Starship Troopers
viel schwarzen Rauch entwickelte; und Kampfstoff-Granaten bliesen Gas ab, das uns zum Niesen und Weinen brachte - ein Zeichen dafür, daß wir tot oder gelähmt waren -, und die Wirkung war schlimm genug, daß wir nie mehr vergaßen, uns rechtzeitig die Gasmasken anzulegen ... ganz zu schweigen von dem Terror, den es gab, wenn wir mit tränenden Augen und Rotznase von der Übung zurückkamen. Schlaf wurde immer mehr zur Mangelware. Mehr als die Hälfte der Übungen wurde nachts abgehalten, mit Infrarot-, Radar- und Horchgeräten.
Die Gewehre, die als Ersatz für alle Waffen mit Zieleinrichtung verwendet wurden, waren mit Exerzierpatronen geladen, aber wir wußten, daß unter fünfhundert Platzpatronen auch eine scharfe war. Gefährlich? Ja und nein. Das Leben selbst ist schon gefährlich ... und eine Vollkernkugel ist nur tödlich, wenn sie dich in den Kopf oder das Herz trifft, und selbst dann ist der Tod nicht immer sicher. Aber diese scharfe Patrone unter fünfhundert Attrappen weckte unser Sicherheitsbedürfnis, zumal wir wußten, daß sie aus Gewehren abgefeuert wurden, mit denen die Meisterschützen unter unseren Ausbildern auf uns zielten. Und diese strengten sich wirklich an, uns zu treffen, wenn sie wußten, daß eine scharfe Patrone in der Kammer war. Sie versicherten uns nur, daß sie nicht auf den Kopf eines Rekruten zielen würden ... aber Ausnahmen waren nicht ausgeschlossen.
Sehr beruhigend war dieses Versprechen unserer Ausbilder bestimmt nicht. Diese 500ste Patrone verwandelte langweilige Feldübungen in ein riesiges Russisches Roulette. Die Langeweile vergeht sofort, wenn du zum erstenmal den heißen Atem einer scharfen Patrone neben deinem Ohr vernimmst, ehe du das Knallen des Gewehrs hörst.
Aber vielleicht gewöhnten wir uns doch mehr daran, als für unsere Ausbildung gut war, denn von oben wurde die Parole durchgegeben, daß das Mischungsverhältnis von harmlosen und scharfen Patronen sich auf eins zu hundert steigern würde, wenn wir so weitermachten ... und auf eins zu fünfzig, wenn das immer noch nichts half.
Ich weiß nicht, ob diese Warnung in die Tat umgesetzt wurde schwierig, so etwas nachzuprüfen -, aber ich weiß, daß wir wieder kräftig anzogen, weil ein Junge in der Nachbarkompanie einen Streifschuß über den Hintern bekam, der eine ganz erstaunliche Narbe und eine Menge anzüglicher Bemerkungen und ein wiedererwachtes Interesse für Deckung im Gelände hinterließ. Wir lachten zwar über den Jungen, weil er das Ding in den Hintern bekommen hatte, aber wir wußten alle, daß es auch sein Kopf hätte sein können - oder unser eigener Kopf.
Die Ausbilder, die nicht mit Gewehren auf uns schossen, gingen nicht in Deckung; sie zogen nur ein weißes Hemd an und spazierten mit ihrem blödsinnigen Stecken unter dem Arm aufrecht durch das Gelände. Sie waren offensichtlich fest davon überzeugt, daß nicht einmal ein Rekrut absichtlich einen Ausbilder erschießen würde was nach meiner Meinung nur bedingt richtig war und zum Teil eine übertriebene Vertrauensseligkeit darstellte.
Trotzdem standen die Chancen fünfhundert zu eins, daß selbst der Schuß, der mit mörderischem Vorsatz abgegeben wurde, nur eine Platzpatrone war, und der Sicherheitsfaktor vergrößerte sich noch dadurch, daß der Rekrut in der Regel noch nicht zu den Meisterschützen zählte. Ein Gewehr ist keine leicht zu handhabende Waffe. Es sucht sich sein Ziel nicht selbst -; wie ich hörte, brauchte man damals, als die Kriege noch mit solchen Gewehren ausgetragen und entschieden wurden, im Durchschnitt mehrere tausend Schüsse, um einen Mann zu töten. Das scheint eine unglaubliche Munitionsverschwendung gewesen zu sein, aber die Militärgeschichte bürgt für diese Zahl. Offensichtlich wurden die meisten Schüsse gar nicht gezielt abgegeben, sondern sollten nur den Gegner dazu zwingen, den Kopf einzuziehen und das Feuer der eigenen Truppe nicht zu stören. Jedenfalls wurde keiner unserer Ausbilder durch Gewehrschüsse verwundet oder getötet. Auch kein Rekrut fiel dem Gewehrfeuer zum Opfer. Die tödlichen Unfälle gingen auf das Konto anderer Waffen oder einer falschen Handhabung von Waffen - manche von diesen Dingern konnten sich um hundertachtzig Grad drehen und einen beißen, wenn man sich nicht genau an die Gebrauchsanweisung hielt. Ja, und ein Junge brachte es sogar fertig, sich den Hals zu brechen, als sie bei einer Übung zum erstenmal auf ihn schossen, weil er zu hastig in Deckung ging -, obwohl es
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