Starship Troopers
ihn nicht danach gefragt, vielleicht hatte er angenommen, Zim wäre gegen einen Türpfosten gerannt und würde das vielleicht zu gegebener Zeit erwähnen.
»Ist die Disziplinarordnung in Ihrer Kompanie bekanntgegeben worden, wie es Vorschrift ist?«
»Jawohl, Sir. Sie wurde an jedem Sonntagmorgen verlesen und ausgehängt.«
»Das ist mir bekannt. Ich habe nur für das Protokoll gefragt.«
An jedem Sonntagmorgen, vor dem Gottesdienst, wurden uns beim Appell die disziplinarischen Bestimmungen aus dem Gesetzbuch für die Streitkräfte vorgelesen. Sie wurden auch am Schwarzen Brett vor der Kompanie- Schreibstube ausgehängt. Niemand schenkte ihnen große Aufmerksamkeit - sie gehörten zur Routine unserer Ausbildung; man konnte zuhören und dabei schlafen. Wenn wir überhaupt etwas davon mitbekamen, dann diejenigen Artikel, die wir >die einunddreißig Möglichkeiten einer Bruchlandung< nannten. Schließlich sorgten die Ausbilder dafür, daß wir alle Vorschriften, die wir wirklich kennen mußten, im Schlaf herunterbeten konnten. Die Bruchlandungen waren ein uralter Euphemismus, ein ähnlich alter Kommißausdruck wie >die Seelenachse, die man sich in der Waffenkammer abholen könne< ... es waren die einunddreißig militärischen Kapitalverbrechen. Ab und zu brüstete sich jemand damit, oder unterstellte einem anderen, er habe die zweiunddreißigste Methode einer Bruchlandung entdeckt, was immer irgend etwas Absurdes und in der Regel Obszönes darstellte.
»Schlagen eines Vorgesetzten im Dienst ...!«
Das klang plötzlich gar nicht mehr wie ein Witz mit langem Bart. Zim mit der Faust geschlagen? Hängte man deswegen einen Mann auf? Nun, fast jeder von uns in der Kompanie hatte mit der Faust gegen Zim ausgeholt, und ein paar von uns hatten sogar getroffen ... wenn Zim uns im Nahkampf unterrichtete. Gewöhnlich nahm er uns vor, nachdem die anderen Ausbilder sich mit uns abgegeben harten und wir uns schon einbildeten, wir wären die Größten - dann gab er uns den letzten Schliff. Tatsächlich war ich selbst Zeuge gewesen, wie Shujumi ihn bewußtlos geschlagen hat. Bronski kippte einen Eimer Wasser über dem Sergeant aus, und Zim stand auf, und schüttelte Shujumi die Hand. Und dann warf er Shujumi bis hinter den Horizont. Captain Frankel blickte sich um und winkte mich zu sich heran. »Sie. Rufen Sie das Regimentshauptquartier an.«
Ich gehorchte, drückte die Knöpfe und trat zurück, als das Gesicht eines Offiziers auf dem Schirm auftauchte.
»Adjutant«, sagte das Gesicht.
Frankel erwiderte energisch: »Der Kommandeur des Zweiten Bataillons mit der Bitte an den Regimentskommandeur, einen Offizier für das Kriegsgericht abzustellen.«
»Wann brauchst du ihn, Ian?« fragte das Gesicht.
»So rasch wie möglich.«
»Also sofort. Ich bin sicher, Jake ist gerade im Hauptquartier. Artikel und Name?«
Captain Frankel nannte die Kenn-Nummer von Hendrick und zitierte eine Artikelnummer. Das Gesicht auf dem Schirm stieß einen leisen Pfiff aus und wurde starr.
»Erledige ich sofort, Ian. Wenn ich Jake nicht erreichen kann, komme ich selbst - sobald ich dem Alten Bescheid gesagt habe.«
Captain Frankel wandte sich Zim zu. »Die Begleitmannschaft - sind sie Zeugen?«
»Jawohl, Sir.«
»Hat der Truppführer es gesehen?«
Zim zögerte unmerklich, »Ich glaube ja, Sir.«
»Holen Sie ihn her. Ist jemand mit einem Düsenanzug in der Nähe?«
»Jawohl, Sir.«
Zim trat ans Telefon, während Frankel Hendrick fragte: »Welche Zeugen wollen Sie zu Ihrer Verteidigung benennen?«
»Hä? Ich brauche keine Zeugen. Er weiß, was er getan hat! Geben Sie mir nur ein Stück Papier, und ich verschwinde wieder ... «
»Alles zu seiner Zeit,«
In einer sehr schnellen Zeit, dünkte mir. Keine fünf Minuten später kam Korporal Jones in einem Komman- deursanzug zum Hauptquartier gehüpft, Korporal Mahmud auf seinen Armen tragend. Er lud Mahmud am Hauptquartier ab und hüpfte wieder fort, als Lieutenant Spieksma zur Tür hereinkam. »Guten Tag, Captain«, sagte er. »Sind der Beschuldigte und die Zeugen hier?«
»Alle bereit. Übernehmen Sie, Jake.«
»Ist das Aufzeichnungsgerät eingeschaltet?«
»Ich schalte es gerade ein.«
»In Ordnung. Hendrick, treten Sie vor.« Hendrick gehorchte; er sah so aus, als würden jeden Augenblick seine Sicherungen durchbrennen. Lieutenant Spieksma sagte mit energischer Stimme: »Feldgericht, nach Generalorder Nummer vier, erlassen vom kommandierenden General des Ausbildungskommandos und
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