. »Ihr wollt euch wohl nur drücken, weil ihr mich reden laßt. Auf, Soldaten! Ein bißchen munter! Auf Gefechtsstation, Ziel frei - Hendrick, Sie zuerst. Diesmal möchte ich, daß Sie das Messer in südliche Richtung werfen. Nach Süden, verstanden? Nicht nach Norden. Das Ziel befindet sich genau südlich von Ihnen, und ich möchte, daß Sie das Messer wenigstens ungefähr in südlicher Richtung werfen. Ich weiß, Sie werden es nicht treffen, aber vielleicht können Sie es ein bißchen einschüchtern. Und schneiden Sie sich nicht dabei das Ohr ab! Und daß es Ihnen nicht aus der Hand rutscht und aus Versehen einen Hintermann verletzt - konzentrieren Sie nur Ihr bißchen Gehirn darauf, daß das Ziel sich südlich von Ihnen befindet! Fertig - Ziel frei! Werfen!«
Hendrick warf wieder daneben.
Wir übten mit Stöcken, und wir übten mit Draht (man kann mit einem Stück Draht fürchterliche Dinge anstellen), und wir lernten, was man mit den modernen Waffen wirklich alles ausrichten kann und wie man das tut und wie man dieses Gerät bedient und wartet - simulierte Kernwaffen und InfanterieRaketen und die verschiedenen Kampfgas-Sorten und GiftKampfstoffe und Brennsätze und Sprengsätze. Und noch viele andere Sachen, die wir vielleicht lieber nicht erwähnen sollten. Aber wir lernten auch eine Menge über die »veralteten« Waffen. Wir übten zum Beispiel mit Bajonetten auf Gewehrattrappen und mit Gewehren, die keine Attrappen waren, sondern fast identisch mit den Infanterie-Waffen des zwanzigsten Jahrhunderts - sehr ähnlich unseren heutigen Sport- und Jagdgewehren -, nur daß wir mit Ganzmetallpatronen schossen, mit Bleikugeln in legierten Hülsen, - und zwar auf Ziele in festgelegten Entfernungen und auf bewegliche Überraschungsziele auf Übungsplätzen mit Sprengfallen. Der Zweck dieser Übungen bestand darin, uns auf den Umgang mit jeder scharfen Waffe vorzubereiten; und wie man sich darauf einzustellen hat. Ich bin ziemlich sicher, daß wir das gelernt haben.
Bei den Gefechtsübungen benutzten wir diese Gewehre anstelle von Waffen, die weitaus gefährlicher waren und viel genauer trafen. Wir verwendeten eine Menge Dinge, die nur vortäuschten, was sie sein sollten. Das war notwendig. Eine >Sprengbombe< oder >Sprenggranate< gegen lebende oder feste Ziele war eine Übungsgranate, die nur knallte und
Weitere Kostenlose Bücher